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Das letzte Testament (von Sam Bourne)

30. Oktober 2020 0 comments Article Lesestoff, Polit, Thriller, Verschwörung
Titel: Das letzte Testament
Autor: Sam Bourne
Verlag: FISCHER
Erschienen: 2008
Seiten: 480
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Sam Bournes Auftakt der Serie um die Spitzenmediatorin Maggie Costello führt sie nach Israel mitten in den Nahost-Friedensprozess. Einmal mehr verbindet er Fiktion und Realität auf beeindruckende Weise.

Quelle: S. Fischer

Bei Plünderungen im Rahmen des Sturzes Saddam Husseins im Jahre 2003 findet ein Junge eine Tontafel. Über Umwege landet die Jahre später in den Händen des israelischen Archäologieprofessors Shimon Guttman. Der erkennt noch die Brisanz der Tafel, denn sie enthält den letzten Willen Abrahams. Doch bevor er den Fund veröffentlichen kann, wird er ermordet. Weitere Menschen, die mit der Tafel in Kontakt waren, folgen. Der Nahost-Friedensprozess, der eigentlich gerade in einer aussichtsreichen Phase war, gerät wieder einmal in Gefahr.
Um die Verhandlungen zu retten, schickt die US-Regierung Maggie Costello, ehemals Star-Mediatorin für NGOs, die UN und die USA, in die Region. Seit ihrem letzten Verhandlungsauftrag, bei dem sie schlimm scheiterte, hat sie auf Scheidungen umgesattelt. Mehr gezwungen als freiwillig nimmt sie den Auftrag an und beginnt Ermittlungen zu den rätselhaften Mordfällen. Schnell gerät sie dabei zwischen die Fronten.

Das letzte Testament ist Band 1 der Reihe um Maggie Costello und erschien in der deutschsprachigen Fassung 2008, in der aktuellen 2010. Der Thriller stützt sich historisch lose auf die Lage im Nahostkonflikt in der zweiten Hälfte der Nullerjahre. Fest datiert in der Handlung ist lediglich der Strang um die Geschehnisse 2003 im Irak, die restliche Handlung findet »Mehrere Jahre später« statt. Allerdings gibt es innerhalb der Handlung Hinweise, so beispielsweise die Bildung der Einheitsregierung von Hamas und Fatah im Februar 2007, die im Buch bereits geschehen ist. Außerdem steht in den USA eine Präsidentschaftswahl an, was auf November 2008 datiert werden kann. Historisch abweichend ist dabei, dass es im Buch um eine Wiederwahl geht, der damalige US-Präsident George W. Bush aber am Ende seiner zweiten Amtszeit stand. Die Friedensverhandlungen, die im Buch thematisiert werden, sind Fiktion; real wurden diese erst 2010 wiederaufgenommen.

Als Einstieg in die Reihe baut Bourne Das letzte Testament ein bisschen ungewöhnlich auf, was aber nur auffällt, wenn man sich nicht an die Reihenfolge hält und die restlichen Bände schon kennt. Denn im Gegensatz zu den späteren Bänden widmet er sich detailliert mit Maggies Vorgeschichte. Wo sich der Hintergrund der Hauptfigur in vielen anderen Reihen erst nach und nach im Rahmen einer Rahmenhandlung enthüllt, erledigt Bourne das gleich im ersten Band und dort auch am sehr viel präziser, als in allen späteren Bänden. Das betrifft insbesondere Maggies erste Phase als politische Mediatorin. Insofern relativiert sich meine Kritik an der fehlenden Charaktertiefe in den späteren Bänden ein wenig, man sollte die Bücher einfach chronologisch lesen.

Mit Blick auf die Übersetzung von Rainer Schmidt habe ich für ein Buch von 2008 mit dieser Thematik erstaunlich wenig anzumerken. Rassismen und Sexismen werden insgesamt nur von negativ behafteten Figuren genutzt und die werden dadurch auch nicht sympathischer. Es gibt gegen Ende aber eine Stelle, an der Maggie »Gutmenschen« in negativer Konnotation nutzt, was mich sehr gewundert hat. Das Wort schien mir für die Zeit vor 2015 eher eine Randerscheinung. Allerdings muss ich feststellen, es hat seit den 1990ern einen schleichenden, aber stetigen Aufschwung. Dass es 2008 allerdings schon so weit im allgemeinen literarischen Sprachgebrauch angekommen war, dass man es in einer Übersetzung nutzen musste, wundert mich weiter.

