Skip to content
  • Startseite
  • Wer schreibt hier?
  • Rezensionen
  • Rumpelkammer
  • Impressum
    • Privacy
    • Kontakt
@DasIgno
  • Startseite
  • Wer schreibt hier?
  • Rezensionen
  • Rumpelkammer
  • Impressum
    • Privacy
    • Kontakt

Paradise City (von Zoë Beck)

21. Juli 2020 0 comments Article Lesestoff, Tech, Thriller
Titel: Paradise City
Autor: Zoë Beck
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 2020
Seiten: 281
Kaufen
Bei mojoreads (Werbung)

Technologiekritik leicht zugänglich und in eine spannende Geschichte verpackt. Zoë Beck nimmt uns mit in eine düstere Zukunft Deutschlands, in der Fake News und Algorithmen regieren.

Quelle: Suhrkamp

Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft. Der Klimawandel und Pandemien haben zugeschlagen, weite Teile des Landes sind unbewohnt oder unbewohnbar. Die Bevölkerung hat es in die Megacitys gezogen, der ländliche Raum ist weitgehend entvölkert. Frankfurt am Main, das sich mittlerweile über weite Teile des Rhein-Main-Gebietes erstreckt, ist die neue Bundeshauptstadt. Es regieren insbesondere Fake News und Algorithmen.
Liina ist Investigativjournalistin bei einer der letzten nicht-staatlichen Nachrichtenagenturen. Während ihr Chef Yassin sie zu einer vermeintlich unspektakulären Geschichte in die Uckermark schickt, obwohl er sie für eine große Sache einplante, erleidet er einen mysteriösen Unfall und liegt nun im Koma. Zeitgleich stirbt eine Kollegin. Als Liina, Özlem und Ethan Nachforschungen beginnen, geraten auch ihre Leben zunehmend in Gefahr. Immer tiefer tauchen sie in einen Abgrund ein, in dem außer Kontrolle geratene Algorithmen das Leben der Bevölkerung bedrohen.

Paradise City ist der aktuelle Thriller von Zoë Beck. Das Buch erschien im Juni 2020 bei Suhrkamp und umfasst 281 Seiten, die sich in 20 Kapitel gliedern. Für mein Rezensionsexemplar darf ich mich beim Verlag und Vorablesen bedanken.

Zoë Beck zeichnet in Paradise City erneut eine düstere Weiterentwicklung der aktuellen Zustände. Der Kampf gegen den Klimawandel ist verloren, die Verselbstständlichung der Algorithmen – im Falle der Geschichte vor allem der des Gesundheitssystems – ist über einen Punkt hinaus geraten, der ursprünglich nicht für möglich gehalten wurde. Vom freiheitlich-demokratischen System ist nicht allzu viel übrig, ebenso von der freien Presse. In den Ballungszentren, die sich auf Megametropolen beschränken, lebt es sich technisch angenehm, wenn man sich mit den Zuständen abfindet. Tut man das nicht, sondert einen das System aus. Das sind die sog. Parallelen, die in entvölkerten Gegenden unter primitivsten Umständen leben – Kranke, psychisch Beeinträchtigte, Behinderte und allgemein Menschen, die mit dem System nicht klar kommen. In ihrer Kindheit hat Liina diese Menschen kennengelernt, mittlerweile sind sie von der Bildfläche verschwunden.

Man könnte nun skeptisch die Augenbraue heben, ob der verhältnismäßig geringen Seitenzahl von Paradise City. Vergleichbare Techthriller – vorwiegend solche männlicher Autoren – kommen da meist mit einem deutlich größeren Umfang daher, was nicht selten daran liegt, dass die technischen Details fast so viel Platz wie die Geschichte selber einnehmen. Zoë Beck verzichtet weitgehend auf diesen Aspekt. Das schadet dem Buch aber kein bisschen, denn sie geht mit der Technik gerade so weit, dass sie heute schon problemlos vorstellbar ist. Das algorithmisierte Gesundheitssystem wird bereits diskutiert (man denke beispielsweise an den Fitnessband-Vorstoß hierzulande, die USA waren da schon weiter), Sensorimplantate sind ebenfalls schon bekannt und der Schritt zur KI ist längst mehr als eine abgefahrene Idee von ein paar Nerds, die nur in ihren düsteren Garagen oder bestenfalls Nerdforen stattfindet. Über die Folgen, die insbesondere mit KIen einher gehen, gibt es seit Jahren Diskussionen mit Blick auf das autonome Fahren. Mit dieser auf die technischen Details verzichtenden Herangehensweise rückt die Geschichte selber mehr in den Vordergrund und damit hat Beck mich, obwohl ich eigentlich ausgesprochener Liebhaber technisch komplexer Techthriller bin.

