Rezension: Die Akte Rosenherz (von Jan Seghers)
Autor: Jan Seghers
Erschienen: 2010
Seiten: 480

Frankfurt im Jahr 1966. In ihrer Wohnung wird die Edelprostituierte Karin Rosenherz brutal abgeschlachtet aufgefunden. Das Verbrechen macht Schlagzeilen, nur neun Jahre stand Frankfurt mit durch den Mord an Rosemarie Nitribitt im Rampenlicht. Und ebenso wie im Fall Nitribitt kann kein Mörder überführt werden.
2005 wird Kommissar Marthaler auf den Fall aufmerksam gemacht. Ein Kunstraub, bei dem Tereza schwer verletzt wird, scheint im Zusammenhang mit dem Fall Rosenherz zu stehen. Marthaler macht sich daran, mit der Vergangenheit aufzuräumen.
Die Akte Rosenherz erscheint seit 2010 bei Rowohlt und umfasst 480 Seiten. Das Buch ist der vierte Band in Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt.
Marthalers vierter Fall spielt zeitlich etwa 4 Monate nach Partitur des Todes, also im Jahr 2005. Tereza ist schwanger, Marthaler hat daher die neugegründete Cold-Case-Unit der Frankfurter Mordkommission übernommen, um mehr Zeit für Tereza und in Zukunft ihr Kind zu haben. Als Tereza ein Gemälde des Städels überstellen soll, wird der Transport überfallen und sie angeschossen und schwer verletzt. Durch Arne Grüter, den Chefreporter des City-Express‚, wird Marthaler auf eine Verbindung mit dem lange zurückliegenden Mord an Karin Rosenherz gebracht. Widerwillig lässt er sich auf einen Handel mit Grüter ein.
Als die junge Journalistenschülerin Anna Buchwald auf die Wiederaufnahme der Ermittlungen im Fall Rosenherz aufmerksam wird, fährt sie kurzerhand nach Frankfurt, um sich an die Ermittler zu hängen. Für ihre Aufnahme an der Journalistenschule hat sie ein vielgelobtes Dossier über den Fall geschrieben und nie mit ihm abgeschlossen. Da das einzige verbliebene Exemplar der Rosenherz-Akte in Annas Händen ist, sieht sich Marthaler gezwungen, mit ihr zusammen zu arbeiten.
Als historische Vorlage dient Seghers der Fall Helga Matura, aus der er Karin Rosenherz gemacht hat. Verweise zum Fall Rosemarie Nitribitt, dem anderen großen Prostituiertenmord in Frankfurt, finden sich ebenfalls im Buch. Die historischen Hintergründe zum Fall Matura sind zwar korrekt, die Geschichte, die Seghers um den Mord konstruiert, ist aber Fiktion.
Die Akte Rosenherz ist in einiger Hinsicht anders als die bisherigen Fälle Marthalers. Sein Team von der MK1 kommt weitgehend nicht vor und wird auch nicht weiterentwickelt, da Marthaler durch den Wechsel in die Cold-Case-Unit sowieso nicht mehr an aktuellen Fällen arbeiten soll und seine Ermittlungen in diesem speziellen Fall weitgehend an den Behörden vorbei stattfinden. Verantwortlich dafür ist auch, dass er mit Arne Grüter kooperiert, was mir tatsächlich schwer zu glauben fiel. Die Geschichte der beiden ist so stark von Ablehnung geprägt und Grüter hat Marthaler in der Vergangenheit mehr als ein Mal übel mitgespielt. Dass Grüter ihn für eine Story ansprechen würde, wenn er ihn braucht, das würde ich nie bestreiten. Dass Marthaler sich aber darauf einlässt, das wollte mir wirklich nicht ganz in den Kopf.
Demzufolge finde ich es auch etwas schade, dass Seghers seine Medienkritik hier etwas abgeschwächt hat. Grüter, der bisher das Inbild unethischen Journalismusses war, wird ein gutes Stück reingewaschen und sympathisch gemacht. Das passiert in der Realität leider auch zu oft, wie das große Tagesblatt mit den vier Buchstaben immer wieder beweist, und dass es funktioniert, finde ich grundlegend falsch. Daher bin ich nicht allzu glücklich, wenn es in der Literatur auch noch gespiegelt wird.
