Lesedauer2 Min, 17 Sek
Titel: Totentanz am Strand – Sommerfeldt kehrt zurück
Autor*in: Klaus-Peter Wolf
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 26.06.2019
Seiten: 512

Frontcover

Dr. Bernhardt Sommerfeldt, einst Allgemeinmediziner im ostfriesischen Norden, ist ins Ruhrgebiet geflohen, nachdem seine nebenberufliche Serienmörderei das ostfriesische Pflaster zu heiß hat werden lassen. In einem Hochhaus in Gelsenkirchen hat er seine neue Operationszentrale aufgeschlagen, von hier aus plant er, sich endlich vom männlichen Teil seiner Familie zu befreien. Den Mann seiner herrschsüchtigen Mutter und den neuen Mann seiner Ex-Frau macht er teilweise stellvertretend für ihre Frauen für das Scheitern seines bürgerlichen Lebens verantwortlich, sie müssen weg. Gleichzeitig lässt ihn Ostfriesland nicht los, denn auch seine große Liebe Beate ist mit Problemen konfrontiert, die zu lösen er sich verantwortlich fühlt. Doch alles, was Sommerfeldt auch tut, vergrößert seine Probleme nur. Seine Familie verhält sich nicht, wie er es erwartet, eine neue Liebe tritt in sein Leben, plötzlich sieht die Öffentlichkeit ihn auch noch als tragische, aber unschuldige Figur. Die Lage spitzt sich immer weiter zu und endet schließlich im Undenkbaren.

Im zweiten Teil der Sommerfeldt-Reihe gibt Klaus-Peter Wolf wieder tiefe Einblicke in die Psyche seines Serienmörders. Fand ich das erste Buch noch teilweise zu schnell fortschreitend, hat Wolf dies im zweiten eher umgekehrt. Gerade zu Beginn sind Sommerfeldts Gedankengänge für meinen Geschmack doch sehr langatmig ausgeführt. Das ändert sich jedoch im Laufe des Buchs. Wolf gibt sich große Mühe, seinen komplexen Charakter verständlich zu zeichnen meist gelingt ihm das sehr gut. Leider entstehen dadurch, gerade in der zweiten Hälfte des Buches, etwas härtere Brüche im Ablauf. So kommt es, dass Sommerfeldt in diesem Band auch »nur« anderthalb Morde begeht gemessen am ersten Teil eine schwache Leistung. Insgesamt ist das Buch breiter gefächert. Gingen die Morde im ersten Buch noch aus Sommerfeldts Liebe zu Beate hervor, streitet sich nun ein Potpourri aus persönlicher Vergangenheit, Liebe, Dritten und seiner Wirkung auf die Gesellschaft um die zentrale Rolle der Geschichte. Einiges kommt mir persönlich dabei zu kurz, besonders gegen Ende rennt mir Wolf etwas zu sehr. Nichtsdestotrotz liest sich das Buch sehr angenehm. Wolfs Stil liegt mir einfach sehr gut. So habe ich das Buch auch, genau wie den Vorgänger, wieder in einem Tag ›weggeatmet‹.

Alles in allem muss ich das Buch empfehlen. Wer Wolfs Ostfrieslandkrimis mag, sich auf die Erzählung aus der Ego-Perspektive einlassen und weitgehend ohne Ann-Kathrin Klaasen und die Polizeiinspektion Norden auskommen kann, dem wird wohl auch das Sommerfeldt-Spin-off gefallen. Der Leser ist mittendrin in den Gedanken eines Serienmörders, mit all den Problemen und Problemchen, die dieses eher ungewöhnliche Leben so mit sich bringt. Wolfs Schreibstil gibt dem Gesamtbild weitestgehend den letzten Schliff.