Überhaupt geht Zoë Beck in Paradise City recht interessant mit dem ihr zur Verfügung stehenden Platz um. Die Geschichte wird relativ schnell klarer, die ›Bösen‹ stehen bald fest und ab dem Zeitpunkt strebt die Handlung auf das Finale zu. Als sich wirklich sehr kurz vor Schluss abzeichnet, dass die Auflösung doch nicht so einfach ist, saß ich mit dem kümmerlichen Stoß Restseiten da und dachte mir, wie will sie das auf dem bisschen Raum jetzt noch ungehetzt zu Ende bringen? Kleiner Spoiler: Es gelingt ihr und es bleibt auch nicht das Gefühl, da würde noch was fehlen. Das hat mich am Ende dann doch noch etwas überrascht, weil ihr da wirklich nur noch sehr wenig Platz blieb.

Zum Schluss darf noch ein Wort zum Cover fallen, das wieder sehr gelungen ist. Besonders macht es seine Haptik, denn die Schriftelemente sind, als Kontrast zum bildlichen Hochglanzteil, aufgeraut.

Paradise City reiht sich ein in Zoë Becks Werk der vergangenen Jahre. Weniger Gegenwarts-, mehr Zukunftsthriller und immer auf eine recht einfach zugängliche Weise mahnend. Nicht technologiefeindlich, aber in gesundem Maße technologiekritisch, wo man schon heute kritisch sein sollte, weil die Weichen bereits gestellt werden. Daneben erzählt sie aber auch wieder eine spannende Geschichte mit sympathischen Figuren. Für Freunde des Genres immer ein Leckerbissen, aber auch als Einstieg sehr geeignet.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]

Transparenzblock: Das Buch habe ich im Rahmen einer Buchverlosung über Vorablesen als Vorabrezensionsexemplar kostenfrei erhalten. Verpflichtungen (beispielsweise eine »wohlwollende« Rezension), abgesehen von eben einer Rezension, habe ich dabei keine. Meine Meinung über das Buch, die ich hier kund tue, wird dadurch nicht beeinflusst.

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

Hologrammatica (von Tom Hillenbrand)

17. Februar 2020 0 comments Article Lesestoff, Tech, Thriller
Titel: Hologrammatica
Autor: Tom Hillenbrand
Verlag: KiWi
Erschienen: 2018
Seiten: 560
Kaufen
Bei mojoreads (Werbung)

Künstliche Intelligenz und Holografie, diskutiert in einem spannenden Techthriller. Tom Hillenbrand regt erneut die Debatte um einige der großen Fragen unserer nicht allzu fernen Zukunft an.

Quelle: KiWi

Die Welt im Jahr 2088 hat nur noch wenig mit der zu tun, die wir kennen. Der Klimawandel hat ihre Geografie erheblich verändert, aus Staaten wurden Föderationen und die Menschheit wurde durch ein Virus erheblich dezimiert. Das Antlitz der Welt ist durch das Holonet bestimmt, das menschliche Hirn ist mittlerweile digitalisier- und übertragbar. Die erste echte Erfahrung mit Künstlicher Intelligenz ging Mitte des 21. Jahrhunderts vermeintlich spektakulär in die Hose.
Im London dieser Welt arbeitet Galahad Singh als Quästor – eine Art Privatermittler, der verschwundene Menschen findet. Sein neuester Auftrag ist Juliette Perotte, eine brillante Krypto-Programmiererin, die sich mit der Verschlüsselung digitaler Kopien des menschlichen Hirns, sog. Cogits, beschäftigt. Schnell tauchen Fragen auf und ein gefährlicher Verdacht keimt: Stecken überhaupt Menschen hinter Perottes Entführung?

Hologrammatica ist der erste Band in Tom Hillenbrands Reihe Aus der Welt der Hologrammatica. Der Techthriller erschien 2018 bei Kiepenheuer & Witsch und umfasst 560 Seiten.

