Bio
Selbstbeschreibungen liegen mir nicht so wirklich, also probieren wir das hier mal etwas anders. Ich stelle mir eine Reihe von Fragen, teilweise fast schon in Interviewform (wenig überraschend, das hier war ursprünglich mal Interviewform), und gebe Antworten. Praktischerweise kann sich die Seite dadurch auch relativ leicht erweitern.
ASL extended oder wer bin ich
Standardfloskel: Ich heiße Thomas, Cis-Hetero-Mann, Jahrgang 1980, Südhesse mit dem Herz in Norddeutschland.
Die drei Eigenschaften, die mich am meisten an mir nerven
Gibt's, wobei ich sagen möchte, dass sie mich nicht grundsätzlich nerven. Sie gehören zu mir und machen mir das Leben in vielen Situationen leichter, in manchen aber auch furchtbar schwer oder anstrengend.
Ganz vorne wäre da meine … wie drücke ich das jetzt aus? … ich denke, Unsicherheit trifft's am Ehesten. Meistens prüfe ich meine Worte, mein Verhalten, eigentlich alles auf Herz und Nieren, bis ich endlich etwas in die Tat umsetze oder sage. Ich will Angreifbarkeit vermeiden. Das hat durchaus Vorteile, weil es eben Angriffsflächen ausschließt und das Leben grundsätzlich leichter macht. Allerdings hält es mich auch davon ab, vieles zu sagen, was ich eigentlich sagen will, was aber so nicht 100% wertstimmig ist. Mein Entwürfe-Ordner hier quillt über.
Das ist etwas theoretisch. Gibt's da ein Beispiel?
Sicher. Das leidige Thema »Meinungsfreiheit« ist sowas. Die stufe ich grundlegend sehr hoch ein, egal um welche politische Richtung es geht. Allerdings leben wir in Zeiten, in denen die Meinungsfreiheit gerade von Rechts extrem ausgereizt wird. Wenn beispielsweise bei PEGIDA oder der AfD gegen Menschen mit Migrationshintergrund gehetzt wird und in der Folge die physische oder psychische Gewalt gegen Menschen mit Migrationshintergrund steigt, dann mag das rechtlich noch nicht mit dem § 130 StGB kollidieren, es hat aber mittelbare Folgen für eben diese Menschen. Und damit sehe ich die Grenzen der Meinungsfreiheit überreizt. Das ist eine streitbare Meinung, weil sie juristisch eben nicht gedeckt wird. Und es ist eine, die sich in bspw. 140 Zeichen (ich bin schon seeehr lange auf Twitter) nicht so einfach erklären lässt, deswegen äußere ich sie meist nur, wenn ich über ein konkretes Ereignis so wütend bin, dass ich meine Kontrollmechanismen über Bord werfe. Die Diskussionen, die daraufhin folgen, nerven mich total, denn der gesunde Menschenverstand sagt eigentlich ganz klar, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit liegen müssten und gegen geltendes Recht gerade bei diesem Thema zu argumentieren, ist ein Kampf gegen Windmühlen. Wenn die Rechten faktisch im Recht sind, ist keine Diskussion möglich, weil ihr einziges Argument eben das, dass sie im Recht sind, ist.
Womit wir beim Punkt wären: Ich lasse mich extrem ungern auf Diskussionen ein, in denen ich meine, die schlechteren Argumente zu haben. Dadurch diskutiere ich Dinge, die mir eigentlich sehr am Herzen liegen, möglicherweise gar nicht.
Andere Eigenschaften, die mich nerven
Ich lege mich selten fest, jedenfalls in grundlegenden, praktischen Dingen des Lebens. Ich krieg's zum Beispiel ums Verrecken nicht hin, mich mal langfristig von einer Arbeit zu überzeugen. Mich greift dann schnell die Langeweile, dann bin ich genervt und wenig später so genervt, dass es in spezifischer Antriebslosigkeit endet. Ich hab über die Jahre gelernt, mit wirklich sehr wenig Geld irgendwie über die Runden zu kommen. Trotzdem bringt das erhebliche finanzielle Unsicherheiten mit sich und Unsicherheiten kann ich überhaupt nicht leiden, das hatten wir ja schon.