Davon aber abgesehen ist Das letzte Testament ein toller Einstieg in eine herausragende Serie. Maggie Costello ist als Protagonistin super gewählt. Thematisch bestechen Band und Serie insbesondere durch ihre recht enge Einbettung in die tatsächlichen Entwicklungen seit Mitte der Nullerjahre. Dazu kommt ein erhebliches Maß an Fachwissen über den Nahostkonflikt und seine Hintergründe und, was allerdings im ersten Band noch nicht so sehr zum Tragen kommt, die US-amerikanische Politik.

Eine Contentwarnung muss ich mir noch gestatten: Es gibt einige wenige Folterszenen und recht eindrücklich beschriebene sexualisierte Gewalt. Gerade letzteres muss in der Deutlichkeit nicht unbedingt gut für jede:n sein.

Also, lest Das letzte Testament und den Rest der Reihe. Es lohnt sich. Sam Bourne hat da mit der Verbindung aus Fiktion und sehr großer Realitätsnähe da wirklich eine oft schmerzhaft gute Thrillerreihe geschrieben.

Maggie Costello
Das letzte Testament (von Sam Bourne)
Der Gewählte (von Sam Bourne)
Der Präsident (von Sam Bourne)
Die Wahrheit (von Sam Bourne)

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

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Die Wahrheit (von Sam Bourne)

22. Oktober 2020 0 comments Article Lesestoff, Thriller, Verschwörung
Titel: Die Wahrheit
Autor: Sam Bourne
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 2020
Seiten: 448
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Band 4 der Serie um Maggie Costello und für mich der beste schlimmste. Eine deutliche Warnung vor geschichtsrevisionistischen Bemühungen im Großen wie im Kleinen.

Quelle: Lesejury

Während William Keane in einem vielbeachteten Gerichtsprozess erreichen will, dass die Sklaverei aus der amerikanischen Geschichte gestrichen wird, bricht plötzlich auf der ganzen Welt die Katastrophe aus. Die wichtigsten Bibliotheken und Archive gehen in Flammen auf, Historiker und Zeitzeugen der schlimmsten Epochen der jüngeren Vergangenheit werden ermordet.
Maggie Costello wollte zwar kürzer treten, ist aber schnell bereit, sich den Geschehnisse zu widmen, als sie darum gebeten wird. Schnell wird ihr klar, hier ist eine konzertierte Aktion in vollem Gange und das Ziel ist so offensichtlich wie schrecklich: Das historische Gewissen der Welt soll ausgelöscht werden, damit die Menschheit auf einem weißen Blatt neu anfangen kann.

Die Wahrheit ist, und das finde ich nach Der Präsident wirklich schwer, für mich zweifellos der bislang schlimmste Teil der Serie um Maggie Costello. Und damit meine ich nicht die Qualität des Thrillers. Die ist extrem gut, aber uff, ich habe gelitten wie bei wenigen fiktionalen Büchern. Die Geschichte und die Implikationen, die sie mit sich bringt und die Bourne schonungslos ausarbeitet, sind für mich dermaßen furchtbar, da hat das Lesen viel mit mir gemacht. Alleine die Vorstellung, es würde reichen, die historischen Belege für Sklaverei oder die Shoah zu vernichten, um sie juristisch ungeschehen, weil unbelegbar, machen zu können … wie grausam ist das? Da hilft es auch nicht, dass Die Wahrheit, erschienen 2020, natürlich wieder nah an der aktuellen Lage in den USA geschmiedet ist und diese ganze Geschichte, die Herleitungen, die Argumentationen – Crawford McNamara (aka. Steve Bannon) und William Keane halten seitenlange Monologe, die 1:1 aus dem Lager des derzeitigen Präsidentendarstellers (Herrje, schon wieder) stammen könnten – weit weniger fiktional scheinen, als sie sollten.

