29. Dezember 2019 – 3. Januar 2020
14:14 – nächster Versuch. Der Dezember ist ja so oder so schon der Höllenmonat, wenn dann noch Umbau und Umzug nicht ganz so flott wie geplant laufen (sehr diplomatisch ausgedrückt, hier ist immer noch Baustelle), bricht halt alles zusammen. In Erwartung der letzten Episode weihnachtlicher Verwandtschaftsbesuche ziehe ich mal Resümée. Ab jetzt sollte wieder mehr Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens (Lesen und Schreiben) sein, noch lange keine Normalität, aber immerhin fällt der Weihnachtsstress jetzt weg.
3:40 – sechs Tage später, nächster Versuch. Läuft ja so richtig gut an. Für einen ganzen Absatz hat die angenommene neue Ruhe gereicht. Das macht Mut für die nähere Zukunft.
Immerhin, die angehäufte Arbeit auf den Buchportalen ist jetzt mal so gut wie erledigt. Zwei angestaute Rezensionen sind auch fertig. Es geht also wirklich aufwärts. Hier ist zwar immer noch halbes Chaos, aber so langsam wird es handlebar. Nach mehr als einem Monat ist das schon ein bemerkenswerter Fortschritt.
Was in der Zwischenzeit alles passiert ist, ging größtenteils an mir vorbei. Jedenfalls kriege ich nicht mehr geordnet, was überhaupt in die Zwischenzeit fiel. Die SPD hat ne neue Doppelspitze. Eine sozialdemokratische. Scholz wurde tatsächlich düpiert. Ich kann es immer noch nicht fassen. Bezeichnenderweise funktioniert die Arbeit der Regierung trotzdem noch besser, als zu den Zeiten, in denen die CSU ihren Kopf gegen die Wand geschlagen hat. Und das, wo doch schon das Ende der GroKo nebst Kommunismusszenarien geblökt wurden. Tja…
Andi Scheuer, der wahrscheinlich offen kriminellste Minister, den das vereinte Deutschland je erleben durfte (die CDU-Spendenaffäre war ja nicht wirklich offen), ist immer noch im Amt und man fragt sich langsam, was hier eigentlich nicht mehr stimmt. Das Wort ›Bananenrepublik‹ drängt sich mehr und mehr auf. Immerhin, ich glaube, die Opposition hat einen Untersuchungsausschuss durchgesetzt.
A propos Untersuchungsausschuss. Unsere Ex-Verteidigungsministerin – jetzt Kommissionspräsidentin der EU – vdL hat ja auch sowas am Hals. Man erinnert sich dunkel, McKinsey und sie hatten ein besonders liebevolles Verhältnis. Besagter UA wollte nun die Daten von Uschis damaligem Diensthandy einsehen, worauf das Verteidigungsministerium betrübt antwortete, das wäre nach ihrem Ausscheiden als Ministerin natürlich gewiped worden. Blöd nur, dass der UA da wohl schon eingesetzt war. Unter normalen Umständen würde man das Beweismittelvernichtung zur Tatverschleierung nennen, aber… Bananenrepublik.
Ich bin jetzt 1kg Tee nicht mehr im Norden gewesen und das ist deutlich länger, als gut für mein Seelenleben ist! Nur fürs Protokoll.
Ach ja, der WDR hatte in einem satirischen Lied die im Hühnerstall motorradfahrende Oma zur »Umweltsau« gemacht. Die rechtsextreme Ecke sprang darauf an und eröffnete einen Shitstorm. Darauf sprang natürlich die rechtskonservative Mitte (aka. Unionswahlvolk) an. Der Shitstorm explodierte. Willfährig intervenierte WDR-Intendant Tom Buhrow, der Song wurde aus dem Netz genommen, man entblödete sich nicht, sich implizit vom Urheber zu distanzieren – natürlich ohne sich in der Folge von der Distanzierung zu distanzieren. Gegenwind ohne Ende – zurecht! Wenn der ÖRR anfängt, sich seine Satire vom rechten Rand diktieren zu lassen, während gleichzeitig Dieter Nuhr den rechten Rand ›satirisch‹ im Hauptprogramm dauerbedienen darf, stimmt was gewaltig nicht.
