Skip to content
  • Startseite
  • Wer schreibt hier?
  • Rezensionen
  • Rumpelkammer
  • Impressum
    • Privacy
    • Kontakt
@DasIgno
  • Startseite
  • Wer schreibt hier?
  • Rezensionen
  • Rumpelkammer
  • Impressum
    • Privacy
    • Kontakt

Wut (von Bob Woodward)

24. Dezember 2020 0 comments Article Lesestoff, Reportage, Sachbuch, Tatsachenbericht
Titel: Wut
Autor: Bob Woodward
Verlag: Hanser
Erschienen: 2020
Seiten: 490
Kaufen
Bei mojoreads (Werbung)

Zweiter Teil von Bob Woodwards Abrechnung mit Donald Trumps Präsidentschaft. Im Zentrum sein Verhältnis zu Nordkorea, China und die Covid-19-Pandemie. Authentisch, nah und fast schon nicht mehr erschreckend.

Quelle: Hanser

Das ist er also, der zweite Teil von Bob Woodwards Begleitung der Präsidentschaft Donald Trumps. Besonders, weil ein Unterschied zum ersten Teil Furcht, beruhte damals noch alles höchstens auf Informationen aus dem Umfeld des Präsidenten, so ließ sich Trump für dieses Buch nun auch selber interviewen. Wohl auch, um sein Bild ins rechte Licht zu rücken – was man wohl als übermotiviert und erwartungsgemäß gescheitert betrachten darf. Trotzdem wird der Einblick durch die O-Töne noch mal um einiges besser. Auch wenn die oft ziemlich weh tun. Körperlich.

Auch wenn sich Wut im Kern weitgehend um den Nordkorea-, den China-Konflikt und die Covid-19-Pandemie dreht, beginnt Woodward das Buch im November 2016, also zu Zeiten des President-Elect Donald Trump. Woodward zeichnet dabei insbesondere die Wege von James Mattis, Rex Tillerson und Dan Coats ins Kabinett des künftigen US-Präsidenten nach. Was sie trieb, wie sie sich überzeugen ließen und welche persönlichen Konflikte dabei auftraten – denn solche gab es durchaus. Hier geht er dem Reportageformat entsprechend sehr neutral mit den einzelnen Beteiligten um. Das ist vom journalistischen Standpunkt her gut, trotzdem muss ich es kritisieren, weil insbesondere diejenigen, die von Trump selber überzeugt sind, dabei zu unkritisch wegkommen, während Woodward später mit diesem journalistischen Anspruch hadert. Dazu unten mehr.

Was mit Wut tatsächlich wieder gut gelingt, ist die Abbildung des organisatorischen Chaos‘ der Präsidentschaft. Die schließt sich nahtlos an Furcht an, wo sie im Fokus lag. Woodward fängt den verzweifelten Kampf insbesondere des DNI Dan Coats glaubhaft und ziemlich mitreißend ein, wenn er schlicht versucht, seinen Job nach seinen persönlichen Maßstäben zu machen, dabei aber ständig aus der Ecke behindert wird. Die persönliche Verzweiflung ist mit Händen greifbar.