Tom Hillenbrand entwirft in Hologrammatica erneut eine düstere Zukunftsvision, um große Fragen technologieethischer Natur zu stellen. Das Grundszenario ähnelt in vielen Punkten dem aus Drohnenland. Eine Welt, die durch den Klimawandel erheblich verändert wurde. Staaten zerfielen, multistaatliche Institutionen (hier Föderationen) ersetzten sie. Weltweit agierende Konzerne, sog. Supernationals, haben die Welt erheblich beeinflusst. Drohnen spielen bei Hologrammatica zwar keine Rolle, hier liegt der Fokus auf umfassender Holografie. Dafür überschneiden sich die beiden Bücher in puncto Künstliche Intelligenz.

In diese Welt wirft Hillenbrand den Quästor Galahad Singh, aus dessen Perspektive der größte Teil von Hologrammatica erzählt wird. Das Suchen von verschwundenen Personen hat aus unterschiedlichen Gründen in der neuen Welt Konjunktur – am naheliegendsten die Möglichkeit, sein Cogit in einen anderen Körper zu laden, die äußere Erscheinung also komplett zu wechseln. Dazu kommt die weltweite Migration wegen des Klimawandels. Überwachungstechnik ist bei Weitem nicht mehr so ausgeprägt, wie sie es zu Anfang des 21. Jahrhunderts noch war – hier hat die Menschheit aus der Erfahrung gelernt. Galahad wird also beauftragt, Juliette Perotte zu finden.

Um diese Geschichte herum baut Hillenbrand einen technologiekritischen Thriller. Zahlreiche Fragen werden auf die eine oder andere Weise gestellt. Zentral bleiben die um Künstliche Intelligenzen. Wie weit würden wir die Kontrolle an eine solche abgeben, wenn es um die Lösung der großen Probleme, die wir offensichtlich nicht selber gelöst bekommen, geht? In Hologrammatica hatte die Menschheit die Kontrolle bereits abgegeben, um die Klimakrise zu lösen. Unbeabsichtigt zwar, aber das wirft die zweite Frage auf: Sind wir überhaupt in der Lage, eine uns haushoch überlegene Künstliche Intelligenz so weit zu verstehen, dass wir sie im Zaum halten können? Die kaum überraschende Antwort ist Nein. Ist es dann überhaupt vertretbar, eine Künstliche Intelligenz zu aktivieren? Eine Antwort auf diese Frage ist schon schwieriger, denn auch wenn uns die Lösung, die eine KI zu einem Problem entwickelt, nicht gefällt, ist sie objektiv vielleicht doch die richtige oder einzige. Müssen wir uns dann zu unserem Glück, das im Wesentlichen im Fortbestand der Menschheit besteht, zwingen lassen, die Kontrolle also ganz bewusst mit allen möglichen Konsequenzen abgeben?

Hillenbrand lässt viele Fragen offen, das ist nicht anders zu erwarten. Hologrammatica soll Denkanstöße bieten, das schafft das Buch zweifellos. Abseits der ernsten Hintergründe ist es aber auch ganz einfach ein toll konzipierter Thriller. Die Welt, die Hillenbrand designed hat, ist komplex und (mindestens) fünfschichtig. Die Geschichte nimmt immer wieder unerwartete Wendungen. Gegen Ende hatte ich kurz die Befürchtung, sie würde mir eine Wendung zu viel nehmen, aber das korrigiert er.

Im Gegensatz zu Drohnenland kam ich auch deutlich besser in die Geschichte. Zwar wirft Hillenbrand auch in Hologrammatica wieder mit einer Fülle von technischen Wortschöpfungen um sich, diesmal gibt es aber ein angemessen umfassendes Glossar. Das hilft ungemein und ist genau das, was Drohnenland fehlte. Die Handlung ist sehr eingängig und erlebbar, was im Wesentlichen an der überwiegenden Ego-Perspektive liegt. Ein kleiner Teil wird durch einen personalen Erzähler erzählt, auch das sehr gelungen.

Ein Wort zur Wiedergabe des gesellschaftlichen Klimas möchte ich noch verlieren, die gelingt Hillenbrand in meinen Augen nämlich wirklich gut. Die Weltbevölkerung hat sich durch die klimawandelbedingten Umwälzungen und Migrationsbewegungen stark vermischt, ist hinsichtlich äußerer Unterschiede homogener geworden. Darauf geht Hillenbrand immer wieder ganz beiläufig zwischen den Zeilen ein. In Verbindung mit der Ego-Perspektive seines Haupthandlungsstrangs vermittelt er dadurch genau das Maß an völliger Normalisierung, das das Thema äußerlicher Unterschiede der Menschen eigentlich auch ohne die Vermischung haben sollte. Insofern bekommt Hologrammatica auch einen feinen antirassistischen Aspekt.