Abseits dieser Kritik bleibt Die Akte Rosenherz aber ein spannender Hessenkrimi. Der Fall ist dieses Mal nicht so lange undurchsichtig, wie es in den vergangenen Bänden der Fall war. Trotzdem ist er spannend aufgebaut und durch die Vorlage auch mit einigen Fakten gespickt, über die man sonst wohl eher selten stolpert. Mit der Figur Anna Buchwald führt Seghers einen neuen Charakter ein, sie wird in Die Sterntaler-Verschwörung wieder eine Rolle spielen. Auch Hans-Dieter Herrmann, der geschasste Ex-Leiter der Mordkommissionen hat wieder eine Rolle.
Die Leseempfehlung bleibt, wie bei allen Marthaler-Bänden. Jan Seghers schreibt tolle Hessenkrimis, da steht auch Die Akte Rosenherz in nichts nach. Meine Kritikpunkte verbuche ich eher unter Geschmackssache.
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Kommissar Marthaler ermittelt
Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂
Rezension: Die Braut im Schnee (von Jan Seghers)
Autor: Jan Seghers
Erschienen: 2007
Seiten: 477

Im verschneiten Frankfurter Oberrad wird vor ihrem abgelegenen Haus eine junge Zahnärztin tot aufgefunden. Ihre Leiche ist verstümmelt und auf abscheuliche Weise arrangiert.
Kommissar Marthaler und sein Team von der Frankfurter Mordkommission stehen vor einem Rätsel. Ein brutaler Sadist scheint sein Unwesen in Frankfurt zu treiben und sie kommen ihm kaum einen Schritt näher. Zudem steht Marthaler sein Temperament mal wieder im Weg. Können sie den Täter schnell genug finden, um Schlimmeres zu vermeiden?
Die Braut im Schnee ist der zweite Band in Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt. Das Buch umfasst 477 Seiten und erschien 2007 bei Rowohlt. Schauplatz der Reihe ist der Großraum Frankfurt am Main.
Die Braut im Schnee spielt etwa drei Jahre nach Ein allzu schönes Mädchen im Winter. Das Polizeipräsidium ist gerade in seinen neuen Standort in der Adickesallee umgezogen, die baulichen Probleme mit dem Neubau führen recht früh dazu, dass die Mordkommission in das ›Weiße Haus‹ im Günthersburgpark umzieht. Privat liegt Marthalers undefinierbare Beziehung mit Tereza zu Beginn des Buches einigermaßen im Unklaren, sie befand sich die letzten Jahre in Madrid, die beiden haben sich aber getroffen.
Im Gegensatz zum ersten Band ist Die Braut im Schnee ausgereifter. Die Entwicklung des Autors und damit die Entwicklung seiner Figuren ist deutlich sichtbar. So wird Marthaler beispielsweise zu einer deutlich runderen Figur, sein Temperament wird nachvollziehbarer, seine Beweggründe klarer. Amüsierte ich mich im ersten Band noch etwas über Terezas fehlende Sprachschwierigkeiten, so sind diese jetzt ausgeprägt wie im fünften Band. Auch Marthalers Kollegen bekommen mehr und mehr Charakter. Hier rückt besonders Kerstin Henschke in den Fokus. Auch Marthalers Vergangenheit in Baunatal und Kassel wird stärker als im ersten Band thematisiert.
Den Fall an sich hat Jan Seghers geschickt und sehr rund aufgebaut. Immer wieder präsentiert er schlüssige Verdächtige und vermeidet es bis ganz zum Schluss, den wahren Täter zu enthüllen. Der Ermittlungszeitraum umfasst etwa ein halbes Jahr, allerdings wird aus Gründen nur der geringste Teil davon detailliert behandelt. Dieser Teil umfasst aber auch alle relevanten Phasen der Ermittlung.
Einmal mehr setzt sich Seghers auch wieder mit der nicht immer einfachen Rolle der Presse für die Polizeiarbeit auseinander. Er macht sehr deutlich, in welchem Umfang er die Arbeit der Presse angemessen und hilfreich findet, und ab welchem Punkt Journalisten über diese Einordnung hinaus gehen. Stellenweise fühlt man sich an ein großes Blatt mit vier Buchstaben erinnert, das aber nur der bekannteste Gipfel des Boulevardjournalismus ist. Jede größere Stadt hat ihr entsprechendes Lokalblatt, Seghers setzt stellvertretend für diese Sparte den ›City Express‹ und lässt ihn eine Vielfalt fragwürdiger Praktiken durchführen.
