Lesedauer1 Min, 33 Sek

Robert Ludlum: Matarese-Reihe

Ich habe bisher zwar ziemlich viel von Ludlum gelesen, mir die Rezensionen aber gespart, weil die Bücher einerseits sehr alt sind und sich andererseits sehr ähneln. Ludlum gilt als einer der Klassiker unter den Polit- und Geheimdienstthrillern und ich schrieb bei Kurzmeinungen oft »Kennste einen, kennste (fast) alle«. Das mag einem Klassiker gegenüber etwas respektlos erscheinen, aber in den meisten Büchern überschneidet sich entweder das Setting (seeehr viel Kalter Krieg) oder der Spannungsbogen letzteres besonders in seinen älteren Werken. So weiß man, wenn man den Spannungsbogen eingeordnet hat, tatsächlich schon oft, wann in etwa welches entscheidende Ereignis eintreffen wird. Das ist ein wenig schade, weil Ludlum sich in der Einzelbetrachtung doch darauf verstand, beispielsweise besonders die Charaktere, von denen man es am wenigsten erwartet hätte, die Seiten wechseln zu lassen.

Wie dem auch sei, die Matarese-Reihe es sind nur zwei Bücher unterscheidet sich da ein wenig und, und das war mir fast wichtiger, sie steht für mich exemplarisch für den spannenden Ludlum. Und auch für das Beste aus seinen zwei Metasettings (Kalter Krieg und eben das Danach). In diesem Sinne, wenn man auf Geheimdienstthriller steht und sich nicht durch ältere Settings abschrecken lässt, bekommt man da zwei wirklich schöne Werke mit toll ausgearbeiteten kantigen Charakteren, einer komplexen Story und sehr flüssiger Erzählung. Old but gold, quasi.

Lesedauer3 Min, 59 Sek
Titel: Cows – Folge nicht der Herde
Autor*in: Dawn O'Porter
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 27.02.2019
Seiten: 464

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Tara, 42, Dokumentarfilmerin und alleinerziehende Mutter, hat ihr Leben abseits traditioneller Rollenbilder soweit im Griff. Nur ein Partner wäre noch nett. Als sie den Richtigen kennen lernt, wacht sie plötzlich als Spottfigur der Nation auf. Doch dann tritt die taffe Lifestylebloggerin Cam, die einen ganz anderen Lebensstil verkörpert, in ihr Leben.
Währenddessen wünscht sich Stella, der ihr Leben seit dem Krebstod ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester rasant entgleitet, nichts sehnlicher als ein Kind und geht dabei verzweifelte Wege.

Cows erschien 2019 bei FISCHER. Dawn O'Porters Gesellschaftsroman umfasst 464 Seiten und wird als Taschenbuch mit Klappenbroschur geliefert.

Dawn O'Porter erzählt in Cows die Geschichten dreier ganz unterschiedlicher, teilweise scheinbar krass gegensätzlicher Frauen, die allesamt nicht das klassische Rollenbild verkörpern. Tara ist alleinerziehende Mutter und voll im Berufsleben. Ihre Tochter Annie hat sie durch einen One-Night-Stand bekommen, dem Vater hat sie nie von ihr erzählt, um ihn nicht unter Zugzwang zu setzen. Im Job ist sie von Sexisten umgeben, die Mütter von Annies Mitschüler*innen vermitteln ihr, dass sie nichts Gutes von ihrer Doppelrolle halten. Auch wenn Tara Mutterschaft und Arbeit aufopferungsvoll meistert, erntet sie Ablehnung von allen Seiten. Als ihr Leben dann aus den Fugen gerät, halten im Prinzip nur noch ihre Mutter und Annie zu ihr.

Lesedauer2 Min, 43 Sek
Titel: Todesspiel im Hafen – Sommerfeldt räumt auf
Autor*in: Klaus-Peter Wolf
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 26.06.2019
Seiten: 384

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Nach seiner Verhaftung sitzt der Serienmörder Dr. Bernhard Sommerfeldt in der JVA Meppen. Er genießt große Aufmerksamkeit, denn Medien und Gesellschaft sind landesweit alles andere als durchgehend von seiner Schuld überzeugt oder gar angewidert. Im Gegenteil, seine Fans es sind nicht wenige halten fest zu ihm.
Sein Werk sieht er aber alles andere als abgeschlossen an. Während seine ausführlichen Aufzeichnungen veröffentlicht werden, muss er aus der Haft entkommen und seinen Weg zu Ende gehen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn ein weiterer Spieler tritt auf das Feld.