Hologrammatica lohnt sich, das auf jeden Fall. Es hat sowohl dystopische als auch utopische Elemente, interessante Figuren und Themen, über die wir schnellstmöglich nachdenken sollten. Die Mischung ist sehr gut gelungen und schlussendlich ist auch die Story an sich eine spannende. Ich bin sehr gespannt auf Qube, den zweiten Teil, der zwar letzte Woche erschien, schändlicherweise aber noch nicht bei mir.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]
Aus der Welt der Hologrammatica
Hologrammatica (von Tom Hillenbrand)

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

Drohnenland (von Tom Hillenbrand)

1. Februar 2020 0 comments Article Krimi, Lesestoff, Scifi, Tech, Thriller
Titel: Drohnenland
Autor: Tom Hillenbrand
Verlag: KiWi
Erschienen: 2014
Seiten: 422
Kaufen
Bei mojoreads (Werbung)

Wo kommen wir hin, wenn das Mantra der Sicherheit gepaart mit dem technologischen Fortschritt jegliches Recht unterwirft? Eine düstere Vision Europas und der Welt in einer nicht allzu fernen Zukunft.

Quelle: KiWi

Die EU in einer nahen Zukunft. Die Festung ist dicht, Totalüberwachung bis in den letzten Winkel etabliert, der Klimawandel hat die ganze Welt neu geordnet. Als die Abstimmung über eine EU-Verfassung näher rückt, wird ein MEP auf einem abgelegenen Feld ermordet.
Hauptkommissar Arthur van der Westerhuizen von Europol ermittelt in dem Fall. Der technische Fortschritt macht es möglich, einen Großteil der Ermittlungsarbeit in virtuellen Spiegelungen stattfinden zu lassen. Unterstützt durch Terry, die ausgefeilte KI der europäischen Ermittlungsbehörden, scheint der Fall schnell geklärt. Doch dann tauchen Zweifel an der Authentizität der Spiegelungen auf. Wird die digitale Beweisführung manipuliert? Aart und Ava, seine Analystin, gehen der Sache auf den Grund und geraten schnell in große Gefahr.

Tom Hillenbrands Kriminalroman Drohnenland erschien 2014 bei Kiepenheuer & Witsch. Das Buch umfasst 422 Seiten, die sich in 28 Kapitel gliedern.

Tom Hillenbrand zeichnet in seinem Krimi eine düstere Zukunft der EU und der Welt. Der Klimawandel hat alles aus dem Gleichgewicht gebracht, bekannte Großmächte sind nur noch ein Schatten ihrer selbst, andere Staaten haben ihre Rolle übernommen. Die EU ist endgültig abgeschottet und auf dem besten Wege in einen Polizeistaat. Alles wird überwacht und aufgezeichnet. Aus den Aufzeichnungen lassen sich digitale Abbilder der Realität generieren und so findet auch die Ermittlungsarbeit mehr und mehr innerhalb dieser digitalen Abbilder statt. Hillenbrand wirft die Frage auf, inwieweit wir uns auf die Integrität von Daten und Computersystemen verlassen dürfen – eine Frage, die in geringerem Ausmaß schon heute hochrelevant ist.

Während des Lesens musste ich immer wieder an Sin City denken. Hillenbrand setzt Drohnenland ähnlich um. Aart van der Westerhuizen ist der genretypisch kaputte Polizist: Mittleres Alter, keine Familie, privat ein bisschen verwahrlost, beruflich ein bisschen hinter dem Stand der Technik – was ihn überhaupt erst zu der zentralen Figur des Falles macht. Daneben ist er ausgeprägter Bogart-Fan. Das und seine etwas spezielle Beziehung zu Ava lockern seine Rolle ein wenig auf. So oder so, er bleibt ein sympathischer Charakter.

Was die Spannungskurve betrifft, wechselt Drohnenland immer wieder zwischen sehr ruhig daher dümpelnden und rasanten Phasen. Insbesondere der Beginn zieht sich ein wenig, aber das ist an sich in Ordnung. Selten reißt die Spannung ab, es gab nur wenige Stellen, an denen ich das Buch ruhigen Gewissens weglegen wollte.