Wie schon die beiden anderen Bände, die ich bereits gelesen habe, ist auch Die Braut im Schnee ein toller Krimi. Gut konzipiert, mit einer Fülle an immer besser gezeichneten Charakteren und einem Fall, der so leicht nicht zu durchschauen ist. Für Krimifans und Ortsansässige allemal wieder eine Empfehlung.
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Kommissar Marthaler ermittelt
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Rezension: Die Sterntaler-Verschwörung (von Jan Seghers)
Autor: Jan Seghers
Erschienen: 2014
Seiten: 489

Schwarzenfels in Osthessen. Vor dem Haus des jungen Süleyman verunglückt ein Motorradfahrer. Als Süleyman ihn durchsucht, findet er einen Umschlag und nimmt ihn an sich. Wenig später geht eine Hausdurchsuchung beim in der Nähe wohnenden Landtagsabgeordneten Johann von Münzenberg gewaltig schief. Und in Frankfurt stirbt eine berüchtigte Journalistin durch einen Augenschuss in ihrem Hotelzimmer.
Im Laufe der Ermittlungen geraten Kommissar Robert Marthaler und sein Team von der Frankfurter Mordkommission immer tiefer in einen politischen und polizeilichen Abgrund.
Die Sterntaler-Verschwörung ist 2014 bei Rowohlt erschienen. Das Buch ist der fünfte von aktuell sechs Bänden aus der Reihe Kommissar Marthaler ermittelt und spielt im Raum Frankfurt und Osthessen. Die 489 Seiten teilen sich auf angenehm kurze Kapitel auf.
Der Rahmen der Geschichte ist angelehnt an die Verhältnisse nach der Wahl zum Hessischen Landtag 2008, als Andrea Ypsilanti (im Buch Sabine Xanthopoulos) den amtierenden Ministerpräsidenten Roland Koch (Rolf-Peter Becker) unter Duldung der LINKEN hätte stürzen können, wenn sie eine mögliche Zusammenarbeit mit der LINKEN nicht im Wahlkampf vehement ausgeschlossen hätte. Ypsilanti scheiterte damals mit der Bildung einer Minderheitsregierung, weil ihr, wie im Buch, vier Parteigenoss*innen in letzter Minute die Stimme versagten. Weitere Nebencharaktere haben reale Vorbilder, der Fall an sich ist aber frei erfunden.
Die Sterntaler-Verschwörung lebt vor allem von ihren Charakteren. Seghers hat mit seinem verschrobenen Robert Marthaler und seinen, jeder auf seine Art liebenswürdigen, Kollegen ein Team geschaffen, das in einer sehr unterhaltsamen Weise unaufdringlich miteinander funktioniert. Sei es der geniale Spurensicherer Carlos, der seine Arbeitszeiten ganz nach seinem Leben richtet und auch gerne mal inbrünstig die Internationale singt, sei es Marthalers Sekretärin Elvira, die ihn in nahezu jeder Lebenslage unterstützt. Hinzu kommt Marthalers sehr legeres Beziehungsgeflecht innerhalb und außerhalb des »Weißen Hauses«, der Heimat der Mordkommission.
In diesem Rahmen konstruiert Seghers einen Krimi, der in weiten Teilen auch leicht als Polit-Thriller durchgehen könnte. Seine Geschichte ist bis ins Detail durchdacht konzipiert und so spannend wie unterhaltsam umgesetzt. Die einzelnen Erzählstränge, denen Seghers, wie es gerade in die Handlung passt, mal mehr, mal weniger Raum gibt, fügen sich nach und nach in ein stimmiges Ganzes zusammen. Je weiter sich das Buch dem Ende nähert, desto vorhersehbarer wird der Ausgang der Story, was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tut. Bei einem Thriller würde ich das kritisieren, als Krimi oder noch eher Polit-Krimi fühlt sich die Entwicklung der Spannungskurve aber sehr stimmig an.