Ende 2019, also kurz vor Beginn des letzten Jahres seiner Amtszeit beginnen dann die 17 Interviews mit Donald Trump selbst, die Woodward meist im Wortlaut wiedergibt. Zusammen mit dem Briefwechsel zwischen Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un bilden sie wohl den spannendsten Teil von Wut, weil sie persönlicher als alles andere an Trump heran führen. Besonders die Interviews zeugen von einer kolossalen Selbstüberschätzung bei weitgehender Unwissenheit und Beratungsresistenz des Präsidenten. Wie schwer dieser Teil der Recherche auch Woodward gefallen sein muss, zeigt sich im Verlauf der Interviews. Denn inhaltlich ändert sich mit der Zeit da einiges, besonders mit Fortschreiten der Covid-19-Pandemie und dem katastrophalen Krisenmanagement der US-Administration. Woodward verlässt den strikt journalistischen Pfad und beginnt – erst vorsichtig, später immer eindringlicher – seinen Zugang zu Trump nutzen zu wollen, um ihn zu einem ernsthafteren Umgang mit der Pandemie zu bewegen. Das kann ich angesichts des katastrophalen Verlaufs in den USA einerseits verstehen, andererseits komme ich hier aber wieder zurück zu meiner Kritik vom Anfang. Denn wenn Woodward den journalistischen Anspruch in einem für das Buch so zentralen Bereich schleifen lässt, könnte er auch die eingangs erwähnten Amtsträger kritischer beurteilen. Aus heiterem Himmel sind die meisten von denen nämlich wohl kaum im Sumpf der Administration gelandet. Ein Mike Pence beispielsweise ist auch ohne Trump keine unproblematische Figur. Da mutet es für mich schon merkwürdig an, wenn sein evangelikaler Hintergrund im Buch vor allem als geistiger Rückhalt im Sinne von »schlimme Zeiten, aber Gott hat mich ausgewählt, damit es nicht noch schlimmer wird« beschrieben wird.

Trotzdem, die Interviews sind das bemerkenswerteste, was das ganze Buch liefert. Und in einem dieser Interviews findet sich auch das vielleicht beste Mittel zur Charakterisierung Donald Trumps. Es geht dabei um die sog. Ukraine-Affäre, die auch ein juristisches Nachspiel hatte. Trump hatte Hilfsgelder an die Ukraine hinter geschlossenen Türen an die Bedingung geknüpft, dass die Ukraine Ermittlungen wegen Korruption gegen Hunter Biden forciert. Bob Woodward versucht im Interview nun, Trump zu erklären, warum es juristisch einen gewaltigen Unterschied macht, ob man den gemeinsamen Kampf gegen Korruption fördert oder Ermittlungen gegen Angehörige eines politischen Konkurrenten mit der Vorenthaltung von finanziellen Hilfen erpresst. Er gibt sich da wirklich Mühe und man kann seine Verzweiflung quasi zwischen den Zeilen lesen. Trump hingegen versteht diesen Unterschied beim besten Willen nicht und greift vehement die ach so unfairen Ermittlungen gegen ihn an – das ist der Teil, den man auch in den Medien, insbesondere auf Twitter, minutiös verfolgen konnte. Bemerkenswert ist dabei die Erkenntnis, dass der Horizont des scheidenden Präsidenten tatsächlich so beschränkt ist, wie es sein öffentliches Auftreten vermittelt, und eben nicht nur eine umfassende und ziemlich erfolgreiche Kommunikationsstrategie.

Abschließend sei gesagt, dass Wut nach Furcht wieder bemerkenswerte Einblicke liefert. Bob Woodward kommt aufgrund seiner langjährigen Reputation außergewöhnlich nah an die US-Präsidenten heran, da macht selbst Donald Trump keinen Unterschied. Damit und mit der akribischen Recherche bietet das Buch einen tiefen Einblick in Charakter und Funktionsweise auch dieser Präsidentschaft.

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über die Referrerlinks zu meinem Profil oder der Rezension im Meta-Block oben kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

Zeitoun (von Dave Eggers)

25. August 2020 0 comments Article Lesestoff, Reportage, Sachbuch, Tatsachenbericht
Titel: Zeitoun
Autor: Dave Eggers
Verlag: KiWi
Erschienen: 2012
Seiten: 368
Kaufen
Bei mojoreads (Werbung)

Reportage über die rassistischen, staatsterroristischen Menschenrechtsverletzungen im Rahmen von Hurrikan Katrina in New Orleans. Ein wichtiges Stück US-Zeitgeschichte. Dave Eggers gibt Betroffenen eine laute Stimme.