Kurz danach, die Sache war noch heiß, veröffentlichte Richard Gutjahr, der bemerkenswert lange Jahre als sog. freier Fester für den BR gearbeitet hat, einen offenen Brief an dessen Intendanten zu seiner Trennung vom BR zum 1. Januar. Darin beschreibt er unfassbare Gleichgültigkeit gegenüber den Bedrohungen, unter denen er und seine Familie seit Jahren leiden. Es passt alles so schrecklich gut zusammen und es ist ein Armutszeugnis für den ÖRR. Es lohnt sich übrigens, den offenen Brief zu lesen. Wirklich.
Ansonsten gehörte der Tag den USA. Die töteten in einer militärischen Aktion gestern den höchsten iranischen Militär, als er sich gerade im Irak aufhielt. Trump zündelt wieder und es ist nicht wirklich unwahrscheinlich, dass er es diesmal zu weit getrieben hat. Der Iran kündigt Vergeltungsmaßnahmen an, wie die genau aussehen werden, ist noch völlig ungewiss. Die US-Politik ist jedenfalls auf demokratischer Seite empört, zumal das Ganze wieder mal ein Alleingang war. Man darf deutlich gespannter sein, als man möchte…
19. November 2019
3:01 – Herkunftsgefühle. Ich lese gerade Herkunft, für den Saša Stanišić den Deutschen Buchpreis bekommen hat. Das ist an sich schon ungewöhnlich, weil ich ein eher ambivalentes Verhältnis zu Bestsellerlisten und prämierten Büchern habe. Ungewöhnlicher wird es nur dadurch, dass das Buch toll ist. Eine merkwürdige Wendung.
Es wintert – ich möchte das nicht. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.
Die Vereinsbuchhaltung ist quasi im Heute angekommen. Q3 ist eingebucht, das ist zwar noch nicht ganz mein Anspruch, aber nach den Stunden (wohl eher Tagen) Arbeit bin ich erstmal zufrieden. Fehlt noch der Steuerbescheid, dann kann ich die Kasse ruhigen Gewissens auch offiziell übernehmen.
Wie konnte es eigentlich 39 Jahre dauern, bis ich Thees Uhlmann entdeckt habe?! So toll. Vielen Dank an Ina Müller, ohne die es wahrscheinlich noch viel länger gedauert hätte.
Die Rezension zu Unhaltbare Zustände ging heute offensichtlich doch leichter von der Hand. Was so ein Tag Distanz manchmal ausmachen kann.
Herr Maaßen, der nazikuschelnde Ex-Verfassungsschutzpräsi, mischt sich mit Wahlempfehlungen in die Urwahl der SPD ein. Sein Vertrauen habe Olaf Scholz. In einer perfekten Sozialdemokratie wäre der jetzt unwählbar. In unserer wird die SPD das wenig jucken.
Wie auch Andreas Scheuer, der langsam fraglos kriminelle Verkehrsminister sie wenig juckt. Erst gestern gab es einen vernichtenden Bericht des Bundesrechnungshofes, Straftaten sind nun so wahrscheinlich, dass ein normaler Mensch wohl schon zur Prüfung einen Prozess bekommen würde. Dazu kommt Täuschung und Missachtung des Parlaments, wenigstens das sollte auch die SPD jucken. Es rumort wohl leise, aber das geht schon wieder vorbei.
Ansonsten gehörte der Tag dem Afrikagipfel, der jedes Jahr wieder zum Fremdschämen zwingt. Kolonialistische Stimmen aus der Regierung quasi zwingend. Der Ton, der da unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe gepflegt wird, ist ein Elend, wenn man mal genauer drüber nachdenkt.
18. November 2019
0:42, Rezensionsratlosigkeit. Heute wurde mir mal wieder vor Augen geführt, dass es im Leben eines Buchbloggers zwei Extreme unter den Büchern gibt: Solche, deren Rezensionen sich quasi von selbst schreiben, und solche, die einen ratlos zurück lassen. Beide Extreme kommen nicht oft vor, das meiste bewegt sich dazwischen und schreibt sich etappenweise – mal besser, mal schlechter. Das Ting war heute das positive Extrem. Ein klasse Buch, tiefgründig, kritikreich, aktuell und toll geschrieben. Die Rezension schrieb sich in einer halben Stunde von selbst und hätte noch viel ausführlicher werden können, wenn ich mich nicht gebremst hätte. Das andere Extrem kam mit Unhaltbare Zustände. Auch klasse, toll geschrieben, tiefgründig, voller Kritik, aber ganz anders. Trotzdem ist es mir aktuell ein Rätsel, wie ich dem Buch gerecht werden soll. Da fließt gar nichts. Mal abwarten, wie das weiter geht.