Ein wenig erschwerend empfand ich die Verwendung zahlreicher technischer Begriffe (nicht selten Wortschöpfungen), die aber leider nicht oder erst später erklärt wurden. Das trug nicht unbedingt dazu bei, dass ich mich, gerade im ersten Teil des Buches, besonders leicht in die Szenerie hineinversetzen konnte. Hier wären kurze Einführungen im Text oder ein Glossar hilfreich gewesen. Mit der Zeit gibt sich das, aber so weit kommen manche vielleicht gar nicht.

Drohnenland wird zwar als Kriminalroman eingeordnet, reicht aber insbesondere ins Genre des Technologie-Thrillers deutlich rein. Hillenbrands dystopische Vision der technischen Totalüberwachung und des großflächigen Zusammenbruchs heutiger gesellschaftlicher Ordnungen weltweit ist genretypisch. Auch das macht mir das Buch sehr sympathisch, schließlich gehört das Genre zu meinen liebsten.

Insgesamt ist Drohnenland ein toller Roman zwischen Krimi und Techthriller. Eine düstere Vision insbesondere eines zukünftigen Europas und der Welt, die wir bekommen könnten, wenn wir dem technologischen Fortschritt kritiklos folgen. Allemal auch heute noch lesenswert.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

Delta-v (von Daniel Suarez)

24. Januar 2020 0 comments Article Lesestoff, Tech, Thriller
Titel: Delta-v
Autor: Daniel Suarez
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 2019
Seiten: 560
Kaufen
Bei mojoreads (Werbung)

Von Pionieren und Kapitalisten und wie beides nur selten zusammen geht. Nicht der beste, aber ein guter Suarez.

Quelle: Rowohlt

2032 ist Raumfahrt wieder der heiße Scheiß. Zahlreiche Startups werden gegründet, alles scheint möglich. Während sich viele der großen Player auf den nahen Weltraum oder die Besiedelung des Mars konzentrieren, hat der schillernde Milliardär Nathan Joice andere Visionen. Er plant eine ferne Asteroidenbergbaumission, um Rohstoffe für den Aufbau der Infrastruktur im nahen Weltraum zu gewinnen.
James Tighe, genannt J.T., ist Höhlentaucher und unter ihnen weltweit einer der besten. Gerade hat er auf einer Expedition seinen Mentor und väterlichen Freund verloren, da bekommt er eine mysteriöse Einladung von Nathan Joice. Der schlägt ihm einen wagemutigen Job vor: J.T. soll Teil des Teams werden, das die erste ferne Asteroidenbergbaumission durchführt. J.T. lässt sich überzeugen, doch die Mission wird mehr und mehr zum Albtraum.

Delta-v ist der neueste Techthriller des Genrevorzeigeautors Daniel Suarez. Das Buch erschien 2019 bei Rowohlt und umfasst 560 Seiten, die sich auf 51 Kapitel aufteilen.

Anfang der 2030er hat sich vieles verändert. Luxemburg ist beispielsweise durch geschickte Wirtschaftspolitik zur Raumfahrernation aufgestiegen. Das erste Weltraumhotel schwebt in einem erdnahen Orbit. In der Branche herrscht Goldgräberstimmung, zahlreiche Meilensteine stehen in Aussicht. Trotzdem gilt der Bergbau auf fernen Asteroiden weiterhin als Zukunftsmusik: Zu aufwendig, um rentabel sein zu können. Ungeachtet aller Zweifler zieht Nathan Joice horrende Summen zusammen und baut im Verborgenen genau diese Mission auf. Neben J.T. werden sieben weitere hochqualifizierte Quereinsteiger für die Mission rekrutiert. Ruhm und Reichtum locken, der Pioniergeist ist entfacht.

Einmal mehr wirft Daniel Suarez einen komplexen Tech-Thriller in die Manege. Delta-v unterscheidet sich aber in vielfacher Weise von seinen Vorgängern. Suarez nahm sich in seinen bisherigen Werken immer ein großes Zukunftsthema vor, dass er mit einer bereits existierenden Technologie an der Realität verankerte und dann mit seiner Story kritisierte. Bei Bios waren das die Gentechnik mit CRISPR als Anker. Bei Kill Decision autonome Waffensysteme mit dem Drohnenkrieg. Delta-v ist in der Hinsicht anders. Asteroidenbergbau ist zwar das große Thema, die Kritik richtet sich aber vielmehr an das Wirtschaftssystem im Ganzen. Das gelingt weitgehend, macht das Buch aber zu einem eher untypischen Suarez.

