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Rezension: Jahre des Jägers (von Don Winslow)

18. Juli 2019 0 comments Article Geheimdienst, Lesestoff, Polit, Thriller
Titel: Jahre des Jägers
Autor: Don Winslow
Verlag: Droemer
Erschienen: 2019
Seiten: 992
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Quelle: Droemer

Art Keller hat sich mit Marisol zur Ruhe gesetzt. Adán Barrera starb im Dschungel von Guatemala, damit endete sein privater Teil des Drogenkrieges. Doch der lässt ihn nicht los. Als Adáns Leiche gefunden wird und somit endgültig feststeht, dass das Sinaloa-Kartell kopflos ist, rückt die dritte Generation nach, um ihre Machtansprüche geltend zu machen. Der brüchige Frieden, für den Adáns Führung garantierte, löst sich in Luft auf, Mexiko wird wieder mit Blut getränkt.
Unterdessen reaktivieren die USA Art und machen ihn zum Direktor der DEA. Er will die Strategie der Behörde umkrempeln, denn der bisherige Krieg gegen die Drogen muss als gescheitert angesehen werden. Doch das gestaltet sich in einer Zeit, in der neurechte Hardliner die mexikanische Grenze am liebsten abriegeln wollen, schwieriger denn je. Und ebendiese Hardliner schicken sich an, das Weiße Haus zu übernehmen.

Jahre des Jägers ist der dritte und letzte Teil in Don Winslows Trilogie über den US-amerikanischen Krieg gegen die Drogen. Das Buch erschien 2019 bei Droemer und umfasst stolze 992 Seiten.

Jahre des Jägers schließt chronologisch an Das Kartell an und umfasst damit die letzte Zeit der Obama-Präsidentschaft, den Wahlkampf 2016 und die erste Zeit der Trump-Präsidentschaft. Don Winslow bleibt hier nahe an der Realität der Charaktere. Im Gegensatz zu Obama taucht Donald Trump im Buch nicht namentlich auf, allerdings ist eindeutig, für wen Präsident Dennison steht. Winslow geht hier so weit, dass er, insbesondere im Wahlkampf und darüber hinaus die Mauer zu Mexiko betreffend, Originalreden und -tweets von Donald Trump zitiert. Auch sein Schwiegersohn Jared Kushner bekommt als Jason Lerner eine zentrale und eindeutige Rolle.

Nicht nur unter dem Gesichtspunkt, besonders nah am aktuelles Weltgeschehen zu sein, ist Jahre des Jägers für mich der wirkmächtigste Teil der Trilogie. Winslow steigert sich gegenüber Das Kartell auch noch einmal, indem er Opfern am untersten Ende der Nahrungskette des Drogengeschäfts zentrale Rollen gibt. Eindrücklich ist beispielsweise die Geschichte des kleinen Nico, der mit seiner besten Freundin die Flucht vor den Gangs in Guatemala antritt, es tatsächlich bis in die USA schafft, nur um dort durch die gleichen Gangs und das System in die Drogenkriminalität gezwungen zu werden. Oder die Geschichte von Jaqui, einer jungen Heroinsüchtigen, die sich zwischen Rausch und Entzug irgendwie durchs Leben schlägt.

Jahre des Jägers ist auch der offen politischste Teil der Trilogie. Gab es in den beiden anderen Bänden hauptsächlich implizite Kritik an der US-amerikanischen Drogenpolitik, zieht sich diese im dritten Band ganz explizit durch die gesamte Geschichte. Winslow spielt ein globales System der Vernetzung von Kartellen, Banken, Immobilienwirtschaft und Politik durch, das gemeinsam von Drogenhandel und -politik profitiert und daher überhaupt kein Interesse daran haben kann, die bestehenden Zustände zu ändern. Die Verflechtungen der aktuellen US-amerikanischen Administration, die dabei kaum besser als die langjährig gerügten mexikanischen Administrationen davon kommt, liegen nahe und werden dementsprechend schonungslos kritisiert.