Eine andere Eigenschaft, die ja schon gefallen ist, wäre sowas wie Faulheit. Ich finde mich nicht grundsätzlich faul, aber ich werde es, sobald ich gerade keine Lust auf etwas habe, und dann richtig. So bleiben einige angefangene Projekte, die mir eigentlich am Herzen liegen, entweder ganz unvollendet oder lange, wirklich lange Zeit in der Schublade liegen, bis mich die Lust mal wieder packt.
Drei Eigenschaften, die ich gut an mir finde
… kann ich nicht leiden. Also gute Eigenschaften schon, aber sie bei mir selber hervorzuheben so gar nicht. Aber ich versuch's mal.
Ich habe selten eine festgefahrene Meinung, auch wenn's oft so aussieht. Meine »aktuelle« Meinung zu etwas habe ich ausgiebig hinterfragt und vertrete sie dementsprechend recht vehement. Aber ich denke durchaus über neue Fakten oder Argumente, die mir entgegen gebracht wurden, nach und korrigiere meine Meinung, wenn ich das für berechtigt halte. Ich habe auch kein Problem damit, das so zu kommunizieren.
Etwas anderes, das ich als Fluch und Segen zugleich betrachte, überwiegend eher Segen, wäre, dass ich mich meistens zwischen die Stühle setzen kann. Das hat ein wenig abgenommen, seit die Rechte wieder in den Fokus rückt, denn da gibt es in vielen Punkten schlicht keine moderate Position in der Mitte, die nicht eigentlich rechts wäre. Aber bei den meisten anderen Themen kann ich eine Schlichterrolle einnehmen, die von beiden Seiten angenommen wird.
Ansonsten gibt's vieles, das dahinter etwa auf der gleichen Stufe rangiert. Zum Beispiel bin ich, was direkte zwischenmenschliche Beziehungen angeht, recht limitiert, aber in diesen Grenzen sehr konstant. Das war jetzt fürchterlich technisch für »Mein engster Freundeskreis beschränkt sich auf genau eine Person, die genießt dafür aber auch seit rund zwanzig Jahren in fast jeder Hinsicht Priorität«. Ich komme mit gebührendem Abstand zwar mit fast jedem klar, aber das sind dann auch recht lockere Bekanntschaften, die mehr oder weniger, aber grundsätzlich austauschbar sind.
Ich kann schreiben. Klingt banal, aber das macht einen nicht unerheblichen Teil meines Lebens aus. Und ich bilde mir ein, dass ich das sogar ganz gut kann.
Mein Weltbild ist in hohem Maße humanistisch. Auch wieder so ein Thema, das in der Ausprägung Segen und Fluch zugleich ist. Ich bin mit ehrenamtlicher Arbeit, vor allem im Roten Kreuz, aufgewachsen und davon ist vieles in meiner Persönlichkeit hängen geblieben. Mit ein Grund, warum ich viel zu viel für viel zu wenig oder gar kein Geld mache. Idealistisches Handeln hat einen hohen Stellenwert in meinem Leben.
Was ich gerne mache (aka Hobbies)
Da gibt's viel und die Prioritäten befinden sich in einem ständigen Wandel, wie ich schon sagte. Klassisch: Ich schreibe gerne, ähnlich gerne lese ich. Mit Computern hab ich's auch, speziell mit Linux, noch spezieller mit Debian und manchmal -derivaten. Ich sehe gerne Sportveranstaltungen im Fernsehen, treibe dafür aktiv überhaupt keinen Sport. Na gut, mein Hauptverkehrsmittel ist mein Fahrrad und weil ich auf dem Dorf lebe, könnte man das dann mit viel gutem Willen vielleicht doch als Sport einstufen. Daneben hab ich einen gehörigen Hang zu Fernsehserien, gepaart mit der Abneigung, sie Folge für Folge im Wochenrhythmus zu schauen. Darum nehme ich auf, was mich interessiert, und dann gibt's unter Umständen Marathontage.