Um das also kurz zu fassen, Bourne hat ein Szenario konstruiert, das extrem gut ist, weil es extrem fürchterlich ist. Er verstärkt das, indem er es recht nahtlos in die aktuelle politische Lage in den USA einbettet. Dadurch konnte ich Die Wahrheit nicht alleine als Unterhaltungsliteratur lesen, auch wenn es zweifellos in die Sparte gehört. Das Buch ist auch eine Mahnung, rote Linien insbesondere nach Rechts zu ziehen und sie dann auch vehement zu verteidigen.

Als quasi notwendigen Nebeneffekt spielt Bourne eine Debatte durch, die, abseits eines wissenschaftlichen Diskurses, wahrscheinlich auch nur in rechten und – könnte ich mir thematisch vorstellen – höchstens noch libertären Kreisen existiert: Ginge es den Gesellschaften der Menschheit insgesamt besser, wenn sie nicht mit ihren Altlasten leben müssten? Kriege, Vorurteile, Unterdrückungsmechanismen … vieles davon begründet sich in hohem Maße auf Geschehnisse in der Vergangenheit. Gäbe es die im kollektiven Bewusstsein nicht mehr, könnte dann jede Generation nicht wieder bei Null anfangen? Bournes Antwort auf die Frage ist ein eindeutiges Nein, das zeigt sich alleine schon aus den Motiven, aus denen die Verfechter der These im Buch agieren. Denn die liegen quasi immer in einer Machtposition, die von unbequemen Altlasten bereinigt werden soll. Um es deutlicher zu sagen: Weiße, gut situierte Menschen. Ihnen gegenüber stehen Marginalisierte, die um die effektive Anerkennung ihrer Vergangenheit kämpfen.

An der Stelle möchte ich einen kleinen Kritikpunkt anbringen: Relativ früh im Buch unterhält sich Maggie mit Mike Jewel, dem Schwarzen Wortführer einer Anti-Hass-Kundgebung. Er duzt sie, sie siezt ihn. Das Setting fällt mir öfter auf und es stört mich, denn bei Übersetzungen aus dem Englischen basiert es immer auf einer Interpretationsleistung, schließlich existiert der Unterschied zwischen formeller und informeller Anrede im Original nicht. Es mag Kontexte geben, in denen eine Differenzierung auf dieser zusätzlichen Ebene inhaltlich Sinn macht, wahrscheinlich ist das sogar meistens der Fall. Hier haben wir mit Maggie aber eine Figur, zu der dieses Beharren auf einer formellen Anrede gegen die informelle ihres Gegenübers nicht passt. Und dann sollte man es auch lassen, weil es eine Wertung der Charaktere beinhaltet, die, jedenfalls in der Schärfe, im Original nicht vorhanden war.

Nevertheless, lest Die Wahrheit! Das Buch ist nicht nur als Teil der Serie um Maggie Costello super, es bearbeitet auch ein Thema, das leider sehr in die aktuelle Zeit passt. Bourne warnt, und das laut. Er mag die Sache überziehen – dafür ist es Fiktion -, aber geschichtsrevisionistische Bemühungen gibt es und sie sind gleichermaßen eine große Gefahr.

Maggie Costello
Das letzte Testament (von Sam Bourne)
Der Gewählte (von Sam Bourne)
Der Präsident (von Sam Bourne)
Die Wahrheit (von Sam Bourne)

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Der Gewählte (von Sam Bourne)

18. Oktober 2020 0 comments Article Lesestoff, Polit, Thriller
Titel: Der Gewählte
Autor: Sam Bourne
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 2011
Seiten: 460
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Der US-Präsident steht unter Beschuss. Maggie Costello begibt sich auf die Spuren einer gewaltigen Verschwörung. Ein klassischer US-Verschwörungsthriller.