Dabei jedoch bleibt es mit der expliziten Kritik nicht. Winslow widmet sich beispielsweise auch ausgiebig der Migrationspolitik und ihrer Profiteure. Anhand von Nicos Fluchtgeschichte zeigt er auf, wie die Privatwirtschaft von restriktiver Migrationspolitik profitiert, wie sich ein System, in dem Geflüchtete kriminalisiert und in die Kriminalität gezwungen, um dann in privatwirtschaftlich geführten Gefängnissen und Auffangeinrichtungen untergebracht zu werden, selbst trägt und kaum ein Interesse entwickeln kann, eine humanere und integrativere Agenda zu forcieren. Das Leid und die Ausweglosigkeit, die dieses System produziert, demonstriert Winslow eindrücklich.

Im Zentrum all dessen steht selbstverständlich Art Keller, der seinen letzten Kampf kämpfen muss: Den gegen das System. In einer Mischung aus Held und manchmal Antiheld, denn sauber war sein persönlicher Krieg ja oftmals nicht und auf dieser Basis erpresst ihn die Dennison-Administration nun, startet er als DEA-Direktor eine letzte Offensive gegen das ganze Netzwerk. Freunde macht er sich damit wenige – erst Recht in Zeiten, in denen jeder für seine Zukunft unter Dennison sorgen muss – dafür neue mächtige Feinde. Neben den Kartellen rückt ihm nun auch die (designierte) US-Administration auf die Pelle, seine Unterstützer in einflussreichen Positionen werden täglich weniger. Das hält ihn aber nicht davon ab, in einer letzten großen Schlacht reinen Tisch zu machen.

Jahre des Jägers ist ein wirkmächtiger Abschluss der Trilogie. Oftmals werden Fortsetzungen ja leider weniger stark als ihre Ursprünge, hier ist das ganz anders. Winslow ist es gelungen, sich mit jedem Band, auf einem hohen Niveau startend, noch weiter zu steigern, um die Trilogie mit einem gewaltigen Finale zu beenden. Das mag mit am noch frischen Realitätsbezug liegen, zweifellos aber auch an der Botschaft, die er vermitteln will. Jahre des Jägers ist ein Statement, ein flammender Appell gegen die kriminalisierende Drogenpolitik und Tage der Toten und Das Kartell haben auf diesen Appell hingearbeitet, um in einem runden, umfassenden Finale zu gipfeln. Derart gelungen sieht man das nicht so oft.

Nun aber genug der Worte, ich will ja nicht alles vorweg nehmen. Die Art Keller-Trilogie sollte man auf jeden Fall lesen, wenn man sich im Genre oder dem Thema wiederfindet. Es erwarten einen für drei Bücher zwar verhältnismäßig viele Seiten, aber keine davon ist überflüssig. Ganz im Gegenteil, vieles in der Geschichte hätte noch auf deutlich mehr Seiten ausgedehnt werden können, ohne an Spannung zu verlieren. Eine wirklich runde Sache.

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Art Keller
Rezension: Tage der Toten (von Don Winslow)
Rezension: Das Kartell (von Don Winslow)
Rezension: Jahre des Jägers (von Don Winslow)

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

Rezension: Das Kartell (von Don Winslow)

12. Juli 2019 0 comments Article Geheimdienst, Lesestoff, Polit, Thriller
Titel: Das Kartell
Autor: Don Winslow
Verlag: Droemer
Erschienen: 2015
Seiten: 832
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Quelle: Droemer Knaur

Nachdem er Adán Barrera, den mächtigsten Kartellboss Mexikos, in einem US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis untergebracht hat, zieht sich Art Keller aus dem Drogenkrieg zurück. Sein Exil hat er in einem Kloster gefunden, in dem er Bienen züchtet. Doch der Drogenkrieg geht weiter. Adáns Einfluss reicht so weit, dass er einen Deal für sich abschließen kann, der ihn von den USA in mexikanische »Haft« bringt. Wenig später gelingt ihm die »Flucht« und Arts Ruhestand endet abrupt, als sein alter Chef Tim Taylor ihn um Hilfe bittet. Sein Wissen über die Kartelle und die Barreras speziell ist zu unentbehrlich, um in der Bienenzucht zu vergehen.

Don Winslows zweiter Teil der Trilogie um den Drogenkrieg um die und jenseits der Südgrenze der USA erschien 2015 bei Droemer. Das Kartell umfasst 832 Seiten und schließt chronologisch an Tage der Toten an.