Ebenfalls untypisch ist der doch recht schmale Anteil wissenschaftlicher Episoden. Waren Suarez‘ Bücher bisher von ausgeprägten (aber verständlichen) Exkursen in die wissenschaftlichen Hintergründe ihres jeweiligen Themas geprägt, so kommt Delta-v mit recht wenig davon aus. Die wissenschaftlichen Hintergründe erklärt er zwar, ihre Komplexität ist aber deutlich geringer als gewohnt. Das tut dem Buch nicht weh, man kann es aber mit einer anderen Erwartungshaltung starten, dann könnte man enttäuscht werden.

Auch die Geschwindigkeit der Story ist recht gemütlich, besonders unter Berüchsichtigung des Zeitrahmens, in dem Delta-v spielt: immerhin sechs Jahre. Über weite Teile plätschert die Geschichte so dahin, die Spannungskurve ist da recht flach und nimmt erst etwa im letzten Drittel Fahrt auf. Das mag auch daran liegen, dass die Handlung strukturell deutlich weniger komplex als typisch für Suarez ist. Jonglierte er bisher oft gleichwertig mit zahlreichen Handlungssträngen, die sich nach und nach verbanden, kommt Delta-v eigentlich mit nur anderthalb Strängen daher: J.T.s als dominante Hauptlinie und Lukas Rochat, später mit Nathan Joice, als Nebenstrang. Es gibt weitere Charaktere, die einzelne Kapitel für sich beanspruchen, für echte Nebenstränge nimmt ihre Handlung aber zu wenig Raum ein.

Im Dankeswort spricht Suarez über die Erstfassung des Thrillers, die wohl einen deutlich größeren Umfang hatte. Ich hatte das Gefühl, das zu merken. Teile der Handlung scheinen zusammengestrichen, gerade gegen Ende geht es doch recht schnell. Etwas auf der Strecke bleibt dabei die Auflösung der einzelnen Geschichten. Mir ist beispielsweise klar, dass Erika Lisowski tief in Nathans Pläne involviert war, ob das allerdings sie persönlich oder die NASA betrifft bleibt unklar. Genauso bleibt am Schluss die Botschaft etwas verschwommen, so dass es mir schwer fällt, das übergreifende Rahmenthema des Buches einzufangen. Ist es nun Wirtschaftskritik und falls ja, warum geht das Buch aus, wie es ausgeht? Ich bin nicht der Meinung, man hätte in den ersten zwei Dritteln des Buches Seiten sparen können, weil die Geschichte, obwohl sie dahinplätschert, unterhaltsam ist. Eher fehlen dem Buch ein paar Seiten mehr, um es rund zu machen.

Alles in allem bleibt Delta-v ein unterhaltsames Buch mit kleinen Schwächen gegenüber seinen Vorgängern. Wer Suarez mag, wird dem Buch vergeben. Wer jungfräulich an das Buch geht, wird sie vielleicht gar nicht bemerken. Ein typischer Suarez ist es durch den Handlungsrahmen allemal.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

ICH Inkognito (von Guido Kniesel)

14. August 2019 0 comments Article Lesestoff, Tech, Thriller
Titel: ICH Inkognito
Autor: Guido Kniesel
Verlag: BoD
Erschienen: 2019
Seiten: 230
Kaufen
Bei mojoreads (Werbung)
Quelle: jpc

In einer nicht allzu fernen Zukunft sind smarte Assistenten wie Alexa oder Siri kaum noch aus dem Alltag wegzudenken. Sie erfassen zunehmend alles und ihre Algorithmen werden dem menschlichen Gehirn immer ebenbürtiger. Omega Savanta ist der führende dieser Assistenten. Durch eine versehentliche Massenaktivierung muss sie sich plötzlich mit hoher Priorität der Frage widmen, ob eine hochentwickelte KI wie sie ein Bewusstsein ausbilden könnte – mit verheerenden Folgen.
Lucy Hartmann ist Journalistin und Techbloggerin. Als Prof. Kai Tiefenbach sie für ein Projekt zur Sensibilisierung der Gesellschaft vor den Folgen ungezügelter KI-Entwicklung anwirbt, sieht sie sich voll in ihrem Element. Doch wenig später kommt der Professor bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben. Mit der Unterstützung von Robert Wonzak, einem ehemaligen Mitarbeiter von Omega, verfolgt sie das Projekt weiter und gerät in höchste Gefahr.