Quelle: S. Fischer

Gerade zwei Monate im Amt, sieht sich der charismatische US-Präsident Stephen Baker mit einem umfassenden Angriff auf seine Präsidentschaft konfrontiert. Ein Unbekannter veröffentlicht eine Story nach der anderen und beschwört damit ein Impeachment herauf. Als der Erpresser plötzlich tot in seiner Wohnung aufgefunden wird, eskaliert die Lage.
Maggie Costello, die bereits in Bakers Wahlkampf mitgewirkt hat und gerade ihre Stelle im Weißen Haus durch den Stabschef des Präsidenten verloren hat, gehört zu Bakers engstem Kreis und soll die Hintergründe der Erpressung ermitteln. Schnell vermutet sie Ungereimtheiten, doch je näher sie den Drahtziehern kommt, desto größer wird die Gefahr für ihr Umfeld.

Der Gewählte in der aktuellen Fassung stammt aus dem Jahr 2013, erstveröffentlicht wurde der Thriller 2011 bei Scherz, einem Imprint von S. Fischer. Im Zentrum des Thrillers steht erneut Maggie Costello, allerdings verlagert Bourne die Reihe nun thematisch stärker auf die US-Innenpolitik. Er reagiert damit auf die rasante Rechtspopulisierung der USA als Nebeneffekt bereits der Regierung Obama, die schließlich im Präsidentschaftswahlkampf 2016 gipfelte und seitdem weiter eskaliert. Dafür geht er mehr ins (hoffentlich!) Fiktionale und verzichtet auf eine breite historische Basis, wie sie seine ersten Bücher kennzeichnete.

Ich muss gestehen, ich habe mal wieder geschludert, als es um die Reihenfolge der bislang vier auf Deutsch erschienenen Bände um Maggie Costello ging. Dazu kommt, dass ich Der Präsident, den dritten Band, schon als er 2017 erschien las und damals noch nicht rezensiert hatte. Also erscheinen die hier in völlig falscher Folge – wenigstens kann ich sagen, man muss die Serie nicht in der richtigen Reihenfolge lesen, die einzelnen Bücher sind in sich weitgehend abgeschlossen.

Wenn es um die Handlung geht, ist Der Gewählte gewohnt komplex und spannend. Bourne knüpft um den charismatischen Präsidenten Baker – wohl eine Reminiszenz an Barack Obama -, der ursprünglich als Außenseiter ins Rennen ging, ein verzweigtes Netz aus Intrigen und der großen Verschwörung, womit er den sog. Deep State aufgreift. Die Handlung beginnt dabei in einer recht kleinen Dimension, die sich im Fortgang aber immer weiter vergrößert. Unerwartete Wendungen sind dabei vorprogrammiert und halten die Geschichte bis zum Ende spannend.

Mit Blick auf seine Figuren ist Bourne nun großzügiger. Neben Maggie, die unangefochten die Protagonistin ist, bekommen auch einige Nebenfiguren reichlich Raum für eine tiefere Charakterentwicklung. Das gilt insbesondere für Stephen Baker und seinen Chefberater Stuart Goldstein. Das tut dem Buch grundsätzlich gut.

Ein wenig schade fand ich den Plot von Der Gewählte an sich, weil Bourne sich mit seiner Handlung weitgehend in das Feld der typischen US-amerikanischen Verschwörungsthriller einreiht. Die sind zwar spannend – man denke nur an Robert Ludlum, der fast ein ganzes Lebenswerk auf dem Plot aufbauen konnte -, allerdings folgen sie auch einem recht stringenten Grundprinzip, das im Storydesign mittlerweile doch sehr einschränkt: Dem Deep State, wahlweise nur aus Geheimdiensten bestehend oder mit Beteiligung einer Geheimgruppe aus der Spitzenwirtschaft. Das Feld ist leider sehr abgegrast, da ist es schwer, noch mit etwas Neuem aufzuwarten. Allerdings muss ich natürlich auch anerkennen, dass insbesondere der politische Einfluss der Spitzenwirtschaft in den USA in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist, erst Recht mit Blick auf den derzeitigen Präsidentendarsteller (hoppla, was war das denn?). Wie dem auch sei, Der Gewählte lebt für mich insbesondere in der Figur Maggies.