Das Buch dreht sich um den US-amerikanischen Drogenkrieg, hauptsächlich in Mexiko. Es gibt Exkurse nach Guatemala und zur ‚Ngrangheta in Europa, außerdem zu den Verwicklungen zum islamistischen Terrorismus. Der weitaus größte Teil der Geschichte spielt aber in Mexiko. Das Buch ist, wie schon Tage der Toten, intensiv recherchiert und orientiert sich im Rahmen an der historischen Realität, die Geschichte selbst allerdings ist Fiktion. Behandelt wird der Zeitraum der Nullerjahre und ein Stück darüber hinaus.

Wieder zurück im Geschehen muss Art Keller feststellen, dass sich die Kartelle in Mexiko zunehmend brutalisieren. Waren zivile Opfer früher eher die notwendige Ausnahme, nutzt eine zunehmende Zahl von Kartellen sie mehr und mehr als normale Strategie im Krieg. Mexiko wird zum Schlachtfeld – Betonung auf der ersten Silbe -, Städte werden entvölkert, die Kartelle bauen sich paramilitärische Armeen auf und die staatlichen Behörden sind entweder Nutznießer der Kartelle, sehr schnell ausgelöscht oder stehen den Kartellen in Brutalität und Willkür in nichts nach. Im wahrsten Sinne des Wortes zerrieben wird dazwischen die Bevölkerung.

Auch das Geschäftsfeld der Kartelle beginnt einen Wandel. Ging es früher noch hauptsächlich um Drogenproduktion und -transport, sowie Geldwäsche, etwas Schutzgelderpressung und Straßenkriminalität im Allgemeinen, so wandelt sich dies hin zu den großen internationalen Feldern. Öl wird interessant, ebenso globaler Waffenhandel. Die Kartelle haben astronomische Vermögen aus ihrem Kerngeschäft gezogen, dieses Geld muss irgendwo arbeiten. Gerade das Öl verschärft die Kämpfe um ölreiche Regionen in Mexiko. Winslow nimmt, um die Folgen des Drogenkrieges für die Bevölkerung schonungslos zu verdeutlichen, Ciudad Juárez zu einem seiner zentralen Handlungsorte. Die Stadt litt tatsächlich schwer unter dem Krieg zwischen Kartellen und Behörden und die Handlung ist in all ihrer Brutalität stark an die historischen Ereignisse angelehnt.

Auch in Das Kartell schwebt zwischen den Zeilen immer Winslows Kritik an der kriminalisierenden Drogenpolitik. Und wie schon im ersten Band zeigt er wieder schonungslos auf, wie alle Kriegsparteien letztendlich von dieser Politik profitieren – auf Kosten der Bevölkerung. Gegen Ende spricht er seine Kritik auch nochmal explizit aus. Eine hervorgehobene Rolle bekommen Journalisten, die nun gezielt Opfer werden, und die Frauenmorde von Ciudad Juárez.

Anknüpfend an den ersten Teil ist auch Das Kartell zwar ein sehr dickes Buch, wird aber nicht langweilig. Winslow schreibt flüssig, erinnert stilistisch wieder ein wenig an Sin City. Seine Figuren stellt er ausführlich dar, so werden auch die Beweggründe der größten Unsympathen zwar nicht akzeptabel, aber verständlich. Auch die Zivilbevölkerung bekommt durch eigene Figuren und Handlungsstränge viel Raum, um ihr Leid zu vermitteln. Gerade das Dilemma der Journalisten, die ab einem gewissen Punkt entweder gar nicht mehr oder mit der Stimme der jeweiligen Besatzer berichten können, nimmt eine zentrale Rolle ein. Winslow zeigt, wie sich in den Nullerjahren daraus das Aufkommen der Bloggerszene als Parallelfeld des klassischen Journalismus‘ entwickelt.

Das Kartell ist epochal, wie sein Vorgänger Tage der Toten. Der behandelte Zeitraum ist zwar deutlich kürzer, die Handlung dadurch aber nicht weniger mächtig. Das Buch ist lang, erschlägt die Lesenden aber nicht. Und es gibt tiefe Einblicke in ein Stück Geschichte der amerikanischen Kontinente, die wir hier nur am Rande erlebt haben. Absolut lesenswert.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]
Art Keller
Rezension: Tage der Toten (von Don Winslow)
Rezension: Das Kartell (von Don Winslow)
Rezension: Jahre des Jägers (von Don Winslow)

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Rezension: Tage der Toten (von Don Winslow)