Nach weiteren 4,5h (die wievielten eigentlich?) geht die Vereinsbuchhaltung endlich auf die Zielgerade. Q1 diesen Jahres ist drin, ich verstehe zwar immer noch nicht, warum man so und nicht anders bucht, aber die Zahlen stimmen im Ergebnis und mehr interessiert mich mittlerweile nicht mehr.
Am Wochenende ist Schwesterumzug. Beste Jahreszeit. Meine Vorfreude hält sich in Grenzen.
Ich sah Wir sind die Welle. Ich war vorher skeptisch, weil mir eine Antifa-Adaption zur Unzeit vorkam. Ich weiß immer noch nicht, was ich von der Serie halten soll. Es ist keine echte Adaption, sondern nur sehr ansatzweise angelehnt (beispielsweise gibt’s den Experiment- und Manipulationscharakter überhaupt nicht). Das macht die Idee besser. Es geht stärker um die Frage, ab wann Gewalt als letztes Mittel des Widerstands gerechtfertigt wird. Das ist ein erstaunlich aktuelles Thema und die Serie moralisiert die Frage kaum. Könnte also sein, dass ich meine ursprüngliche Meinung revidieren muss.
Wo wir gerade bei Netflix sind: Was ist das eigentlich für eine Unart, in nicht-englischen Produktionen (ich nehm an, das betrifft nicht nur deutsche) Chatinhalte auf Englisch zu führen? Wenn die Originalsprache Deutsch ist, Aspekte der Handlung sogar eindeutig auf Deutschland anspielen (bei der Welle heißt die AfD beispielsweise NfD und hat quasi die Original-CI dieser Lappen, es gibt einen Waffenhersteller, der eindeutig Heckler & Koch sein soll etc.), kommt es überhaupt nicht authentisch rüber, wenn die Figuren untereinander englisch chatten.
Ansonsten gehörten die Tage rechtsradikalen Schmierfinken wie Don Alphonso. Der hetzt seine Faschogefolgschaft gerade auf antifaschistische Meinungsführer*innen (vorzugsweise *innen) und kriegt dafür kräftig Gegenwind… nur nicht aus dem Lager, das nicht müde wird, seine rechte Hetze mittig-konservativ zu nennen. Ja, ich rede von Springer, Dons aktuellem Brötchengeber. Dieser Konzern gehört endlich zerschlagen und das seit Jahrzehnten schon.
6. November 2019
2:24, Politik. Das Bundesverfassungsgericht hat gestern tatsächlich teilweise drastisch gegen Hartz 4 geurteilt. Kürzungen sind als Sanktionsmöglichkeit zwar grundsätzlich ok, harte Kürzungen aber nicht. Und die wurden auch direkt verboten – das ist der außergewöhnliche Schritt. Auf jeden Fall wird Hartz 4 jetzt wieder diskutiert und es klingt fast so, als könnte sich da in Zukunft was ändern.
Der alte Herr hat seine Computerarbeitssaison gestartet. Soll heißen, er arbeitet jetzt wieder ständig in meinem Wohnzimmer und ich bin zunehmend weniger ausgeglichen. Jeden Winter das gleiche…
Der Vorsitzende des Rechtsausschusses des Bundestages, Brandner von der AfD, hat den Bogen wohl endlich überspannt. Nach antifaschistischen Aussagen nach Halle soll er jetzt abgewählt werden. Das wird auch Zeit, der hätte nie gewählt werden dürfen.
Ansonsten gehörte der Tag wieder der CDU. Wir hatten’s die Tage ja von den 17 Thüringer Würstchen, die Gespräche mit der AfD verlangen. Ich muss mich da korrigieren, Ziemiak fand das nicht toll. Eigentlich findet das niemand toll, aber die Empörungsmaschine innerhalb der Union läuft langsam an. Unterdessen bietet Bernd Höcke, Faschist, die Unterstützung einer Minderheitsregierung an. Man darf wirklich gespannt sein, ob Mohring die Kurve am Ende kriegt.
