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NSA – Nationales Sicherheits-Amt (von Andreas Eschbach)

27. Juli 2020 0 comments Article Drittes Reich, Historisch, Lesestoff, Roman, Tech
Titel: NSA – Nationales Sicherheits-Amt
Autor: Andreas Eschbach
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 2020
Seiten: 796
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Andreas Eschbach nimmt uns mit in ein alternatives Drittes Reich, dem die überwachungstechnischen Möglichkeiten von heute und morgen zur Verfügung stehen. Ein erschreckender Denkanstoß.

Quelle: Amazon

Weimar mitten in der NS-Zeit. Helene Bodenkamp arbeitet als Programmstrickerin beim kaum bekannten Nationalen Sicherheits-Amt NSA. Tagein tagaus strickt sie Abfragen an ihrem Komputer, um aus den schier endlosen Datenbeständen des Dritten Reichs nützliche Erkenntnisse zu erlangen. Jedenfalls glaubt sie das. Als Heinrich Himmler persönlich das Amt besucht, bekommt sie erstmals mit, wozu ihre Arbeit wirklich nutzt – und ist schockiert.
Unterdessen weiß ihr Kollege Eugen Lettke genau, was das NSA tut. Als Analyst wertet er die Abfrageergebnisse aus, die die Programmstrickerinnen für ihn erstellen. Aber Eugen hat auch ganz persönliche Motive für seine Arbeit beim NSA – und die ziehen ihn mehr und mehr in den Abgrund.

NSA – Nationales Sicherheits-Amt ist der aktuelle Roman von Andreas Eschbach. Das Buch erschien 2020 bei Bastei Lübbe und umfasst 796 Seiten.

Meine Güte, was für ein scheiß trostloses Buch! Damit könnte schon alles über NSA – Nationales Sicherheits-Amt gesagt sein. Könnte, wäre es nicht so enorm politisch und in Zeiten von Big Data und zunehmender Überwachung so furchtbar aktuell.

Andreas Eschbach entwirft in seinem Roman eine alternative Realität der NS-Zeit. Die technologische Entwicklung ist nah am heutigen Zustand bzw. im Verlauf des Buches ein Stück weiter, es gibt Komputer, das Weltnetz, Datensilos (aka. Cloud-Services) und das Deutsche Forum als Social-Media-Komponente. Bargeld ist abgeschafft, bezahlt wird mit dem Mobiltelefon, das eine gar nicht verblüffende Ähnlichkeit zu heutigen Smartphones hat. Und es gibt Big Data. Der Staat sammelt alles und er wertet es aus. Hier kommen die Programmstrickerinnen ins Spiel und damit Helene Bodenkamp.

Was Eschbach damit demonstrieren will, ist das letzte Argument aller Überwachungsgegner: Wenn du schon kein Problem damit hast, dass eine ›dir freundlich gesonnene‹ Regierung alles über dich sammelt und auswertet, weil du ja nichts zu verbergen hast, wie sieht es aus, wenn plötzlich eine repressive Regierung an die Macht kommt und all die Daten und Möglichkeiten erbt? In Deutschland lässt sich dieses Szenario anschaulich an zwei Epochen durchspielen: Dem Dritten Reich und der DDR. Und eigentlich sollte man erwarten, dass gerade wir in Deutschland in der Hinsicht sehr vorsichtig sind. Ja, wir haben unser Datenschutzgesetz, das internationale Konzerne immer wieder beklagen. Doch die gesellschaftliche Grundskepsis schwindet schon seit längerem. »Ich hab ja nix zu verbergen« ist schon seit Jahren ein oft gehörtes Argument, wenn man Datenschutzbedenken äußert und man wird nur zu gerne wahlweise als paranoid, technologie- oder innovationsfeindlich abgestempelt. Das ist gefährlich, weil es eine der wichtigsten Debatten unsere Zukunft betreffend im Keim erstickt.