Die Sterntaler-Verschwörung ist meine erste Begegnung mit Jan Seghers, ein klassischer Bahnhofsbuchladenfund. Da das Buch der fünfte Band der Marthaler-Reihe ist, mag das vielleicht nicht ganz günstig sein. Für das Verständnis des Buches und der Rahmenhandlung hat mir aber nichts gefehlt. Der Rest der Reihe ist sofort auf dem Lesestapel gelandet, allem voran wegen der sympathischen Charaktere, ein bisschen auch für den Frankfurter Lokalkolorit.
Abschließend natürlich eine Empfehlung mindestens an alle Krimifreunde, auch abseits des Großraums Frankfurt. Die Sterntaler-Verschwörung macht Spaß, ein durch die Bank runder Krimi.
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Kommissar Marthaler ermittelt
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Rezension: Ein allzu schönes Mädchen (von Jan Seghers)
Autor: Jan Seghers
Erschienen: 2010
Seiten: 736

In einem Bergdorf im Elsass entdeckt die Madame Fouchard auf ihrem kleinen Bauernhof ein verwahrlostes Mädchen und nimmt sich ihrer an. Sie ist außergewöhnlich schön, benimmt sich aber eigenartig. Als die Bäuerin stirbt, verschwindet auch das Mädchen aus dem Dorf.
Im Frankfurter Stadtpark wird die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes entdeckt. Wenig später taucht sein Wagen mit einer zweiten Leiche im Kofferraum auf. Kommissar Marthaler und seine Kollegen tappen im Dunklen. Doch je weiter die Ermittlungen kommen, desto öfter berichten Zeugen von einem allzu schönen Mädchen.
Ein allzu schönes Mädchen erschien 2010 bei Rowohlt. Der 736 Seiten starke Krimi ist der erste von aktuell sechs Bänden in Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt.
Die Geschichte spielt im Jahr 2000 in Frankfurt am Main. Als Rahmen hat Seghers einen (fiktiven?) Besuch des US-Präsidenten gewählt, so dass die Polizei äußerst ausgelastet und das innerstädtische Leben immer wieder gestört ist. Einzelne Schauplätze liegen auch im Elsass und in Saarbrücken.
Segher beginnt die Geschichte mit einer ausführlichen Einführung im Elsass. Bis zum Auffinden der ersten Leiche und damit Kommissar Marthalers erstem Auftritt vergeht eine ganze Reihe von Seiten. Auch als die Geschichte Fahrt aufnimmt, bleiben die Umstände des Falles lange unklar. Seghers steigert die stressige Stimmung während der ersten Ermittlungsphase geschickt durch die erhöhte Medienpräsenz wegen des Besuchs des US-Präsidenten.
Wie auch der fünfte Band, den ich ja unglücklicherweise zuerst gelesen habe, lebt Ein allzu schönes Mädchen einerseits von den Charakteren und andererseits von viel Lokalkolorit. Zu Ersterem muss ich im Vergleich aber sagen, dass da definitiv eine Steigerung stattfindet. Marthaler bleibt zwar kauzig, hat im ersten Band aber noch deutlich unsympathischere Wesenszüge. So reagiert er nicht nur ein Mal übertrieben aufbrausend. Seine Kollegen bleiben teilweise noch etwas blass – wie wichtig und sympathisch Carlos mal werden wird, kann man schon erkennen, besonders gut gefiel mir aber auch Manfred. Ein wenig amüsant fand ich, dass Tereza im ersten Band noch deutlich weniger gebrochen Deutsch spricht, als sie das im fünften Band tun wird.
Sehr gefallen hat mir, dass die genauen Hintergründe der Taten lange unklar blieben. Seghers forciert geschickt einen Hergang samt Tatverdächtigem nach dem anderen. Am Ende wirft er alles nochmal um, um ganz am Ende schließlich die tatsächliche Auflösung der Fantasie der Lesenden zu überlassen. Die Geschichte selbst ist für einen Krimi schön. Ich weiß nicht genau, wie ich das ausdrücken soll, aber ich erwarte bei Krimis eigentlich keine Geschichten, die sich schön anfühlen. Krimis sind üblicherweise blutig, leichig und von Abgründen dominiert. All das trifft auf Ein allzu schönes Mädchen zwar auch zu, trotzdem hatte ich immer das Gefühl, mich in einer schönen Geschichte zu bewegen. Das hat mir sehr gefallen.
Alles in allem ist Ein allzu schönes Mädchen ein schöner Einstieg, der Lust auf mehr macht. Die Charaktere haben noch Potential, machen aber schon neugierig. Gepaart mit viel Lokalkolorit und einer soliden Story ergibt sich ein spannender Krimi.
