Feuerland (von Pascal Engman)
Autor: Pascal Engman
Erschienen: 2020
Seiten: 496

In Stockholm wird ein exklusiver Uhrenladen überfallen, wenig später werden zwei reiche Geschäftsmänner entführt. Unterdessen steckt Kriminalkommissarin Vanessa Frank in einer Krise. Ihre Ehe ist frisch geschieden und sie suspendiert, weil sie mit Alkohol am Steuer erwischt wurde. Vanessa entdeckt die Geflüchtetenarbeit für sich und freundet sich mit der 14-jährigen Natasja an, die zu Fuß aus Syrien geflüchtet ist.
In Chile könnte Carlos ein angenehmes Leben führen. Seiner Colonia Rhein geht es gut, er wird respektiert, hat Geld und Macht. Doch die Vergangenheit plagt ihn und schließlich kommen auch noch geschäftliche Probleme dazu.
Feuerland ist der zweite Thriller des schwedischen Autors Pascal Engman. Das Buch umfasst 496 Seiten, die in elf Teile mit jeweils sehr kurzen Kapiteln gegliedert sind. Feuerland erschien am 22.02.2020 bei Tropen, einem Imprint von Klett-Cotta, und wird als Start einer Reihe um Kriminalkommissarin Vanessa Frank angekündigt. Für mein Rezensionsexemplar bedanke ich mich bei Klett-Cotta und NetGalley.
Nach Der Patriot erscheint nun mit Feuerland Pascal Engmans zweiter Thriller. Erneut konstruiert er um zentrale Themen – Geflüchtete und die Colonia Dignidad – eine abgründige fiktive Geschichte. Im Zentrum stehen dabei Kriminalkommissarin Vanessa Frank von der Stockholmer Sondereinheit Nova, der schwedische Ex-Elitesoldat Nicolas Paredes und der Führer der fiktiven Colonia Rhein Carlos Schillinger. Daneben gibt es zahlreiche Nebencharaktere, deren Handlungen zeitweise verfolgt werden, u.a. die syrische Geflüchtete Natasja, Nicolas‘ zweifelhafter Jugendfreund Ivan oder Marcos, Carlos‘ Adoptivsohn und rechte Hand.
Stilistisch ist sich Pascal Engman treu geblieben. Feuerland ist grob in elf Teile gegliedert, in denen die einzelnen Handlungsstränge in kurzen Kapiteln erzählt und später zusammengeführt werden. Schon in seinem Debüt machte er Cliffhanger zu einem seiner zentralen Stilmittel, das setzt er in Feuerland fort. Das Buch ist oftmals wirklich schwer weg zu legen, die Spannung reißt nie ab.
Ebenfalls zu einem Fingerabdruck Engmans entwickelt sich der Aufbau der Handlung. Ich habe selten Autor*innen gelesen, denen es in Engmans Maß gelingt, die Figuren über einen verhältnismäßig langen Zeitraum als ganz normale, sympathische Menschen aufzubauen – ohne dabei langatmig zu werden -, um dann ganz beiläufig ihre abgründigen Schattenseiten zu enthüllen. Mit Carlos ist das zwar schwer möglich, doch auch ihm lässt er über lange Zeit sympathische Aspekte angedeihen, mit Nicolas hingegen gelingt es ihm wieder außergewöhnlich gut.
Was Engman trotz dieser Erzählweise aber nicht tut, ist die Legitimation des Handelns seiner bösen Figuren. Bei denen aus der Colonia Rhein ist von Anfang an klar, dass sie keine guten Menschen sind, auch wenn er zeitweise ihre normalen Aspekte behandelt, bei denen man insbesondere in Carlos‘ Fall auch mal dazu neigt, Mitgefühl zu haben. Nicolas hingegen ist ein vielschichtiger Charakter, wie Engman ihn auch in Der Patriot nutzte, der diesmal aber weniger zweifelhaft als dort August Novak daher kommt. Insgesamt empfinde ich das Charaktersetting als ausgewogen und sehr passend.
Ich bin ein bisschen gespannt, wie Engman die Reihe fortsetzt. Vanessa Frank hat durchaus Potenzial, ihre Figur ist gut angelegt. Allerdings hat sie in Feuerland mit Nicolas einen fast präsenteren Charakter neben sich, den ich mir nur schwer wegdenken kann. Weil er aber in den Polizeihintergrund von Vanessa nur schwer reinpasst, kann man ihn wohl auch nur schwer weiter mitnehmen. Mir fallen da schon Möglichkeiten ein, aber die sind speziell. Wie Engman das lösen wird, wird man sehen. Ich traue ihm da einiges zu und ich freue mich auf jeden Fall auf die Fortsetzung.
Feuerland ist ein weiterer spannender und fein ausgearbeiteter Thriller aus Engmans Feder. Er verknüpft geschickt ein aktuelles mit einem historischen und eher halbherzig aufgearbeiteten Thema. Das und seine ganz spezielle Art, mit seinen Figuren umzugehen, macht das Buch zu einem spannenden Auftakt zur angekündigten Reihe.
Transparenzblock: Das Buch habe ich im über NetGalley als Rezensionsexemplar kostenfrei erhalten. Verpflichtungen (beispielsweise eine »wohlwollende« Rezension) sind damit, abgesehen von eben einer Rezension, nicht verbunden. Meine Meinung über das Buch, die ich hier kund tue, wird dadurch nicht beeinflusst.
Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei mojoreads (Werbung) erschienen. mojoreads versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂
Ein Mann namens Ove (von Fredrik Backman)
Autor: Fredrik Backman
Erschienen: 2016
Seiten: 508