Mit NSA – Nationales Sicherheits-Amt bringt Andreas Eschbach also sozusagen einen Debattenbeitrag ein, der drastischer und anschaulicher kaum sein könnte. Das Dritte Reich mit den technologischen Überwachungsmöglichkeiten von heute, das will man sich wirklich nicht vorstellen. Wem die Zustände in China oder alles, was mit den Snowden-Enthüllungen kam, zu fern sind oder anderweitig nicht reichen, der kann die Gefahr nun in unserer eigenen jüngeren Geschichte erleben. Dass Eschbach hierfür das Dritte Reich und eben nicht die DDR gewählt hat, halte ich für sehr sinnvoll, weil das Dritte Reich und die Shoah mit diesen technologischen Möglichkeiten eben noch einmal erheblich verschlimmert worden wären. Man stelle sich vor, es gäbe tatsächlich kein Entrinnen mehr, weil man sich nicht verstecken kann. Wer sich ab einem Zeitpunkt x innerhalb der physischen Grenzen des Deutschen Reiches befindet und zu einer verfolgten Gruppe gehört, ist früher oder später tot. Fluchtmöglichkeiten gibt es nicht mehr, ebenso wenig Möglichkeiten sich zu verstecken, denn die Technik findet früher oder später jeden.

Eschbach beschränkt sich dabei nicht alleine auf die alternativen Entwicklungen. Große Teile des ziemlich dicken Romans widmen sich der Vorgeschichten von Helene und Eugen, um deren so gegensätzliches Verhalten im Dritten Reich zu erklären. Eugen, der hinterhältige Geheimdienstler, Helene, die bis zu ihrem Schlüsselerlebnis mit Himmler recht naive Zuarbeiterin. So bedient Eschbach auch teilweise bis heute vorherrschende Rollenklischees. Die Programmstrickerei – das Wort lässt es schon ahnen – ist ein typischer Frauenberuf, kaum vorstellbar, dass auch das männliche Gehirn dazu fähig ist. Im Verlauf des Romans lässt sich Eugen von Helene lehren, im Geheimen natürlich, nicht auszudenken, wenn das jemand mitbekäme.

Hinsichtlich Spannung zündet NSA – Nationales Sicherheits-Amt kein Feuerwerk, das störte mich aber nicht wirklich. Im Vordergrund steht das Gedankenexperiment, die einzelnen Handlungsstränge dürfen da hintenan stehen. Geht man mit einer anderen Erwartungshaltung an das Buch, könnte man es langatmig oder gar langweilig finden. Man sollte sich also schon vorher darüber im Klaren sein, was für ein Buch man hier lesen wird – dann ist es wirklich gut.

Andreas Eschbach gelingt mit NSA – Nationales Sicherheits-Amt ein ziemlich umfangreiches, detailliertes Gedankenexperiment in einer alternativen Vergangenheit. Zu einem Thema, das zu den wichtigsten unserer Zeit gehört. Das Buch ist ein Denkanstoß auf einem Diskussionsfeld, auf dem gerade die breite Masse dringend deutliche Denkanstöße braucht.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂

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Winter der Welt (von Ken Follett)

11. November 2019 0 comments Article Drittes Reich, Historisch, Lesestoff, Roman
Titel: Winter der Welt
Autor: Ken Follett
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 2012
Seiten: 1023
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Quelle: Amazon

Vier Familien, vier Länder, ein Drittes Reich. Kaum ist der Erste Weltkrieg überstanden, sehen die Nachkommen der Protagonisten aus Sturz der Titanen der nächsten weltweiten Katastrophe ins Auge. In der Sowjetunion stecken die Peschkows tief in einem System, das sich zunehmend kaum noch von den Schrecken des Zarenreichs unterscheidet. In Großbritannien erleben die Leckwiths, wie der Faschismus gerade noch gestoppt werden kann. Unterdessen sehen sich die von Ulrichs in Deutschland plötzlich auf der Seite der Verfolgten eines mörderischen Systems. Europa wird zunehmend faschistisch, was bis in die USA zu spüren ist, wo die Dewars immer noch politisch versuchen, die Welt vor der nächsten Katastrophe zu bewahren. Es wird ihnen nicht gelingen und so folgt die nächste grausame Phase im Leben der Protagonisten.

Winter der Welt ist der zweite Teil in Ken Folletts Jahrhundert-Saga. Das Buch umfasst 1023 Seiten und erschien 2012 bei Bastei Lübbe. Es behandelt grob die Zeit um das Dritte Reich.