Todesspiel im Hafen ist der dritte und letzte Teil der Sommerfeldt-Trilogie von Klaus-Peter Wolf. Das Buch erschien 2019 bei FISCHER und umfasst 384 Seiten.

Wie aus den früheren beiden Sommerfeldt-Bänden gewohnt und ansonsten recht ungewohnt, ist auch der letzte Teil der Trilogie aus der Täterperspektive geschrieben und gibt damit einen spannenden und tiefen Einblick in seine Beweggründe. Klaus-Peter Wolf verwendet viel Raum darauf, Sommerfeldts Gedanken auszuführen und Sommerfeldt ist ein Charakter, der sich sehr viele Gedanken macht. Das kann spannend sein, aber auch leicht in die Langatmigkeit abgleiten.

Lesedauer2 Min, 28 Sek

Ich lese gerade mal wieder einen Zufallsfund, den ich mir eigentlich nur besorgt habe, weil ich mir mein Bild über Bücher selten ernsthaft aus Klappentexten bilde. Wäre das anders, würde ich mehr auf Klappentexte geben, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht in Betracht gezogen, was mich, je weiter ich lese, wieder mal aufregt.

Das Buch es geht gerade offensichtlich um Cows von Dawn O'Porter handelt, um der Rezension nicht zu viel vorweg zu nehmen, grob von ein paar starken Frauen, die sich gegen traditionelle Konventionen und die Masse stellen. Das Buch ist gut, gut geschrieben und bis dato gut konzipiert. Und es stellt Figuren in den Vordergrund, die in einer immer noch männlich dominierten Welt, mit den Problemen, die sich auch dadurch für viele ergeben (Stichwort alleinerziehende Mütter, traditionelles Familienbild, Sexismus etc.), offensiv umgehen. Als Penisträger mag ich solche Bücher durchaus, denn sie erweitern das Blickfeld.

Lesedauer2 Min, 68 Sek
Titel: Die Peer Gynt Papers
Autor*in: Rainer Doh
Verlag: Parlez
Erschienen: 01.04.2019
Seiten: 395

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2013 entdeckt ein norwegisches Explorationsschiff ein riesiges Erdgasvorkommen in der Barentssee. Fünf Jahre später wird Ole Ludvigsen, ein politisch aufstrebender Wirtschaftsanwalt, ermordet in einem Züricher Bordell aufgefunden. Die norwegische Politik tritt auf den Plan, schickt Arne Jakobson als Kontaktbeamten in die Schweiz. Doch das ist nur sein offenkundiger Auftrag, denn Ludvigsen hatte brisante Dokumente bei sich, die Politik und Energiewirtschaft in Norwegen unbedingt zurück haben müssen. Sie betreffen das riesige Gasvorkommen in der Barentssee, das Peer Gynt Feld. Und wer mit den Dokumenten in Kontakt kommt, verkürzt seine Lebenserwartung erheblich. In einem Sumpf aus Spitzenpolitik, Wirtschaft und Geheimdiensten muss Arne den mysteriösen Fall lösen.

Die Peer Gynt Papers ist der dritte Band in Rainer Dohs Reihe über den norwegischen Kommissar Arne Jakobson. Das Buch erschien 2019 bei Parlez und umfasst 395 Seiten. Als Taschenbuch kommt es mit Klappenbroschur.

Rainer Doh liefert mit den Peer Gynt Papers einen spannenden Norwegenkrimi, irgendwo im Feld von Politik und Wirtschaft. Sein Kommissar Arne Jakobson ist ein sympathischer Charakter vom Lande, er verleiht ihm Tiefe. Auch abseits des Helden finden sich zahlreiche sympathisch gezeichnete Figuren auf allen Seiten. Thore Moberg beispielsweise, als skrupelloser Baulöwe mit Hang zum kriminellen Milieu eingeführt, zeigt von diesen Eigenschaften nicht allzu viel. Sogar Terje Sjølund, Inbegriff des manipulativen, machtgeilen Strippenziehers im Hintergrund, ist auf eine merkwürdige Weise sympathisch, weil Doh seinen Charakter weitgehend in sich stimmig zeichnet.