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Rezension: Menschenfischer (von Jan Seghers)
Autor: Jan Seghers
Erschienen: 2017
Seiten: 432

Im Frühjahr 1998 wird im Frankfurter Stadtteil Gallus der 13-jährige Tobias Brüning getötet und grausam verstümmelt. Die Ermittlungen, obwohl langwierig und umfassend, verlaufen im Sand, die Tat kann nicht aufgeklärt werden.
2013 kontaktiert Rudi Ferres, damals Leiter der SoKo »Tunnel« Marthaler und bittet ihn, ihn in Frankreich zu besuchen. Es gebe neue Erkenntnisse im Fall Tobias Brüning. Während die Mordkommission total überlastet ist, weil es im Vorfeld eines Besuches Barack Obamas zu einem Anschlag auf ein Restaurant gekommen ist, reist Marthaler dem alten Fall hinterher.
Als im Grenzgebiet zwischen Rheinland Pfalz und Hessen wenig später die Leichen zweier ebenfalls grausam verstümmelter Jungen gefunden werden, nimmt der alte Fall wieder Fahrt auf.
Menschenfischer erschien 2017 als sechster und aktuell jüngster Band in Jan Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt. Das Buch umfasst 432 Seiten und wird bei Rowohlt unter dem Imprint Kindler verlegt.
Die Geschichte spielt im Jahr 2013, zwischen dieser und der des vorhergehenden Bandes liegen also etwa fünf Jahre. Im ersten Teil nehmen Rückblenden auf den Mordfall Tobias Brüning in 1998 einen erheblichen Raum ein. Der Fall ist stark angelehnt an den Mordfall Tristan Brübach, der damals weit über Frankfurt hinaus Aufsehen erregte und bis heute ungeklärt ist. Die Geschichte, die Seghers darauf aufbaut, ist allerdings wie gewohnt fiktiv.
In der Rahmengeschichte hat sich in den fünf Jahren wenig getan. Marthaler ist weiterhin mit Tereza zusammen, die aber noch einen Partner in Prag hat. Mit diesem erwartet sie nun ein Kind, weshalb sie ihn nun heiraten will und die Beziehung mit Marthaler beendet. Der stürzt sich, wie gewohnt, in die Arbeit. Hier ist er weiterhin Leiter der zweiten Mordkommission, hauptsächlich aber einziger Mitarbeiter der Cold-Case-Unit, wodurch die restlichen Mitarbeiter auch in diesem Buch eher Nebenrollen spielen. Sabato ist zwar noch recht präsent und im Rahmen der Ermittlungen zu den zwei aktuellen Fällen wird auch die MK1 wieder tätig, daneben aber auch Ermittler aus Wiesbaden und St. Goarshausen, so dass für die früheren Hauptcharaktere weit weniger Raum bleibt. Das ist ein bisschen schade, aber gerade mit Rudi Ferres, dem früheren SoKo-Leiter, und Kizzy Winterstein vom Polizeipräsidium Wiesbaden füllt Seghers diese Lücke mit sehr sympathischen Charakteren.
Und auch der Fall ist Seghers wieder sehr rund gelungen, obwohl er wirklich umfangreich ist. Ein bisschen schade fand ich, dass ihm am Ende gefühlt ein wenig die Seiten ausgingen. Nachdem die Fälle bis über die Mitte des Buches hinaus wirklich sehr detailreich und liebevoll aufgebaut werden, entwickelt sich die Geschichte danach doch eher zum Spurt – gerade am Ende. Da hätten ein paar Seiten mehr nicht geschadet. Allerdings geht nichts relevantes verloren; die Geschichte bleibt stimmig und nachvollziehbar, es geht halt einfach nur ein bisschen schnell. Mit hineinspielen mag da, dass Seghers, bis die Fälle fertig aufgebaut sind, drei Handlungsstränge und dazu die Rückblende führen muss, das nimmt natürlich Platz.
Trotzdem ist Menschenfischer, gerade wegen des komplexen Fallgebildes, wieder ein toller Hessenkrimi, dem eine erhebliche Recherchearbeit zugrunde liegt. Auch deshalb kann ich ihn nur empfehlen und freue mich auf weitere Bände in der Reihe.