Winter der Welt beginnt im Jahr 1933, kurz vor der endgültigen Machtergreifung der Nazis in Deutschland. Wie schon im ersten Band erzählt Follett die Geschichten seiner Protagonistenfamilien in ihren jeweiligen Ländern, die ganz unterschiedlich, aber allesamt vor dem Hintergrund des Aufstiegs von Faschismus und Sozialismus stattfinden. Die Bande aus dem ersten Teil wirken weiter, auch die zweite Generation knüpft Verbindungen untereinander – soweit der Lauf der Geschichte das zulässt.

Standen im ersten Band noch Frauenrechte und die sozialistische Revolution ein wenig im Vordergrund, lassen sich in Winter der Welt schwieriger konkrete Schwerpunkte fest machen. Einer, um den man in einem Buch über die Zeit des Dritten Reiches aber auch keinen Bogen machen kann, ist die Vernichtungsideologie. Follett nutzt dafür die ›Aktion T4‹, das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten. Den Teil finde ich recht gut gelungen, insbesondere weil konkrete Einzelheiten über dieses Programm zumindest zu meiner Schulzeit eher nicht auf dem Lehrplan standen. Wir lernten, dass es das Euthanasieprogramm gab und grob wer ihm zum Opfer fiel, über den Ablauf aber eigentlich nichts.

Ein weiterer Schwerpunkt, der auch eher Abseits meines Geschichtsunterrichts lag, ist die Weiterentwicklung der Revolution in Russland unter Stalin. Follett knüpft quasi nahtlos an den Stand aus Sturz der Titanen an und erzählt die Entwicklung relativ eindrücklich weiter. Insgesamt ergibt sich ein Bild schlecht umgesetzten guten Willens über den kompletten Revolutionsverlauf, das seinen traurigen Höhepunkt schließlich im Schreckensreich des Stalinismus‘ findet.

Eine weitere, erwähnenswerte Passage ist der verdeckte Kampf gegen die Faschisten in Westeuropa. Follett nutzt dafür Spanien vor der Machtübernahme Francos und später das besetzte Frankreich und auch hier gibt es viel zu lernen, was im klassischen Geschichtsunterricht wohl öfter außen vor blieb. Unter dem Gesichtspunkt gefällt mir die gesamte Jahrhundert-Saga wirklich gut.

Daneben leitet Follett zahlreiche historische Schlüsselpunkte detailliert her. Wie schon im ersten Band ist sein Stil flüssig und gut lesbar. Stellenweise könnte man sicher ein paar Seiten kürzen, aber am Umfang des Buches würde das wohl wieder wenig ändern. Die Geschichte ist gewaltig, vier – eigentlich fünf, wenn man die amerikanischen Peschkows mitzählt – Protagonistenfamilien mit jeweils eigenem räumlichem Umfeld ergeben nun mal am Ende sehr viel Stoff. Meinem Gefühl nach ist Winter der Welt im Detail etwas grausamer bzw. expliziter als Sturz der Titanen. Persönlich finde ich das meistens nicht so gut, wenn es keinen genretypischen Zweck erfüllt (s. Horror), hier ist es zur Verdeutlichung aber durchaus angebracht. Faschismus und Stalinismus insbesondere waren unfassbar grausam und daran kann gerade heute nicht oft genug erinnert werden.

Insgesamt ist Winter der Welt eine gelungene Fortsetzung der Saga und wohl selten so aktuell gewesen wie heute. Wie schon im ersten Band lassen sich zahlreiche Parallelen zur heutigen Gesellschaft ziehen, was das Buch um so eindrücklicher macht. Neben echten Zeitzeugenberichten sicher nicht die schlechteste Lektüre, um ein Gefühl gegen die aktuellen Entwicklungen zu bekommen.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]
Jahrhundert-Saga
Sturz der Titanen (von Ken Follett)
Winter der Welt (von Ken Follett)
Kinder der Freiheit (von Ken Follett)

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Marlow (von Volker Kutscher)

3. Oktober 2019 0 comments Article Drittes Reich, Historisch, Krimi, Lesestoff
Titel: Marlow
Autor: Volker Kutscher
Verlag: Piper
Erschienen: 2018
Seiten: 521
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Quelle: Piper