Nun möchte ich euch das Buch aber sicher nicht zerreden, denn unterhalten hat es mich schon. Als Vertreter des US-Verschwörungsthrillers ist es nicht schlecht und es ist ja auch nicht Bournes Fehler, dass ich aus dem Segment schon viel zu viele Bücher gelesen habe. Und als Fortsetzung der Reihe mit Maggie Costello gefällt es definitiv. Für Genrefreund:innen also sicher ein Tipp und, mit Blick auf die folgenden Bände der Reihe, die noch offensichtlicher an die aktuelle US-Regierung angelehnt sind, auf keinen Fall ein Grund, die Serie zu verwerfen.

Maggie Costello
Das letzte Testament (von Sam Bourne)
Der Gewählte (von Sam Bourne)
Der Präsident (von Sam Bourne)
Die Wahrheit (von Sam Bourne)

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Die Gerechten (von Sam Bourne)

13. Oktober 2020 0 comments Article Lesestoff, Thriller
Titel: Die Gerechten
Autor: Sam Bourne
Verlag: FISCHER
Erschienen: 2007
Seiten: 448
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Eine uralte Prophezeiung vom Ende der Welt scheint einzutreten. Sam Bourne baut auf einem realitätsnahen Fundament einen rasanten Religionsthriller und beleuchtet den ultraorthodoxen Chassidismus.

Quelle: S. Fischer

Innerhalb kürzester Zeit werden rund um den Erdball scheinbar wahllos Menschen ermordet. Allen gemein, man hätte es von ihnen nicht erwartet, aber sie haben Gutes getan. Will Monroe, Jungjournalist bei der New York Times, entdeckt eher zufällig Gemeinsamkeiten in zwei Fällen in den USA. Seine große Story witternd, stürzt er sich in die Recherche, bis plötzlich seine Frau Beth entführt wird. Die Spur führt nach Crown Heights, ein von Chassiden bewohntes Viertel von New York. Je tiefer Will gräbt, desto größer wird auch die Gefahr für ihn selbst.

Ich mag Sam Bourne unter anderem, weil er zu den Autor:innen gehört, die zwar Unterhaltungsliteratur schreiben, dabei aber oft einen Bildungseffekt mitliefern. In diesem Fall betrifft das wie in Tag der Abrechnung einmal mehr Einblicke in spezielle Aspekte des Judentums. In Die Gerechten widmet er sich dem Chassidismus und lässt uns dabei tief in dessen religiösen Mystizismus eintauchen. Dabei bewegt er sich auf einem breiten Fundament von Abbildungen der Realität, so dass sich auch hier wieder empfiehlt, Lesepausen zur Recherche einzuplanen.

Gerade in diesem Punkt kann ich diesmal aber nicht kritikfrei bleiben, denn Bournes Darstellung der chassidischen Dynastie ist für meinen Geschmack ein wenig zu positiv. Eine Gemeinsamkeit der chassidischen Strömungen ist ein extrem konservatives und repressives Frauenbild. Bourne kritisiert das am Rande und für mich im Gesamtbild deutlich zu leise über die sehr strengen Bekleidungsregeln für Frauen, die in Crown Heights öffentlich aushängen, die aber bei Weitem nicht das Ende der repressiven Fahnenstange sind. Einen Ausgleich kann da Unorthodox von Deborah Feldman bieten, das sich zwar mit einer anderen Dynastie (den Satmarern) beschäftigt, hinsichtlich des Frauenbildes aber recht ähnlich ist. Praktischerweise wurde ihr Buch auch in einer vierteiligen Miniserie gleichen Titels verfilmt.

Aber nun zum Buch. Obwohl einer seiner frühen Thriller, lebt Die Gerechten bereits von Bournes Faible für komplexe Handlungen. Seinen Protagonisten Will Monroe – und damit auch seine Leser:innen – führt er immer wieder an der Nase herum; die Handlung nimmt mehrfach unerwartete Wendungen und große Teile des Gesamtbilds entfalten sich erst gegen Ende des Buchs. Das führte bei mir zwischenzeitlich – wie bei Tag der Abrechnung – zu der Befürchtung, das Buch könnte unschön plakativ enden, was sich allerdings nicht bewahrheitete.