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Kommissar Marthaler ermittelt
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Rezension: Partitur des Todes (von Jan Seghers)
Autor: Jan Seghers
Erschienen: 2009
Seiten: 480

Paris im Jahr 2005. Im Rahmen einer arte-Dokumentation stößt die Journalistin Valerie Rouchard auf Georges Hofmann, dessen Eltern im Dritten Reich nach Auschwitz verschleppt wurden. Durch die Öffentlichkeit der Dokumentation taucht ein bisher unbekannter Brief seines Vaters an ihn auf. Darin ein unveröffentlichtes Werk von Jaques Offenbach.
Wenig später werden am Frankfurter Mainufer fünf Menschen in einem Imbiss-Boot kaltblütig hingerichtet. Hauptkommissar Robert Marthaler steht unter Zeitdruck und vor einem Rätsel, denn es bleibt nicht bei den fünf Toten.
Partitur des Todes ist der dritte Band in Jan Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt. Das Buch umfasst 480 Seiten und wird bei Rowohlt verlegt.
Marthalers dritter Fall spielt im Sommer 2005, etwa zwei Jahre nach Die Braut im Schnee. Nach den Geschehnissen des vorhergehenden Bandes wird Abteilungsleiter Herrmann durch Charlotte von Wangenheim ersetzt, er bekommt im Buch aber noch ein paar Auftritte. Privat hat Marthaler wieder einige Sorgen, denn sein Engagement im Beruf steht sich und Tereza nach wie vor im Weg.
Aus meiner Sicht ist Partitur des Todes der bis dahin stärkste Band der Reihe, das mag aber auch am Thema liegen. Die Entwicklung, die man schon im vorhergehenden Band bei Jan Seghers beobachten konnte, setzt sich fort – er wird immer besser. Er konstruiert einen verworrenen Fall rund um die Aufarbeitung des Nationalsozialismus‘, dabei geht er nicht zimperlich vor. Der Fall ist bis kurz vor Schluss schwer zu durchschauen, das wiederum kennt man ja schon aus den anderen Bänden, auch wenn es diesmal früher im Buch Andeutungen gibt.
Ebenfalls nicht neu ist Seghers Kritik an Presse und Politik. Der City-Express als Inbild unethischer Auswüchse im Journalismus bekommt wieder eine Sonderrolle, für die Kritik am karrieristischen Charakter der Politik darf diesmal der Hessische Innenminister herhalten. Das LKA hingegen, in Krimis oftmals für überhebliches Verhalten gescholten, kommt bei Seghers ausdrücklich gut weg. Oliver Frantisek, der vom LKA als stilisierter Superpolizist in die SoKo entsandt wird, nimmt eine ganz andere Rolle ein, als man normalerweise erwarten darf.
Der Fall und die Geschichte darum sind durchgehend schlüssig. Gut finde ich, dass Seghers eine ganze Reihe Faktenwissen um die Frankfurter Auschwitzprozesse einfließen lässt. Die für die Geschichte relevanten Namen wurden zwar geändert und die Lebensläufe, nehme ich an, frei erfunden, trotzdem geizt Seghers nicht mit Reellem, gerade im Hinblick auf das Fritz-Bauer-Institut. Seghers Charaktere könnte es gegeben haben und sie könnten auch diese Lebensläufe gehabt haben. Das gibt dem Buch stellenweise durchaus etwas Beklemmendes. Auch Marthalers Umgang mit diesem Teil der Deutschen Geschichte ist für Teile seiner Generation gut aufgefangen und birgt durchaus ein Stück Kritik, aber auch etwas Versöhnliches – und es passt schlussendlich zu seiner Persönlichkeit.
Partitur des Todes ist ein weiterer lesenswerter Band der Reihe. Seghers geizt weiterhin nicht mit Lokalkolorit und verbessert sich stetig – wobei ich sagen möchte, dass er einen Punkt erreicht hat, an dem es nicht mehr viel zu verbessern gibt. Ein einigermaßen kurzweiliges Krimivergnügen, nicht nur für Menschen aus dem Frankfurter Raum.
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Kommissar Marthaler ermittelt
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Kurzbio

Thomas liest, schreibt drüber, ist von der Menschheit im Allgemeinen genervt und schreibt auch mal da drüber.
Letzteres tut ihm jetzt schon Leid, ersteres nicht.
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