Berlin im ausklingenden Sommer 1935. Während der Reichsparteitag in Nürnberg seine Schatten voraus wirft, stirbt in Berlin ein SD-Mann in einem Taxi. Der Fahrer fuhr einfach mit Vollgas gegen eine Mauer. Gereon Rath, mittlerweile Oberkommissar, aber bei Gennats Mordinspektion auf dem Abstellgleis, wittert Ungereimtheiten. Obwohl er zum LKA wechselt, ermittelt er auf eigene Faust weiter in dem schnell geschlossenen Fall. Dabei gerät er tief in die Vergangenheit. In Charlys, Marlows, Liangs und einiger Nazigrößen, bis in die höchsten Kreise des Reichsinnenministeriums. Schnell wird der SD auf ihn aufmerksam, doch er und Charly stecken schon zu tief in der Sache.

Marlow ist der siebte und jüngste Band in Volker Kutschers Zyklus Gereon Rath. Erschienen ist das Buch 2018 bei Piper. Es umfasst 521 Seiten, die sich auf insgesamt 94 Kapitel gliedern.

Marlow widmet sich, das überrascht nicht, dem zuletzt strauchelnden Berliner Unterweltkönig Johann Marlow. Seine und die Geschichte seiner rechten Hand Liang Kuen-Yao bilden den Mittelpunkt der Geschichte. Dabei kommt nicht wenigen anderen der bisherigen Nebenfiguren ebenfalls eine zentrale Rolle zu. Längst abgeschlossene Fälle aus Böhms Vergangenheit bei der Mordinspektion, unter anderem der Tod von Charlys Vater, werden wieder aktuell. Ein großer Teil widmet sich zudem Fritze, der mit der HJ am Reichsparteitag in Nürnberg teilnimmt.

Entgegen der Tendenzen der letzten Bände beginnt Gereon sich doch wieder ein wenig zu entwickeln. Insbesondere seine Erfahrungen beim Reichsparteitag führen zu Zweifeln an seiner politisch gleichgültigen Grundhaltung. Auch Fritze beginnt, seinen Eifer für HJ und Nazis in Frage zu stellen. Kutscher versucht hier scheinbar vor allem für Gereon einen Spin, um dem Problem der letzten Bände, dass Gereons Charakter weitgehend auserzählt war, entgegen zu wirken. Das gelingt zwar, kommt mir aber tatsächlich ein wenig zu spät, um wirklich glaubhaft zu sein. Gerade Gereon hat die Repressionen von Anfang an hautnah mitbekommen, wenn er da jetzt Zweifel entwickelt, hätte er die eigentlich schon viel früher entwickeln müssen. Fritzes Entwicklung wirkt da glaubwürdiger, weil sie mit dem Marsch nach Nürnberg ein einschneidendes Erlebnis hat. Wie dem auch sei, es freut mich, dass Gereons Zweifel nun doch noch kommen.

Der Fall an sich beginnt unspektakulär. Ein Taxifahrgast und sein Fahrer sterben, weil das Taxi mit voller Geschwindigkeit gegen eine Mauer fährt. Es soll Gereons letzter Fall für die Mordinspektion werden, wenige Tage nach dem Unfall wechselt er ins Berliner LKA. Doch der Unfall wirft Fragen auf. Gereon findet bei den Sachen des Fahrgastes Geheimakten des SD mit brisantem Inhalt. Außerdem wird beim Taxifahrer ein großer Hirntumor festgestellt, das Verbindungselement zu Böhms alten Fällen. Der Fall wird schnell zu den Akten gelegt, doch Böhm, Charly und Gereon ermitteln auf eigene Faust weiter und verfolgen die Spur in die Vergangenheit. Dabei stoßen sie auf Verwicklungen bis ins Reichsinnenministerium und zu Johann Marlow, der seine Geschäfte gerade zu legalisieren versucht.