Ove ist 59 Jahre alt, verwitwet und lebt in einer schwedischen Reihenhaussiedlung. Sein Leben basiert auf einer simplen Annahme: Recht muss Recht bleiben. Früh verlor er seine Eltern, er fand in Sonja sein Lebensglück, doch auch das gemeinsame Leben sollte von schweren Schicksalsschlägen nicht verschont bleiben. Sie verlieren ihr Kind und schließlich stirbt Sonja an Krebs. Bis zu diesem Punkt hat Ove, den man problemlos als grantigen Pedant einstufen könnte, gekämpft. Gegen die Umstände, gegen Institutionen, gegen jeden, der Sonjas Glück Steine in den Weg legen wollte. Seit ihrem Tod kämpft er nicht mehr. Er hat nur noch einen Plan, sich das Leben zu nehmen, um wieder bei Sonja zu sein.
Doch als er gerade beginnt, sein Ende in die Tat umzusetzen, zieht die schwangere Parvaneh mit ihrer Familie ins Nachbarhaus ein. Zum Einstand mäht ihr Mann Patrick Oves Briefkasten um. Der denkbar schlechte Start beginnt, Oves Pläne systematisch zu torpedieren.
Ein Mann namens Ove ist der Debütroman des schwedischen Autors Fredrik Backman. Erschienen ist das Werk 2016 bei FISCHER, es umfasst 508 Seiten.
Gran Torino! Der Gedanke sprang direkt in meinen Kopf, als ich die ersten Seiten gelesen hatte. Er hielt sich über das ganze Buch. Ein Mann namens Ove ist Clint Eastwoods Meisterwerk in einer gewissen Weise sehr ähnlich. Schweden ist nicht die USA, das Buch ist kein Abklatsch, aber im Großen und Ganzen haben beide Werke viel gemein – und das macht mir Fredrik Backmans Debüt sehr sympathisch.
Ove, der Inbegriff auch des deutschen Rentnerklischees – kontrolliert am Fenster sein Umfeld, grantig, schwärzt jeden an – befindet sich am Ende seines Lebens. Seit seine Frau Sonja gestorben ist und er seine Arbeit altersbedingt verloren hat, hat er mit der Welt abgeschlossen. Doch just in dem Moment, in dem er versucht, sein Ableben zu konkretisieren, verändern sich die Umstände und er findet schleichend wieder Aufgaben, die er noch erledigen muss. Unfreiwillig und mindestens unter stillem Protest, selbstverständlich. Denn ohne seine Hilfe wären die Trottel und Unfähigen ja nicht überlebensfähig. Schnell baut sich zwischen ihm und Parvaneh eine Art Freundschaft auf. Zu dem Zeitpunkt hätte Ove das sicher nie so genannt, aber zweifellos bringt Parvaneh seinen gut versteckten liebenswürdigen Kern zum Vorschein. Ove ist eigentlich ein guter Mensch, was er im Laufe des Buches auch immer schlechter verbergen kann.
Ein Mann namens Ove ist ein unheimlich lustiges Buch mit einer ernsten Botschaft: Schau hinter die Fassade! Fredrik Backman gelingt das Kunststück, einen eigentlich in fast jeder Hinsicht offensichtlich unsympathischen Charakter zu zeichnen, den man aber von Anfang an einfach mögen muss. Durch zahlreiche Rückblenden erzählt er neben den Geschehnissen im Jetzt, wie Ove zu dem Mann wurde, der er ist. Schnell beginnt man, mit ihm mitzufühlen, denn sein Leben war von Anfang an wirklich nicht leicht.
Sprachlich und stilistisch komme ich nicht daran vorbei, Backman und seine Übersetzerin Stefanie Werner explizit zu loben. Ohne das Original zu kennen, ist doch offensichtlich, dass die Übersetzung einfach toll geworden ist. Ich nehme an, sie ist sehr nah am Original. Allerdings verlieren ja gerade lustige Bücher in der Übersetzung oftmals viel von ihrem Witz, weil sich Humor nicht immer leicht übersetzen lässt. Das trifft auf Ein Mann namens Ove jedenfalls so weit nicht zu, dass das Buch auf sympathische Weise unheimlich lustig bleibt.
Bleibt mir nur eine klare Leseempfehlung. Ein Mann namens Ove ist ein sehr unterhalt- und einfühlsames, tiefgründiges Werk. In unserer Zeit, in der man gerne mal auf Menschen hinabschaut, die nicht ganz in die Gesellschaft passen, liefert es eine tolle Message. Ein wunderschönes Debüt.
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Kurzbio

Thomas liest, schreibt drüber, ist von der Menschheit im Allgemeinen genervt und schreibt auch mal da drüber.
Letzteres tut ihm jetzt schon Leid, ersteres nicht.
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