12. Oktober 2019
02:13 Uhr, es text. Fast drei Tage fast ausschließlich getext und die Erfolge belohnen. Ich hab ungefähr seit 2007 mit LaTeX nicht mehr ernsthaft gearbeitet, aber es kommt wirklich schnell wieder. Obwohl ich durch das Vereins-CD sehr strikte Vorgaben habe. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind die alle perfekt erfüllt. Bei Gelegenheit mal mit der Briefvorlage anfangen, die ist doch deutlich schwieriger.
Nebenprodukt der Geschichte ist die IT-Infrastruktur-Einführung. Die ist jetzt in der normalen Mitgliederversion fertig, hat mir aber vor Augen geführt, wie sehr die Vereins-IT die letzten bald 10 Jahre vernachlässigt wurde. Tja, und jetzt bin ich irgendwie motiviert. Heute nun erstmal einen Überblick über mögliche Lösungen verschafft und an der Beschaffung gearbeitet – die liegt jetzt erstmal nicht mehr in meiner Hand. Mal gucken, wie das weitergeht.
Lesen kommt immer noch viel zu kurz, das prangere ich an!
Dafür rückt die Frankfurter Buchmesse näher. In einer Woche ist es soweit, zwei Tage Schlafrhythmus radikal umstellen und Frankfurt beehren. Ich freu mich und bin sehr gespannt.
Und während ich hier schreibe, Coldplay-Flash aus dem Nichts. Ein Glück ist der Akku vom Kopfhörer leer, das wäre sonst nicht gut ausgegangen. Fix You war’s. Der Song ist für mich mit so einer Masse und Vielfalt von Emotionen aufgeladen, die Nacht wäre gelaufen gewesen; und mit ihr der kommende Tag.
Ansonsten gehörte der Tag dem Morgenmagazin der Öffentlich-Rechtlichen. Die hatten mal wieder Meuthen zu Gast, was angesichts des Anschlags von Halle alleine schon verdammt elend ist. Schlimmer wurde es wohl schon dadurch, dass er Antisemitismus in der AfD mal wieder kategorisch verleugnet hat und damit dann wohl auch einigermaßen durchgekommen ist. Die Redaktion verteidigt sich, man habe schließlich ein kritisches Interview geführt. Dunja Hayali ging bei Twitter mal wieder zur Verteidigung des mit Rechten redens steil. Ausgerechnet Meuthen. Von dem weiß man (die Gesellschaft, die Öffentlich-Rechtlichen, die Medien allgemein, die ganze, verfickte, deutschsprachige Welt!) nun wirklich sicher genug, dass man ihm eine repräsentative Gruppe von, sagen wir 100, AfD’lern ins Studio setzen könnte, von denen, nach ihrer Haltung zu Juden befragt, 54 antworten würden, man möge sie auf irgendeinem Wege beseitigen, Meuthen würde trotzdem unbeeindruckt behaupten, in der AfD gäbe es keinen Antisemitismus. Das weiß man! Wie kann man den Mann noch einladen, ohne wenigstens so zu tun, als wäre man dazu gezwungen und äußerst unglücklich damit. Es ist alles zum Kotzen.
Kurzbio

Thomas liest, schreibt drüber, ist von der Menschheit im Allgemeinen genervt und schreibt auch mal da drüber.
Letzteres tut ihm jetzt schon Leid, ersteres nicht.
Archiv
- Februar 2021 (1)
- Januar 2021 (1)
- Dezember 2020 (5)
- November 2020 (1)
- Oktober 2020 (5)
- September 2020 (3)
- August 2020 (7)
- Juli 2020 (3)
- Mai 2020 (1)
- April 2020 (3)
- März 2020 (8)
- Februar 2020 (15)
- Januar 2020 (9)
- Dezember 2019 (2)
- November 2019 (19)
- Oktober 2019 (21)
- September 2019 (23)
- August 2019 (6)
- Juli 2019 (6)
- Juni 2019 (5)
- Mai 2019 (15)
- April 2019 (15)
- März 2019 (9)
- Februar 2019 (5)
- Januar 2019 (2)
- Februar 2018 (1)