Realhistorisch steht der Reichsparteitag 1935, der u.a. das Flaggen- und die Nürnberger Rassegesetze beschlossen hat, im Zentrum der Geschichte. Hitlers Rede vor der HJ – Windhunde, Leder, Kruppstahl – findet ebenso Eingang in die Handlung wie Julius Streicher, Gauleiter von Franken und Herausgeber des Stürmer. Abseits der Nürnberger Handlung wird der Machtkampf zwischen Görings Polizeiapparat und Heydrichs politischen Paramilitärs behandelt – insbesondere die Rolle des SD.

Marlow folgt der Entwicklung der letzten Bände. Kutscher wird für mich immer besser. Marlow ist zwar in einiger Hinsicht anders als die bisherigen Bände, dafür aber auch sehr viel persönlicher für die handelnden Figuren. Das Buch füllt sie mit Vergangenheit und führt gleichzeitig ihre Gegenwart weitgehend stimmig weiter. Nach dem Buch freue ich mich auf jeden Fall auf zukünftige Fortsetzungen.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]
Gereon Rath
Der nasse Fisch (von Volker Kutscher)
Der stumme Tod (von Volker Kutscher)
Goldstein (von Volker Kutscher)
Die Akte Vaterland (von Volker Kutscher)
Märzgefallene (von Volker Kutscher)
Lunapark (von Volker Kutscher)
Marlow (von Volker Kutscher)

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Lunapark (von Volker Kutscher)

28. September 2019 0 comments Article Drittes Reich, Historisch, Krimi, Lesestoff
Titel: Lunapark
Autor: Volker Kutscher
Verlag: KiWi
Erschienen: 2016
Seiten: 556
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Quelle: KiWi

Berlin, Sommer 1934. Ein SA-Mann wird brutal ermordet. Aus dem Fall wird sofort einer für die Gestapo. Deren Sonderkommission, der Gereon Rath zugeteilt und die von seinem ehemaligen Partner Reinhold Gräf geleitet wird, sieht die Täter in einer kommunistischen Untergrundgruppe. Es bleibt nicht bei dem einen Mord, weitere SA-Männer folgen. Rath erkennt in der Opferwahl Zusammenhänge zum früheren Ringervereinsmilieu, doch die Gestapo will davon nichts wissen. Einmal mehr ermittelt Rath auf eigene Faust und begibt sich damit nicht nur seitens der Gestapo in gefährliches Fahrwasser, auch Doktor Marlow, der frühere Untergrundkönig Berlins, tritt wieder in sein Leben.

Lunapark ist der sechste Fall in Volker Kutschers Zyklus Gereon Rath. Das Buch erschien 2016 bei Kiepenheuer & Witsch. Es umfasst insgesamt 97 recht kurze Kapitel auf 556 Seiten.

Lunapark spielt zwischen Mai und August 1934, historisch also ab Goebbels‘ sog. ›Aktion gegen Miesmacher und Kritikaster‹ bis zum Tode Hindenburgs und der damit bevorstehenden Vereinigung der obersten Staatsämter in Adolf Hitler. In den Zeitraum fallen die Säuberungsaktion gegen die SA – verklärt als ›Nacht der langen Messer‹ – und die Marburger Rede Franz von Papens. Sämtliche Ereignisse finden Raum in der Handlung, die Säuberungsaktion gegen die SA sogar erheblichen. Kutscher folgt damit seiner Strategie, die fiktive Handlung so stark wie möglich in die realhistorische Entwicklung einzubetten.

Wie schon Märzgefallene simuliert auch Lunapark den zunehmenden Druck innerhalb der Gesellschaft erschreckend gut. Die Bruchstelle, die sich speziell innerhalb der Familie Rath bildet, wird größer. Gereon ist nach wie vor politisch weitgehend gleichgültig, solange die Auswirkungen der Politik nicht polizeilich relevant werden. Und auch da kommt es ein Stück weit immer noch drauf an, wen es trifft. Die Kommunisten beispielsweise seien ja auch keine Kinder von Traurigkeit. Die Juden scheint er weitgehend auszublenden. Charly hingegen kann sich weiterhin nicht mit dem neuen Deutschland arrangieren. Ihre Anwärterschaft bei der Kriminalpolizei hat sie gekündigt und ihr Rechtsreferendariat bei ihrem Studienfreund Guido wieder aufgenommen. In diesem Zuge lernt sie das neue Deutschland am eigenen Leib kennen. Zuhause bleiben die Probleme mit Gereons Gleichgültigkeit. Und dann ist da noch Fritze, der Pflegesohn der beiden, der zunehmend Sympathien zur HJ entwickelt. Konfliktpotenzial ist also zur Genüge vorhanden und es tut auch diesem Band gut, dass sich die familiären Konflikte nicht mehr auf ständige Streitereien zwischen Charly und Gereon beschränken.