Meine Lieblingsserie
Schwer. Alltime-Favorit, gemessen an den Marathonwochen, ist wohl Californication. Für mich die Serie, bei der Handlung, Rollen und Besetzung mit Abstand am Besten zusammengefunden haben. Mal ehrlich, wer könnte Hank Moody so überzeugend wie Duchovny spielen? Und wer hätte nach Akte X gedacht, dass das in ihm steckt? Dazu Madeleine Martin, noch so eine unschlagbare Besetzung. Klar, die Serie ist heute nicht mehr unumstritten – zurecht. Aber ich finde, sie geht mit den Unzulänglichkeiten der Charaktere ganz brauchbar um.
Ich bin extrem begeistert von Sense8. Den Grund kann ich kaum benennen, die Serie ist einfach in jeder Hinsicht … verflucht schön. Anders kann ichs nicht beschreiben. Ich hab das Intro das erste Mal gesehen und war sofort gefangen. Für mich das schönste Intro, das mir je bei einer Serie begegnet ist.
Ansonsten muss Aaron Sorkin noch genannt werden. Die konstant besten Drehbücher kommen von ihm. The West Wing war meine erste Begegnung mit ihm, die war schon gut, spätestens bei der 9/11-Folge. Mit The Newsroom hatte er mich dann. Für mich ein riesiger Verlust, dass die Serie vorzeitig eingestellt wurde. Da wäre noch so viel gegangen.
Mein Musikgeschmack
Querbeet, ausgenommen Schlager, die härteren Hiphop-Ausprägungen und das meiste, was so unter Populärmusik fällt. Ich bin da sehr glücklich über meinen Spotify-Account, ansonsten könnte ich mir meinen Musikbedarf weder leisten, noch irgendwo lagern. Die einzige Konstante, die seit vielen Jahren immer präsent ist, ist Coldplay. Jaja, lacht mich aus, aber deren Musik taugt ziemlich gut zum Schreiben.
Warum dieses Blog?
Ich bin schon ziemlich lange bei Twitter – im Frühjahr 18 »feiere« ich mein 10-jähriges – aber ich komme ursprünglich vom Blog. Jedenfalls wenn's um Publizistisches geht. Foren, IRC, Usenet etc. habe ich auch schon mehr oder weniger aktiv erlebt. Aber seit ich selber hoste, irgendwo um die Jahrtausendwende, hatte ich eigentlich auch durchgehend ein Blog. Das erste war eher sowas wie ein Techniktagebuch. Ich bin damals relativ schnell von Webspace auf einen vServer umgestiegen, da gab es zusätzlich zu meinen Erfahrungen mit Linux als Desktopsystem viel zu lernen. Das landete dann recht akribisch im Blog. Heute verfluche ich mich regelmäßig, dass ich das nicht mehr durchziehe. Etwa jedes Mal, wenn ich meinen Rootserver neu aufsetzen muss und daran verzweifle, den Mailserver wieder in den gewohnten Zustand zu bringen. Das Blog hat sich dann erst zu meinem Gaming-Clan gewandt und ist dann eingeschlafen.
2007 hab ich einen neuen Versuch gestartet, der dann auch explizit ohne besonderen Schwerpunkt laufen sollte. Das war damals irgendwie in, diese Life-Blogs. Eine Zeit lang lief das etwas erfolgreicher, als ich erwartet hätte (ich hatte nichts erwartet ;-)), dann stagnierte es und etwa ein Jahr nach Start wurde ich schreibfaul. Extrem schreibfaul. Mit reingespielt hat da wohl, dass ich seit 2008 auch bei Twitter gestartet bin und vieles, was früher in einem kurzen Blogpost landete, bei Twitter viel besser aufgehoben war. Ab da vegetierte das Blog dann so vor sich hin, bis ich 2017 beschlossen habe, es off zu nehmen und generell neu zu starten. Das alte Konzept ist nicht mehr zeitgemäß, ähnlich geht's dem Unterbau. Jeder Wordpress-Designer würde mich verfluchen, würde er den Quellcode sehen. 2007 war WordPress halt noch anders.