27. Juni 2019 0 comments Article Geheimdienst, Lesestoff, Polit, Thriller
Titel: Tage der Toten
Autor: Don Winslow
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 2010
Seiten: 689
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Quelle: Suhrkamp

Nachdem er im Vietnamkrieg gedient hat, wechselt Art Keller in die Drogenfahndung. Augenscheinlich haben die USA ein Problem, denn von Mexiko aus überschwemmen mächtige Kartelle das Land mit immer neuen Drogen. Keller ist engagiert, gerät immer tiefer in das Milieu – doch je tiefer er eintaucht, desto erschreckender werden die Verstrickungen, auf die er stößt. Seine Hartnäckigkeit bringt ihn bald in Lebensgefahr, doch Aufgeben ist für ihn keine Option.

Tage der Toten ist der erste Band in Don Winslows Trilogie um Art Keller. Das Buch umfasst 689 Seiten und erschien 2010 bei Suhrkamp. Die aktuelle Auflage stammt aus dem Jahr 2012.

Um das gleich mal vorweg zu nehmen: Tage der Toten ist ein epochales Werk. Winslow hat sechs Jahre für das Buch recherchiert und das ist auch nicht zu übersehen. Herausgekommen ist ein spannungsgeladener Querschnitt durch die Geschichte des Drogenkrieges auf den amerikanischen Kontinenten. Im Mittelpunkt stehen die Südgrenze der USA und Mexiko, später kommt Kolumbien dazu, weitere Länder werden gestreift.

Winslow beschränkt sich auch nicht auf eine Hauptfigur, auch wenn Art Keller zweifellos der Protagonist ist. Neben ihm erzählt er vor allem die Geschichte der Barreras, die das mächtigste Drogenkartell Mexikos führen und Triebfeder bei der Professionalisierung der Kartelle im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts sind. Weitere Figuren aus dem Kreis der italienischen und irischen Mafia in den USA, der Edelprostitution, der katholischen Kirche in Mexiko und mehr oder weniger offene Geheimdienstler beider Staaten spielen ausführliche Rollen. Die Tiefe der einzelnen Charaktere geht so weit, dass es mir fast schwer fällt, von einzelnen Handlungssträngen zu reden.

Die Tiefe, die Winslow seinen Figuren zukommen lässt, steht in nichts der Tiefe der Geschichte nach. Er zeigt detailliert aus unterschiedlicher Sicht auf, wie sich der Drogenkrieg seit dem Ende des Vietnamkriegs entwickelt hat, warum was geschah und wie vielfältig die Profiteure sind. Die Rolle von Regierungen und Behörden beschreibt er dabei schonungslos. Winslow ist entschiedener Gegner der kriminalisierenden Drogenpolitik, das ist auch in Tage der Toten unübersehbar. Er vertritt die Meinung, dass ein Großteil der Kapitalverbrechen unmittelbar oder im weitesten Sinne mit der Drogenkriminalität zusammen hängt, weil im Drogenmarkt exorbitant viel Geld steckt. Würde dem Markt die Illegalität genommen, würden seine Auseinandersetzungen im Rahmen des Rechtssystems geführt.

Haben Sie mal zwei konkurrierende Bierhersteller erlebt, die ihren Disput mit Maschinenpistolen austragen? Ich nicht. Weil sie ihren Streit offen austragen oder vor Gericht ziehen können.

Dabei beschränkt sich Tage der Toten keineswegs rein auf die Drogenaspekte. Winslow erläutert beispielsweise die Zusammenhänge mit dem illegalen Waffenhandel oder dem US-amerikanischen ›Kampf gegen den Kommunismus‹ in Mittel- und Südamerika. Auch Parallelen zu vielen weiteren globalpolitischen Strategien der USA werden gezogen, beispielsweise der Interventionspolitik im Nahen Osten. Insgesamt zeichnet Winslow ein ebenso erschreckendes wie wohl in hohem Maße realistisches Bild der Politik der USA und insbesondere Mexikos und Kolumbiens. Gleichzeitig beschreibt er, wie sich im Fahrwasser dieser Politik Mafia und Kartelle weiter etablieren konnten und sich immer wieder der Lage anpassten. Durch die Tiefe der Figuren erhält man dabei fast eine Art von Verständnis für ihr Handeln, allerdings achtet Winslow darauf, dieses nicht zu glorifizieren. Er erklärt quasi ihren Lebensweg, macht durch ihre offene Brutalität aber immer wieder klar, auf welcher Seite der Medaille sie einzuordnen sind.