Kriminalistisch ist der Raths sechster Fall wieder ein komplexes Schmankerl. Wie schon in Märzgefallene ermittelt Rath an der Gestapo vorbei, die die Taten erneut rein politisch verortet sieht. Das Eis wird für ihn dabei jedoch erheblich dünner, denn sein Ermittlungsansatz führt ihn in kriminelle Kreise innerhalb der SA, die mittlerweile ebenfalls polizeiliche Aufgaben erfüllt und als Parteiorgan in der politischen Gunst grundsätzlich über der Kriminalpolizei steht. Zudem tritt Dr. Marlow wieder auf den Plan und spannt Rath für seine Zwecke ein. All das trägt nicht dazu bei, dass Rath in einer Form unter dem Radar von Politik und Vorgesetzten bleibt, in der es bei den herrschenden Verhältnissen gesund wäre. Erwähnenswert ist möglicherweise, dass Lunapark hinsichtlich expliziter Sprache etwas grausamer als seine Vorgänger ist.

Empfehlen möchte ich Lunapark allemal. Als Teil der Reihe sowieso, aber auch für sich stehend. Kutscher hält sein mittlerweile erreichtes Niveau, das Buch vermittelt, wie schon seine Vorgänger, tiefe Einblicke in die gesellschaftlichen Entwicklungen des frühen Dritten Reiches. Der Fall ist spannend und komplex. Einfache Unterhaltung ist auch dieser Band nicht.

[yasr_overall_rating null size=“medium“]
Gereon Rath
Der nasse Fisch (von Volker Kutscher)
Der stumme Tod (von Volker Kutscher)
Goldstein (von Volker Kutscher)
Die Akte Vaterland (von Volker Kutscher)
Märzgefallene (von Volker Kutscher)
Lunapark (von Volker Kutscher)
Marlow (von Volker Kutscher)

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Märzgefallene (von Volker Kutscher)

28. September 2019 0 comments Article Drittes Reich, Historisch, Krimi, Lesestoff
Titel: Märzgefallene
Autor: Volker Kutscher
Verlag: KiWi
Erschienen: 2014
Seiten: 602
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Quelle: KiWi

Berlin im Frühjahr 1933. Ein Obdachloser wird ermordet. Der Mann war Weltkriegsveteran und Gereon Rath findet schnell heraus, dass seine damalige Einheit ein Geheimnis umgibt. Während ein weiteres Mitglied der Einheit seine Memoiren veröffentlichen will und damit in der Gunst der Nazis aufsteigt, sterben weitere seiner damaligen Kameraden.
Gleichzeitig brennt der Reichstag. Raths Mordinspektion wird auf ein Minimum reduziert, das Naziregime benötigt alle Kräfte, um die kommunistische Verschwörung, der der Brandanschlag zugeschrieben wird, aufzudecken. Rath, ebenfalls der Gestapo zugeteilt, ermittelt auf eigene Faust weiter.

Märzgefallene ist der fünfte Band in Volker Kutschers Zyklus Gereon Rath. Das Buch erschien 2014 bei Kiepenheuer & Witsch und umfasst 602 Seiten, die sich auf 112 Kapitel aufteilen.