Also warum jetzt wieder bloggen?
Ganz allgemein? Die Welt ist in den letzten Jahren zwar kaum beschissener geworden, als sie eh schon war, aber die Scheiße ist uns hier im kuscheligen »Westen« näher auf den Pelz gerückt. Mit allen Implikationen, die man nicht haben will. Wir erleben Terrorismus und Leid auf der einen und Hass und Hetze auf der anderen Seite in für uns neuer Quali- und Quantität. Menschenfeindlichkeit rückt nicht erst seit den Wahlerfolgen der AfD hierzulande immer weiter in den Fokus und die Mitte der Gesellschaft. Sie ist zwar kein neues Phänomen, aber die Durchseuchung ist neu.
Dem konnte man im Internet lange Zeit noch einigermaßen entgehen, wenn man wollte. Mittlerweile geht das eigentlich gar nicht mehr. Die sozialen Medien werden von Hass überflutet, Botnetze sind der heiße Scheiß, dazu kommt die Aufkündigung des Konsens, Fakten als Fakten zu nehmen. In dem Umfeld ist zu vielen Themen kaum noch eine differenzierte Diskussion möglich. Das führt dazu, dass ich mich genötigt fühle, wieder vom Hundertsten ins Tausendste zu gehen, um die Angriffsfläche zu minimieren. Und dafür ist Twitter jetzt so überhaupt nicht gemacht – dafür gefiel mir das Konzept eigentlich auch so gut. Ich bin nicht unbedingt der größte Fan von Tweetstorms (aka. Threads), weil sie trotz ihrer offenen Länge oft noch Einzelpositionen auf 140-Zeichen-Statements runterbrechen. Das ist ein Kompromiss, der taugt aber nicht für alles. An der Stelle kommt das Blog wieder ins Spiel.
Konkrete Pläne fürs Blog
Da bin ich mir, wie gewohnt, insgesamt noch nicht ganz sicher. Tägliches Bloggen wird nicht mehr mein Anspruch, insgesamt fest regelmäßiges nicht. Aktuell denke ich, werde ich hier hauptsächlich dann Posten, wenn mir ein Thema für Twitter zu umfangreich erscheint. Alles andere wäre wahlweise Redundanz oder Unsinn.
Einen Großteil des Contents nehmen Bücher ein. Bis zur CoViD-Pandemie habe ich recht ambitioniert gelesen und rezensiert. Das ist mit dem ersten sog. Lockdown leider eingeschlafen und bis jetzt habe ich mich nicht wieder aus der Inaktivität ziehen können. Mittelfristig soll der Aspekt des Blogs aber wieder mehr Raum bekommen.
Letztendlich wird es, abgesehen von den Büchern, also weitestgehend um »meine Kernthemen« gehen: Ungerechtigkeit ganz allgemein und Menschenfeindlichkeit. Dazu ein bisschen Persönliches. Klingt jetzt erstmal nicht besonders sympathisch, aber das schließt ja letzten Endes die positiven Pendants nicht aus. Alles in Allem bin ich selber ein wenig gespannt, wohin der Weg gehen wird.
Update: Im Laufe der Entstehung des dieser Seite zugrunde liegenden Interviews wurde Sense8 leider von Netflix eingestellt. Ich bin einigermaßen schockiert, weil in der Serie so viel gesteckt hat und mit ihr noch so viel gegangen wäre. Erst Recht, weil sie in vielfältiger Hinsicht neue Wege gegangen ist. Einfach schade.