Ein paar Worte will ich doch noch zu meiner Erfahrung mit dem Buch verlieren. Winslow erzählt die Geschichte in einer Weise, die mich an Sin City erinnert hat. Das gefällt mir auf jeden Fall sehr gut. Es fiel mir etwas schwer, in die Geschichte zu finden. Gerade zu Beginn ziehen sich Rückblicke im Rahmen der Charaktereinführungen wirklich sehr ausgiebig, die Jetzt-Zeit wird dadurch ständig lange unterbrochen und die aktuelle Handlung kommt quasi überhaupt nicht weiter. Das zieht sich am Anfang über wirklich sehr viele Seiten, so dass ich meine Probleme damit hatte. Da das Buch sehr dick ist und mir der Einstieg nicht so ganz gelang, fiel mir erst am Schluss auf, dass Winslow im Prolog mit dem Ende der Handlung beginnt und die Geschichte, die an diese Stelle geführt hat, dann im Rest des Buches quasi rückblickend erzählt.

Das soll jetzt aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tage der Toten ein wirklich großartiges Buch ist. Es ist aufwendig recherchiert, fesselnd geschrieben und durchaus lehrreich, wenn es um die Zusammenhänge im Drogenkrieg auf den amerikanischen Kontinenten geht. Und erfreulicherweise gibt es ja auch noch zwei weitere Bände.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]
Art Keller
Rezension: Tage der Toten (von Don Winslow)
Rezension: Das Kartell (von Don Winslow)
Rezension: Jahre des Jägers (von Don Winslow)

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Rezension: Kontrolle (von Benjamin Blizz)

3. Mai 2019 0 comments Article Geheimdienst, Lesestoff, Thriller
Titel: Kontrolle
Autor: Benjamin Blizz
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS
Erschienen: 2019
Seiten: 341
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Quelle: dp DIGITAL PUBLISHERS

Auf einem stillgelegten Militärflugplatz in der Uckermark landet 1994 eine russische Militärmaschine, in ihrem Frachtraum eine gefährliche Chemikalie.
20 Jahre später erkrankt die Tochter des Biochemikers Adrian Neumann an einer unbekannten Krankheit. Nach zahllosen Untersuchungen entdeckt eine Grenzmedizinerin erhöhte Schwermetallwerte und bietet eine für Adrian schier unfassbare Theorie. Doch so unfassbar sie auch ist, als es Marie noch schlechter geht, ist Adrian bereit, auch diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Er beginnt mit Nachforschungen und gerät mitten ins Fadenkreuz von Geheimdiensten, Regierungen und einer ominösen Geheimorganisation.

Kontrolle ist der dritte Thriller des deutschen Autors Benjamin Blizz. Das Buch ist 2019 als Ebook bei dp DIGITAL PUBLISHERS erschienen und umfasst laut Verlagsangabe etwa 416 Seiten – auf meinem Kobo waren es 341. Das Ebook wurde mir im Rahmen einer Leserunde auf LovelyBooks durch den Verlag zur Verfügung gestellt, dafür möchte ich mich bedanken.

Kontrolle ist insgesamt ein spannender Thriller, auch wenn ich meine Probleme mit ihm hatte. Einen großen Teil davon verbuche ich unter ›Geschmackssache‹ und bemühe mich daher, ihn in meiner abschließenden Bewertung nicht zu beachten. Zumal sich der größte Teil davon mit dem Ende des Buches aufgelöst hat und mich nur beim Lesen störte. Erfreulich fand ich auch, dass der Ausgang der Story bis sehr kurz vor Schluss nicht sicher absehbar war. Ich hatte zwar eine grobe Vorstellung, wie das Buch insgesamt wohl enden würde, en detail lag ich dann aber doch in vielen Punkten falsch. Daraus ergaben sich auch einige vermutete Logikfehler, die am Ende aber plötzlich doch einen Sinn ergaben. Das gefällt mir dann doch.