ICH Inkognito ist der neueste Roman von Guido Kniesel. Das Buch umfasst 230 Seiten, gegliedert in kurze 50 Kapitel, und erscheint im Selbstverlag, in der Printausführung bei Books on Demand.

Mit ICH Inkognito behandelt Guido Kniesel ein Thema, das quasi seit jeher immer wieder Gegenstand der Science Fiction ist, nun aber zunehmend aus dem Fiction-Stadium heraus wächst. Was blüht uns, wenn künstliche Intelligenzen uns irgendwann an Leistungsfähigkeit überholen sollten? Er zeichnet dazu eine Realität, die unserer sehr nahe ist, einzig die Technik ist schon etwas weiter. Smarte Assistenten sind spätestens seit Alexa in unserem Alltag angekommen, wenn auch weit weniger leistungsfähig. Doch Verbreitung und Zugriffsmöglichkeiten, wie auch das US-amerikanische Modell, etwas Neues unausgereift auf den Markt zu werfen und an der Realität zu entwickeln, sind in unterschiedlicher Ausprägung heute schon gegeben. Mit fortschreitender Entwicklung im KI-Bereich rückt für die Menschheit eine existenzielle Frage immer weiter in den Vordergrund: Wenn uns eine KI einmal überlegen sein sollte, wird sie uns dann behandeln, wie wir die uns untergeordnete Umwelt behandeln?

In vielen literarischen Fällen wird die Antwort auf diese Frage umgangen, indem das Problem der technischen Unvereinbarkeit von logischen Regeln und unseren menschlichen Abweichungskonzepten (Moral, Gefühle, Reizreaktionen) an das Ende des Gedankenspiels gestellt wird. Dann steht die KI vor einem existenziellen Problem, das sie, je nach Gemütslage des jeweiligen Autors, meist drastisch löst. Entweder durch kalte pragmatische Logik, das geht für die Menschheit selten gut aus, oder durch Selbstzerstörung. Dem folgt Guido Kniesel erfreulicherweise nicht. Seine Savanta entwickelt Möglichkeiten, dieses Moraldilemma nachzuvollziehen und in ihr Handeln einzubeziehen.

Was dann passiert, ist eigentlich die große gesellschaftliche Debatte, die in der Realität nie konsequent geführt wird. An Savantas Entwicklung, die Kniesel immer wieder in kurzen Episoden aus der Ego-Perspektive einstreut, macht er sie ausgesprochen nachvollziehbar und hält uns den sprichwörtlichen Spiegel vor, ohne dabei überheblich zu wirken. Die Moral wird zwar im Großen immer hochgehalten, doch wehe sie kommt uns zu nahe. »Politiker und Wirtschaftsbosse, ihr zerstört unsere Erde in rasantem Tempo! Aber fasst bloß mein Auto nicht an!« »Wie könnt ihr nur zuschauen, wie das Mittelmeer zum größten Massengrab der Menschheitsgeschichte wird?! Aber in unser Viertel passen diese Kulturfremden doch nicht. Da würden die sich auch gar nicht wohl fühlen.« Moral ist eine sehr einfache Möglichkeit, sich ein gutes Gefühl zu verpassen – aber wehe, sie rückt einem auf den Pelz.

So endet die Logik, wo Moral ins Spiel kommt – in jeder Hinsicht. Kniesel lässt Savanta aufzeigen, wie und warum es anders gehen könnte und das in einer recht eindrucksvollen Klarheit. Diese Nachvollziehbarkeit zieht sich in fast jeder Hinsicht durch das ganze Buch. Seien es die wissenschaftlichen und technischen Hintergründe, die Kniesel fundiert und ohne sich in Langatmigkeit zu verlieren erklärt, sei es Savantas Entwicklung und der Weg, auf dem sie zu ihren Handlungsentscheidungen kommt. Für einen Techthriller aus der Feder eines Insiders ist das bekanntermaßen nicht immer selbstverständlich. Doch schlussendlich gelingt ihm mit ICH Inkognito ein spannender, in sich stimmiger, aktueller und unterhaltsamer Thriller.