Leider – das fällt mir bei Bourne öfter auf – kratzt er bei einem Großteil seiner Figuren nur an der Oberfläche. Tiefe bekommen neben Will und TC kaum weitere Figuren. Das ist schade, insbesondere weil das Buch mit mehr als 400 Seiten doch Raum genug bieten würde. Ein Grund mag darin liegen, dass neben Will und TC kaum Figuren einen nennenswerten Raum einnehmen, was angesichts des Umfangs des Buches und des geringen Zeitraums, in dem die Handlung spielt, an sich schon bemerkenswert ist. Erwähnenswert scheint mir aber auch, dass die restlichen Figuren zwar recht oberflächlich bleiben, Bourne sie in ihren jeweiligen Szenen aber nicht lieblos in die Handlung wirft. Für den Raum, den er ihnen gestattet, geht er angemessen mit ihnen um, so dass sich meine Kritik an ihrer fehlenden Tiefe eigentlich mehr an das Gesamtdesign richtet.

Abseits aller Kritik bleibt, insbesondere wenn man Die Gerechten vor allem als Unterhaltungslektüre liest, ein komplexer, spannender Thriller, der immer wieder mit unerwarteten Wendungen aufwartet. Ein kurzweiliges Stück Spannungsliteratur, das dazu noch einen Einblick in jüdisch-orthodoxe Strömungen bietet.

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Tag der Abrechnung (von Sam Bourne)

3. Oktober 2020 0 comments Article Lesestoff, Polit, Thriller
Titel: Tag der Abrechnung
Autor: Sam Bourne
Verlag: FISCHER
Erschienen: 2011
Seiten: 480
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Hervorragender Thriller über jüdische Vergeltungsaktionen nach dem Holocaust, die in der Erinnerungskultur hierzulande weitgehend untergegangen sind. Spannend, mitreißend, nah an der übermittelten Realität.

Quelle: FISCHER

Vor dem UN-Hauptquartier in New York wird nach einer hastigen Terrorwarnung ein alter Mann erschossen. Ein Desaster für die Vereinten Nationen. Der ehemalige UN-Spitzenanwalt Tom Byrne wird beauftragt, die Wogen zu glätten, doch was er ermittelt, macht die Sache nur schlimmer. Der Tote ist ein Überlebender des Holocausts, doch seine Lebensgeschichte ist keine Übliche. Er gehörte offenbar zu einer Gruppe von jüdischen Nazijägern. Die Frage, was er bei den UN wollte und wer dort ein Interesse an seiner Beseitigung hatte, drängt sich immer stärker auf. Und gleichzeitig geraten auch Tom und Rebecca, die Tochter des Toten, ins Fadenkreuz.

Mit Tag der Abrechnung widmet sich Sam Bourne einem historischen Themenfeld, das, jedenfalls im deutschen Allgemeinwissen, teilweise untergegangen oder nie angekommen ist: Das der jüdischen Nazijäger nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Allgemeinwissen endet da meist schon lückenhaft bei Beate und Serge Klarsfeld. Bourne widmet sich der weit radikaleren Gruppe DIN. Wie sehr deren Wirken in Vergessenheit geraten ist, zeigt alleine schon die Namensgebung: Die Gruppe wird wahlweise mit DIN und DYN abgekürzt, was in unterschiedlichen Zusammensetzungen und Schreibweisen (Yisrael und Israel) für Dam Yisrael Noter oder Dam Yehudi Nakam steht – etwa ›Das Blut Israels rächt sich‹. Das Wissen um die Gruppe bezieht sich hauptsächlich aus Berichten ihrer Mitglieder, wobei teilweise erhebliche Abweichungen unter den Berichten bestehen.

Als historisch belegt, obwohl damals lediglich sparsam veröffentlicht, gilt jedoch der sogenannte Plan B der DIN, bei dem ein Teil der Brotlieferung für das Internierungslager Stalag XIII D in Nürnberg, wo 12 bis 15000 Kriegsgefangene mit SS-Vergangenheit einsaßen, mit Arsen vergiftet wurde. Das ursprüngliche Ziel bestand darin, sämtliche Lagerinsassen zu töten. Gesichert ist, dass knapp 2300 Insassen in der Folge erkrankten, ob es jedoch Tote gab, ist nicht veröffentlicht. Doch kein Plan B ohne einen Plan A, der zwar schon in der Vorbereitung scheiterte, es aber sehr viel mehr in sich hatte, so dass er wohl auch innerhalb der Gruppe heftig diskutiert wurde. Denn er sollte sich gegen die Trinkwasserversorgung mehrerer deutscher Großstädte und damit nicht gezielt gegen einzelne Nazitäter, sondern gegen die gesamte Bevölkerung richten. Auf eine unklare Weise involviert war wohl auch der spätere israelische Präsident Chaim Weizmann.