Kontrolle empfand ich auch als einen unsteten Thriller. Benjamin Blizz treibt die Story stellenweise sehr langsam voran, an anderen Stellen aber auch rasant, jedoch ohne zu hetzen bzw. sich zu vergaloppieren. Langsam ist hier relativ zu verstehen, das ist wieder ein Stück weit Geschmackssache, denn Blizz nutzt diese Stellen für sehr ausführliche Szeneriebeschreibungen. Mir persönlich waren sie manchmal zu ausführlich – wenn sie die Story in einer heißen Phase abrupt pausiert haben sogar störend. Ein Beispiel wäre die ausführliche Wohnzimmerbeschreibung zwischen zwei Spannungsszenen in Kapitel 5. In dieser Art fielen mir noch ein paar mehr Stellen auf, an denen ich es störend fand, dass die Spannung an einem heißen Punkt mit solchen – für mein Empfinden an diesen Stellen Belanglosigkeiten – hart gebrochen wurde.

Etwas unklar war mir auch Blizz‘ Charaktermanagement. Er führt mindestens alle Charaktere, die eigene Kapitel bekommen, sehr ausführlich mit Hintergründen und Side-Storys ein. Das finde ich gut. Leider erweisen sich einige Charaktere dann praktisch als mehr oder weniger irrelevant. Die Kampfflieger Ryan und Cathlin beispielsweise, um deren Hintergründe und Verhältnis zueinander sich der Großteil ihres ersten Kapitels dreht, bekommen dann nur noch ein weiteres. Und in der Rückschau sind beide Kapitel – also dieser komplette Erzählstrang – ziemlich irrelevant für das Buch. Nicht ganz so schlimm sieht es mit Anna Lundgren aus, über deren stereotypen Charakter man zwar streiten kann, die aber leider nach starker Einführung und viel Potenzial nur noch einen kurzen, recht blassen Nebenauftritt bekommt. Einerseits hat dieses Vorgehen, die Charaktere scheinbar gleichwertig einzuführen, sicher seine Vorteile, weil die Geschichte unberechenbarer wird. Andererseits ist es aber auch schade und hinterlässt wieder den Eindruck von Lückenfüllern.

Ich weiß nicht, ob Blizz eine Fortsetzung von Kontrolle plant. Wenn dem so ist, sind die unzähligen Fragen, die am Ende offen bleiben, eine gute Basis. Wenn nicht, finde ich sie schade, denn es sind einige elementare. Im Prinzip löst Blizz, abgesehen von der Frage nach Maries Genesung, so gut wie gar nichts auf, wenn man annimmt, dass man auch den Geheimdiensten nicht trauen kann. Man muss jetzt sicher nicht alles auflösen, die Fantasie der Lesenden darf da auch noch ihren Teil tun, aber die Grundlagen wären mir doch ganz lieb.

Ich messe Verschwörungs- und Geheimdienstthriller immer an Robert Ludlum. Anfangs war ich auch sehr an ihn erinnert. Die Charakter- und Szenenbeschreibungen, die auch zeitlich vollkommen zusammenhangslosen Handlungsstränge, das war doch nahe dran. Blizz‘ Spannungskurve ist aber eine ganz andere, als die charakteristische Ludlums. Und auch sonst entfernt sich Kontrolle im Laufe des Buches vom typischen Ludlum.

Abschließend war Kontrolle ein unterhaltsames Intermezzo. Ich habe mir während des Lesens lange Gedanken gemacht, wie ich ihn bewerten soll. Eine ganze Weile war ich bei einer 3-Sterne-Wertung, weil mehr unfair gegenüber vielen meiner 4-Sterne-Wertungen wäre. Mit dem Schluss haben sich die Bedenken gegeben, eine gerundete 4 ist in Ordnung. Alleine schon für die Unvorhersehbarkeit.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]

Transparenzblock: Das Buch habe ich im Rahmen einer Buchverlosung über LovelyBooks als Rezensionsexemplar kostenfrei erhalten. Verpflichtungen (beispielsweise eine »wohlwollende« Rezension), abgesehen von Beteiligung an der Leserunde und eben einer Rezension, habe ich dabei keine. Meine Meinung über das Buch, die ich hier kund tue, wird dadurch nicht beeinflusst.

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Thomas liest, schreibt drüber, ist von der Menschheit im Allgemeinen genervt und schreibt auch mal da drüber.
Letzteres tut ihm jetzt schon Leid, ersteres nicht.

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