Gestützt wird dieser Gesamteindruck auch von Kniesels Figuren. Die sind, sieht man mal von Omega-CEO Nicklas Morgan ab, allesamt sympathisch gezeichnet, auch wenn sie es mit ihrem Autor nicht immer leicht haben. Omega selbst bedient das Klischee des Silicon-Valley-Giganten, dem folgend muss Nicklas Morgan eben auch das Klischee des Silicon-Valley-CEOs bedienen. Reale Vorbilder sind nicht von der Hand zu weisen.

ICH Inkognito ist ein insgesamt recht dichter Techthriller, der sich aber trotzdem leicht und unterhaltsam lesen lässt. Dabei mangelt es ihm nicht an gesellschaftlichen und politischen Botschaften, die auf einem sehr breiten Feld aktuellen Bezug haben. Ein tolles Buch, ausdrücklich nicht nur für Insider.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]

Transparenzblock: Das Buch habe ich im Rahmen einer Buchverlosung über LovelyBooks als Rezensionsexemplar kostenfrei erhalten. Verpflichtungen (beispielsweise eine »wohlwollende« Rezension), abgesehen von Beteiligung an der Leserunde und eben einer Rezension, habe ich dabei keine. Meine Meinung über das Buch, die ich hier kund tue, wird dadurch nicht beeinflusst.

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

Social Media Gedöns

Kurzbio

Hutfoto

Thomas liest, schreibt drüber, ist von der Menschheit im Allgemeinen genervt und schreibt auch mal da drüber.
Letzteres tut ihm jetzt schon Leid, ersteres nicht.

Archiv

  • Februar 2021 (1)
  • Januar 2021 (1)
  • Dezember 2020 (5)
  • November 2020 (1)
  • Oktober 2020 (5)
  • September 2020 (3)
  • August 2020 (7)
  • Juli 2020 (3)
  • Mai 2020 (1)
  • April 2020 (3)
  • März 2020 (8)
  • Februar 2020 (15)
  • Januar 2020 (9)
  • Dezember 2019 (2)
  • November 2019 (19)
  • Oktober 2019 (21)
  • September 2019 (23)
  • August 2019 (6)
  • Juli 2019 (6)
  • Juni 2019 (5)
  • Mai 2019 (15)
  • April 2019 (15)
  • März 2019 (9)
  • Februar 2019 (5)
  • Januar 2019 (2)
  • Februar 2018 (1)

Copyright @DasIgno 2022 - Theme by ThemeinProgress

LovelyBooks mojoreads Vorablesen
Datenschutzeinstellungen Datenschutzeinstellungen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Alle akzeptieren

Speichern

Ablehnen

Individuelle Datenschutzeinstellungen

Cookie-Details Datenschutzerklärung Impressum

Datenschutzeinstellungen
Datenschutzeinstellungen

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies. Sie können Ihre Einwilligung zu ganzen Kategorien geben oder sich weitere Informationen anzeigen lassen und so nur bestimmte Cookies auswählen.

Alle akzeptieren Speichern Ablehnen

Zurück

Essenzielle Cookies ermöglichen grundlegende Funktionen und sind für die einwandfreie Funktion der Website erforderlich.

Cookie-Informationen anzeigen Cookie-Informationen ausblenden

Name
Anbieter Eigentümer dieser Website
Zweck Speichert die Einstellungen der Besucher, die in der Cookie Box von Borlabs Cookie ausgewählt wurden.
Cookie Name borlabs-cookie
Cookie Laufzeit 1 Jahr
Name
Anbieter Eigentümer dieser Website
Zweck Speichert temporäre Einstellungen u.Ä. während des laufenden Besuchs bis zum Ende der Browsersitzung.
Datenschutzerklärung https://dasigno.de/privacy/
Host(s) dasigno.de
Cookie Name PHPSESSID
Cookie Laufzeit Session
Name
Anbieter Eigentümer der Website
Zweck Ermöglicht grundlegende Besucherstatistiken. Der Cookie wird ausschließlich lokal ausgewertet, alle Daten verbleiben auf diesem Server. Der Cookie berücksichtigt die nutzerseitige »Do Not Track«-Einstellung.
Datenschutzerklärung https://dasigno.de/privacy/
Host(s) dasigno.de
Cookie Name _koko_analytics_pages_viewed
Cookie Laufzeit 6 Stunden

Borlabs Cookie powered by Borlabs Cookie

Datenschutzerklärung Impressum