Quelle: KiWi

Zeitoun (sprich: Seytuun) kommt aus meiner ›Was ich mich noch nicht zu lesen getraut habe‹-Schublade. Dort fristete der Tatsachenbericht, zusammen mit noch einigen anderen früheren Werken von Dave Eggers, ein kuscheliges Leben. Jetzt fehlt mir ein wenig der aktuelle Nachschub, also gehe ich die mal an.

Das Buch erzählt die traumatischen Erlebnisse der Familie Zeitoun aus New Orleans im Rahmen von Hurrikan Katrina im Sommer 2005. Abdulrahman (sein Rufname ist sein Nachname) und Kathy Zeitoun führen einen erfolgreichen Handwerksbetrieb, sind angesehen in New Orleans, bis Katrina ihr Leben auf den Kopf stellt. Als sich der Hurrikan ankündigt, verlässt Kathy mit den vier Kindern die Stadt, um sich in Sicherheit zu bringen. Zeitoun lässt sich nicht überzeugen, mit ihnen zu kommen, er will auf ihre zahlreichen Immobilien aufpassen und sichert noch bis zum letzten Moment die Häuser seiner Kunden.

Als Katrina die Stadt schließlich viel härter, als erwartet, getroffen hat, schnappt sich Zeitoun sein Kanu und paddelt durch die überschwemmte Stadt, immer auf der Suche nach Menschen und Tieren, denen er helfen kann. Kathy und sein Bruder Ahmed, durch allerlei Horrornachrichten in immer größerer Sorge, beknien ihn, die Stadt zu verlassen, doch Zeitoun muss helfen. Dann verschwindet er plötzlich und das Martyrium der Familie beginnt.

Zeitoun entstand aus dem Buch Voices of the Storm des Projekts Voice of Witness. Das Projekt erzählt die Geschichten von Zeitzeugen von Menschenrechtsverletzungen. Voices of the Storm befasst sich mit den ausufernden Menschenrechtsverletzungen in der Folge von Hurrikan Katrina in New Orleans, als die frisch ins noch relativ junge Department of Homeland Security eingegliederte US-Katastrophenschutzbehörde FEMA vollständig die Kontrolle über das Chaos vor Ort verlor. In der Folge kam es zu rassistischen Verhaftungen, Folter, Inhaftierungen nach Vorbild des Patriot Acts und anderen Menschenrechtsverletzungen durch Behörden und Sicherheitskräfte. Vieles erinnerte an das Folterlager Guantanamo.

Dave Eggers erzählt nun, gesichert und so authentisch wie möglich, insbesondere die Geschichte von Zeitoun, der am 6. September mit drei anderen Männern in einem seiner Mietshäuser von einem wild zusammengewürfelten Trupp aus Polizei, Nationalgarde und anderen ohne rechtsstaatliche Grundlage verhaftet und zunächst in das provisorische Gefangenenlager Camp Greyhound verschleppt wird. Häftlingsrechte werden ihm verwehrt, auch Kathy erfährt nichts von dem Vorgang. Eggers erzählt die Geschichte nach Bedarf im Wechsel aus Zeitouns und Kathys Sicht. Sein Stil ist der Geschichte angemessen, er beschönigt nichts noch verliert er sich in langatmigen Details. Insofern fiel es mir einerseits nicht schwer, mich in die Protagonisten hinein zu fühlen, andererseits sehr schwer, das Buch zur Seite zu legen. Das Wissen, dass das Gelesene so stattgefunden hat, macht es an nicht wenigen Stellen recht schwer zu ertragen.