Tag der Abrechnung stützt sich in erheblichem Umfang auf die bekannte historische Realität und geht dabei weit über DIN hinaus. Mit einer Art Tagebuch des Toten führt Bourne Tom und Rebecca und selbstverständlich auch uns Leser:innen eindrucksvoll in die Zeit des Nationalsozialismus zurück, wo Rebeccas Vater Gershon Matzkin im litauischen Kowno aufwuchs und mit seinen Schwestern im Ghetto interniert wurde. Auch hier hält sich Bourne recht streng an die historische Realität – inklusive der Massenerschießungen bei der Neunten Festung.

Soweit zum historischen Fundament. Bourne baut darauf einen spannenden Politthriller, der einlädt, sich näher mit diesem Teil der Geschichte zu befassen. Was ich ausdrücklich empfehlen will, denn Tag der Abrechnung wirkt sehr viel stärker, wenn man sich zwischendurch bewusst macht, wie nah die Story in vielen Punkten an der Realität ist. Selbstverständlich ist das Buch dann aber auch umso schmerzhafter. Allerdings bin ich der Meinung, erstens müssen wir da durch und zweitens sollte auch dieser Teil unserer Geschichte nicht noch weiter in Vergessenheit geraten.

Bourne schreibt gewohnt mitreißend. Ich war schnell in der Geschichte und es fiel mir ziemlich leicht, mich in die Hauptfiguren zu versetzen. Obwohl insbesondere Tom, der zu Beginn des Buches das Vertrauen an das Rechtssystem verloren hat und seine Dienste an die Mafia verkauft, das zunächst nicht allzu leicht macht. Die Story selber ist, wie man es von Bourne kennt, geschickt konstruiert und stellenweise recht komplex. Mehrmals scheint die Geschichte der Auflösung nahe, nimmt dann aber abrupt eine harte Wendung. Die Wendungen gehen so weit, dass ich an einem Punkt Angst hatte, Bourne würde das Thema mit einem für mich höchst zweifelhaften Ende versauen. Spoiler: Macht er nicht.

Es mag schon offensichtlich sein, ich sehe das Buch nicht als reine Unterhaltungsliteratur. Bourne greift geschickt zahlreiche lauter oder leiser geführten Debatten auf. Das geht vom Umgang des Judentums mit den NS-Tätern bis hin zu großen Metadebatten über das Recht an sich oder die UN als zahnloser Papiertiger. Das Buch regt also auf vielen Ebenen zum Nachdenken an und ist, wenn man sich seines Hintergrundes bewusst ist, sicher keins, das man nach der Lektüre einfach so zu den Akten legen kann.

Abschließend sind wieder Content Warnungen fällig. Tag der Abrechnung enthält teils ziemlich drastische Schilderungen von Folter, Vergewaltigung, Suizid, Entführung, Tötungen und Massenmorden in der NS-Zeit. Dazu kommen ausführliche Schilderungen jüdischen Lebens in der späteren NS-Zeit einschließlich dem Leben in Ghettos und der Vernichtung. Wenig überraschend, ich erhebe mit der Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Nichtsdestotrotz möchte ich Tag der Abrechnung sehr empfehlen. Der Thriller ist alleine schon wegen seiner historischen Thematik äußerst lesenswert und er wirft ein Licht auf einen Teil der Geschichte, der weitgehend unter der Oberfläche schwimmt. Spannend und gut geschrieben ist er sowieso.

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Thomas liest, schreibt drüber, ist von der Menschheit im Allgemeinen genervt und schreibt auch mal da drüber.
Letzteres tut ihm jetzt schon Leid, ersteres nicht.

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