Lesedauer3 Min, 27 Sek
Titel: Das zerbrochene Fenster
Autor*in: Zoë Beck
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 20.07.2012
Seiten: 366

Frontcover

November 2010. Cedric Darney, Sohn des mittlerweile toten Lord Darney, bekommt einen merkwürdigen Anruf seiner Stiefmutter. Merkwürdig einerseits weil sie außer »Sean« nichts sagt und ihn andererseits nie anrufen würde seit der Geburt ihres Sohnes und der damit verbundenen neuen Lage im Erbstreit um das Darney-Vermögen schon gar nicht. Cedric kann die Ungewissheit nicht stehen lassen, fährt im tiefsten Schneegestöber zu ihr und findet sie erschlagen auf; William, ihr Sohn, putzmunter im Kinderzimmer. Wegen Cedrics merkwürdigen Verhaltens und der Erbstreitigkeiten wird er schnell zum Hauptverdächtigen.

Dezember 2003. Philippa Murray vermisst ihren Freund Sean, der aus dem Nichts einfach nicht mehr von der Arbeit zurück kam. Verzweifelt sucht sie ihn. Doch vergeblich, Sean bleibt verschwunden. 2010, sie hat mittlerweile Michael geheiratet, meldet sie sich plötzlich bei der Polizei in der Gewissheit, Sean habe Cedrics Stiefmutter getötet. Dann verschwindet auch sie spurlos.

Das zerbrochene Fenster ist chronologisch nach Das alte Kind angesiedelt. Auch thematisch haben beide Bücher Überschneidungen. Wieder spielt die Suche nach geliebten Menschen eine zentrale Rolle. Gerade in den Schilderungen der Verzweiflung und den Wegen, mit denen besonders Philippa mit ihrem Verlust umzugehen versucht, sind sich die beiden Bücher sehr ähnlich.

Erzählt wird die Geschichte grob in drei Handlungssträngen: Philippas Umgang mit Seans Verschwinden ab 2003 findet in Tagebuchform statt. Dazu kommen in der Gegenwart (2010) der Strang von Cedric und Ben, sowie der von Pippas Schwester Dana. Ich habe mich anfangs ungewöhnlich schwer getan, mich in der Geschichte zurecht zu finden. Pippas und Danas Stränge enthalten unheimlich viele Namen, insbesondere durch die nicht ganz kleine Familie. Dazu kommt, dass einige der Personen in Pippas Zeit noch eine andere Rolle einnehmen, als später in Danas. Ich war da fast geneigt, das Beziehungsgeflecht auf Papier zu bringen, um der Story noch im Detail folgen zu können. Im Laufe des Buches gibt sich das, aber bis es soweit ist, ist es wirklich verwirrend.

Dazu kommt, dass Beck in den einzelnen Handlungssträngen nicht immer eng an das letzte Kapitel anknüpft. Da mag mit hinein spielen, dass die Handlungsdichte mit ihrem Fortschreiten sehr zunimmt. Auch das machte es mir teilweise schwer, mich in der Handlung zurecht zu finden.

In der Rahmenhandlung knüpft das Buch inhaltlich relativ dicht an Das alte Kind an. Der Erbstreit um das Vermögen Lord Darneys ist zu Beginn insofern gelöst, als dass Lillians Sohn William geboren und vermeintlich Alleinerbe ist. Cedric ist weiter hinter den Chandler-Lyttons her, um nachzuweisen, dass William illegal designed wurde. Allerdings ändern sich die Vorzeichen relativ schnell.

Abseits der Kritik ist Das zerbrochene Fenster mit Abstand das emotionalste Buch in der Reihe. Gegen Ende spitzt sich das richtig zu, aber auch auf dem Weg dahin gibt es immer wieder Momente. Pippas Tagebuch hat da sicher seinen Anteil, die Tagebuchform ist naturgemäß sehr emotional. Darüber hinaus spielt Beck aber auch bei Cedrics und Dana mit sehr viel Herz. Deren Gefühle sind, so wirr sie manchmal sein mögen, wirklich gut nachfühlbar und rissen mich beim Lesen nicht nur ein Mal mit.

Wie eigentlich immer bei Zoë Beck spielen psychische Beeinträchtigungen eine zentrale Rolle. Überproportional viele Charaktere leiden hier auf die eine oder andere Weise Depressionen, Angststörungen und Panikattacken sind nicht nur Cedrics ständige Begleiter. Nicht zu übersehen ist bei Beck, dass sie sich intensiv mit diesen Themen befasst hat. Ihre Leser*innenschaft kann solche Episoden fast durchleben, so intensiv sind die Schilderungen. Auch die Probleme, die sich aus unterschiedlichen Medikationen ergeben, beschreibt Beck anschaulich. Alleine um in diesen Dingen ein Gefühl zu bekommen, lohnt sich die ganze Reihe schon sehr.

Eine abschließende Bewertung fällt mir nicht ganz leicht. Empfehlen möchte ich das Buch so oder so, als Teil einer Reihe muss das ja sein. Ich würde wegen der emotionalen Tiefe wirklich gerne 5 Sterne vergeben, allerdings kann ich die Probleme, die ich im ersten Teil des Buches hatte, nicht ganz wegwischen. Man sollte sich in jedem Fall Zeit nehmen, besonders um in das Charaktergeflecht hinein zu finden.

Transparenzblock: Diese Rezension ist auch auf meinem Profil bei yourbook.shop (Werbung) erschienen. yourbook.shop versteht sich als social bookstore und beteiligt seine User am Erlös aus Buchverkäufen, die u.a. auf ihre Rezensionen zurückgehen. Wenn du das Buch kaufen willst, würdest du mir eine Freude machen, wenn du es über meine dortige Rezension (Werbung) kaufst. Bedankt 🙂