Zeitoun ist ein Beleg dafür, wie dünn die Zivilisationsdecke sein kann. Erschwerend kommt dabei hinzu, dass das Szenario um Katrina nicht im rechtsfreien Raum stattgefunden hat. Natürlich war die fatale Überforderung der FEMA-Führung ein Ausnahmezustand, der so nicht eintreten darf. Die rechtlichen Grundlagen für das, was dann vor Ort im Sicherheitsapparat passierte, existieren aber tatsächlich – jedenfalls als Vorlage. Insofern muss man, selbst wenn die Anwendung dieser Rechtsgrundlagen im konkreten Fall illegitim gewesen sein sollte, immer im Hinterkopf behalten, dass die Sicherheitskräfte nicht im luftleeren Raum freigedreht haben. Im Zweifel haben sie sich auf die Gesetzgebung gestützt und wähnten sich dabei im Recht. Das kann eben in der Form auch nur passieren, wenn man derart repressive Gesetzeslagen, wie etwa die US-amerikanischen sog. Antiterrorgesetze eine sind, hat. Das mag, während ein Ausnahmezustand eskaliert, erstmal nebensächlich sein, für die juristische Aufarbeitung ist es aber sehr problematisch.

Zusammenfassend: Nicht unbedingt leichte Kost, aber sehr gut umgesetzt und geschrieben. Zeitoun ist ein nicht unwichtiges Zeitdokument über ein dunkles Kapitel US-amerikanischer Justiz.

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

Kurzbio

Hutfoto

Thomas liest, schreibt drüber, ist von der Menschheit im Allgemeinen genervt und schreibt auch mal da drüber.
Letzteres tut ihm jetzt schon Leid, ersteres nicht.

Archiv

  • Februar 2021 (1)
  • Januar 2021 (1)
  • Dezember 2020 (5)
  • November 2020 (1)
  • Oktober 2020 (5)
  • September 2020 (3)
  • August 2020 (7)
  • Juli 2020 (3)
  • Mai 2020 (1)
  • April 2020 (3)
  • März 2020 (8)
  • Februar 2020 (15)
  • Januar 2020 (9)
  • Dezember 2019 (2)
  • November 2019 (19)
  • Oktober 2019 (21)
  • September 2019 (23)
  • August 2019 (6)
  • Juli 2019 (6)
  • Juni 2019 (5)
  • Mai 2019 (15)
  • April 2019 (15)
  • März 2019 (9)
  • Februar 2019 (5)
  • Januar 2019 (2)
  • Februar 2018 (1)

Copyright @DasIgno 2022 - Theme by ThemeinProgress

LovelyBooks mojoreads Vorablesen
Datenschutzeinstellungen Datenschutzeinstellungen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Alle akzeptieren

Speichern

Ablehnen

Individuelle Datenschutzeinstellungen

Cookie-Details Datenschutzerklärung Impressum

Datenschutzeinstellungen
Datenschutzeinstellungen

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies. Sie können Ihre Einwilligung zu ganzen Kategorien geben oder sich weitere Informationen anzeigen lassen und so nur bestimmte Cookies auswählen.

Alle akzeptieren Speichern Ablehnen

Zurück

Essenzielle Cookies ermöglichen grundlegende Funktionen und sind für die einwandfreie Funktion der Website erforderlich.

Cookie-Informationen anzeigen Cookie-Informationen ausblenden

Name
Anbieter Eigentümer dieser Website
Zweck Speichert die Einstellungen der Besucher, die in der Cookie Box von Borlabs Cookie ausgewählt wurden.
Cookie Name borlabs-cookie
Cookie Laufzeit 1 Jahr
Name
Anbieter Eigentümer dieser Website
Zweck Speichert temporäre Einstellungen u.Ä. während des laufenden Besuchs bis zum Ende der Browsersitzung.
Datenschutzerklärung https://dasigno.de/privacy/
Host(s) dasigno.de
Cookie Name PHPSESSID
Cookie Laufzeit Session
Name
Anbieter Eigentümer der Website
Zweck Ermöglicht grundlegende Besucherstatistiken. Der Cookie wird ausschließlich lokal ausgewertet, alle Daten verbleiben auf diesem Server. Der Cookie berücksichtigt die nutzerseitige »Do Not Track«-Einstellung.
Datenschutzerklärung https://dasigno.de/privacy/
Host(s) dasigno.de
Cookie Name _koko_analytics_pages_viewed
Cookie Laufzeit 6 Stunden

Borlabs Cookie powered by Borlabs Cookie

Datenschutzerklärung Impressum