Im Frühjahr 1933 beginnt sich das Naziregime zu manifestieren. Die Jagd auf Kommunisten ist spätestens nach dem Reichstagsbrand in vollem Gange, die Gestapo wird zur führenden polizeilichen Institution. Mit den Wahlen sterben kurz darauf die letzten Hoffnungen. Innerhalb der Gesellschaft beginnen sich Gräben zwischen Anhängern und Kritikern des neuen Reiches zu ziehen – bis hinein in Familienverbünde. All dies nimmt Volker Kutscher gekonnt auf und baut es in seinen Roman ein. Während Charly die Gefahr kommen sieht und sich mit den neuen Machthabern nicht anfreunden kann, verharmlost Gereon in seiner unpolitischen Art die Auswirkungen der Entwicklungen. Es wird schon alles wieder werden und die Kommunisten waren ja nun wirklich keine Kinder von Traurigkeit. Je stärker sich das Dritte Reich manifestiert, desto besser wird in meinen Augen Kutschers historische Einbettung. So wird leicht nachvollziehbar, welche Mechanismen dafür gesorgt haben, dass sich das Naziregime so manifestieren konnte. Das ist manchmal hart zu lesen – gerade Gereon hat in der Hinsicht einige Momente – aber es wirft ein Licht auch auf die Gleichgültigkeit der heutigen Zeit.

Kutschers Fall ist wie üblich komplex und spannend. Märzgefallene schlägt mehrfach neue Richtungen ein, so einfach, wie es oft scheint, ist die Lösung nicht. Gleichzeitig spielt Kutscher auch in der Ermittlungsarbeit gekonnt die Probleme durch, mit denen sich Polizisten damals auseinandersetzen mussten. Die zunehmende Fixierung auf die politische Polizeiarbeit, damit einhergehend die erzwungene Vernachlässigung von echten Fällen. Gereon Rath ist Kriminalpolizist durch und durch, er kann diese Entwicklung nicht unterstützen. So beginnt er mit seiner Arbeit ein gefährliches Spiel neben der Gestapo.

Hinsichtlich der Entwicklung der Hauptfiguren tritt Kutscher mit Gereon ein wenig auf der Stelle. Das mag daran liegen, dass der weitgehend auserzählt ist, insbesondere weil er sich auf seine politisch gleichgültige Weise im Nationalsozialismus nicht weiterentwickelt. Das ist ein wenig schade und hinterlässt mir die Figur etwas zwiespältig. Aber diesen Weg ließ sein Charakter, wie er bisher gezeichnet wurde, durchaus offen. Charly hingegen rückt mehr in den Fokus. Mit ihrer kritischen Haltung läuft die politische Grenzlinie direkt durch das Haus der Raths – nicht so extrem, wie sie verlaufen könnte, aber durch Gereons Gleichgültigkeit doch mit erheblichem Konfliktpotenzial. Wie das weiter funktionieren kann, ich bin gespannt. Daneben hadert Charly auch mit ihrer Berufswahl bei der Polizei. Denn die Weibliche Polizei ist eine der ersten Einheiten, die politisiert wird. Sie fahnden quasi nur noch nach Jugendgruppen, die sich politisch unkonform verhalten. Damit arbeitet Charly dem Regime direkt zu, ein Zustand, der ihr ganz und gar nicht gefällt.

An realhistorischen Bezügen ist auch wieder gewohnt viel dabei. Märzgefallene beginnt mit dem Reichstagsbrand und endet kurz nach den Bücherverbrennungen. Zahlreiche historische Figuren sind enthalten, hier bleibt Kutscher seiner Linie treu. Alles, was nicht direkt zum fiktiven Fall gehört, bleibt historisch so korrekt wie möglich. Wie eng er die Grenze um den Fall zieht, erkennt man schon daran, dass der Bereich der historischen Figuren bei Raths direktem Vorgesetzten Ernst Gennat beginnt. Das trägt durchaus stark zur Glaubwürdigkeit der beschriebenen Verhältnisse bei.

Alles in allem bleibe ich bei meiner letzten Bewertung: Je weiter Kutscher in der Zeitlinie ins Dritte Reich zieht, desto stimmiger werden die Krimis im Gesamten. So sehe ich gegenüber Die Akte Vaterland auch bei Märzgefallene wieder eine Steigerung. Das Buch wird hinsichtlich der Rahmenhandlung ungemütlicher, weil es die zwischenmenschlichen Bruchstellen sehr deutlich bespielt. Das macht es aber auch sehr gut, um gewisse gesellschaftliche Mechanismen besser zu verstehen. Allemal eine Empfehlung wert, der Krimianteil sowieso, bei dem enttäuscht Kutscher wohl nicht mehr.

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Gereon Rath
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