Lesedauer4 Min, 26 Sek
Titel: Jahre des Jägers
Autor*in: Don Winslow
Verlag: Droemer
Erschienen: 27.02.2019
Seiten: 992

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Art Keller hat sich mit Marisol zur Ruhe gesetzt. Adán Barrera starb im Dschungel von Guatemala, damit endete sein privater Teil des Drogenkrieges. Doch der lässt ihn nicht los. Als Adáns Leiche gefunden wird und somit endgültig feststeht, dass das Sinaloa-Kartell kopflos ist, rückt die dritte Generation nach, um ihre Machtansprüche geltend zu machen. Der brüchige Frieden, für den Adáns Führung garantierte, löst sich in Luft auf, Mexiko wird wieder mit Blut getränkt.
Unterdessen reaktivieren die USA Art und machen ihn zum Direktor der DEA. Er will die Strategie der Behörde umkrempeln, denn der bisherige Krieg gegen die Drogen muss als gescheitert angesehen werden. Doch das gestaltet sich in einer Zeit, in der neurechte Hardliner die mexikanische Grenze am liebsten abriegeln wollen, schwieriger denn je. Und ebendiese Hardliner schicken sich an, das Weiße Haus zu übernehmen.

Jahre des Jägers ist der dritte und letzte Teil in Don Winslows Trilogie über den US-amerikanischen Krieg gegen die Drogen. Das Buch erschien 2019 bei Droemer und umfasst stolze 992 Seiten.

Jahre des Jägers schließt chronologisch an Das Kartell an und umfasst damit die letzte Zeit der Obama-Präsidentschaft, den Wahlkampf 2016 und die erste Zeit der Trump-Präsidentschaft. Don Winslow bleibt hier nahe an der Realität der Charaktere. Im Gegensatz zu Obama taucht Donald Trump im Buch nicht namentlich auf, allerdings ist eindeutig, für wen Präsident Dennison steht. Winslow geht hier so weit, dass er, insbesondere im Wahlkampf und darüber hinaus die Mauer zu Mexiko betreffend, Originalreden und -tweets von Donald Trump zitiert. Auch sein Schwiegersohn Jared Kushner bekommt als Jason Lerner eine zentrale und eindeutige Rolle.

Lesedauer3 Min, 26 Sek
Titel: Das Kartell
Autor*in: Don Winslow
Verlag: Droemer
Erschienen: 22.05.2015
Seiten: 832

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Nachdem er Adán Barrera, den mächtigsten Kartellboss Mexikos, in einem US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis untergebracht hat, zieht sich Art Keller aus dem Drogenkrieg zurück. Sein Exil hat er in einem Kloster gefunden, in dem er Bienen züchtet. Doch der Drogenkrieg geht weiter. Adáns Einfluss reicht so weit, dass er einen Deal für sich abschließen kann, der ihn von den USA in mexikanische ›Haft‹ bringt. Wenig später gelingt ihm die ›Flucht‹ und Arts Ruhestand endet abrupt, als sein alter Chef Tim Taylor ihn um Hilfe bittet. Sein Wissen über die Kartelle und die Barreras speziell ist zu unentbehrlich, um in der Bienenzucht zu vergehen.

Don Winslows zweiter Teil der Trilogie um den Drogenkrieg um die und jenseits der Südgrenze der USA erschien 2015 bei Droemer. Das Kartell umfasst 832 Seiten und schließt chronologisch an Tage der Toten an.

Das Buch dreht sich um den US-amerikanischen Drogenkrieg, hauptsächlich in Mexiko. Es gibt Exkurse nach Guatemala und zur 'Ngrangheta in Europa, außerdem zu den Verwicklungen zum islamistischen Terrorismus. Der weitaus größte Teil der Geschichte spielt aber in Mexiko. Das Buch ist, wie es schon Tage der Toten war, intensiv recherchiert und orientiert sich im Rahmen an der historischen Realität, die Geschichte selbst allerdings ist Fiktion. Behandelt wird der Zeitraum der Nullerjahre und ein Stück darüber hinaus.