Lesedauer2 Min, 33 Sek
Titel: Die Braut im Schnee
Autor*in: Jan Seghers
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 02.01.2007
Seiten: 480

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Im verschneiten Frankfurter Oberrad wird vor ihrem abgelegenen Haus eine junge Zahnärztin tot aufgefunden. Ihre Leiche ist verstümmelt und auf abscheuliche Weise arrangiert.
Kommissar Marthaler und sein Team von der Frankfurter Mordkommission stehen vor einem Rätsel. Ein brutaler Sadist scheint sein Unwesen in Frankfurt zu treiben und sie kommen ihm kaum einen Schritt näher. Zudem steht Marthaler sein Temperament mal wieder im Weg. Können sie den Täter schnell genug finden, um Schlimmeres zu vermeiden?

Die Braut im Schnee ist der zweite Band in Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt. Das Buch umfasst 480 Seiten und erschien 2007 bei Rowohlt. Schauplatz der Reihe ist der Großraum Frankfurt am Main.

Die Braut im Schnee spielt etwa drei Jahre nach Ein allzu schönes Mädchen im Winter. Das Polizeipräsidium ist gerade in seinen neuen Standort in der Adickesallee umgezogen, die baulichen Probleme mit dem Neubau führen recht früh dazu, dass die Mordkommission in das ›Weiße Haus‹ im Günthersburgpark umzieht. Privat liegt Marthalers undefinierbare Beziehung mit Tereza zu Beginn des Buches einigermaßen im Unklaren, sie befand sich die letzten Jahre in Madrid, die beiden haben sich aber getroffen.

Im Gegensatz zum ersten Band ist Die Braut im Schnee ausgereifter. Die Entwicklung des Autors und damit die Entwicklung seiner Figuren ist deutlich sichtbar. So wird Marthaler beispielsweise zu einer deutlich runderen Figur, sein Temperament wird nachvollziehbarer, seine Beweggründe klarer. Amüsierte ich mich im ersten Band noch etwas über Terezas fehlende Sprachschwierigkeiten, so sind diese jetzt ausgeprägt wie im fünften Band. Auch Marthalers Kolleg*innen bekommen mehr und mehr Charakter. Hier rückt besonders Kerstin Henschke in den Fokus. Auch Marthalers Vergangenheit in Baunatal und Kassel wird stärker als im ersten Band thematisiert.

Lesedauer2 Min, 35 Sek
Titel: Ein allzu schönes Mädchen
Autor*in: Jan Seghers
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 01.09.2005
Seiten: 480

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In einem Bergdorf im Elsass entdeckt die Madame Fouchard auf ihrem kleinen Bauernhof ein verwahrlostes Mädchen und nimmt sich ihrer an. Sie ist außergewöhnlich schön, benimmt sich aber eigenartig. Als die Bäuerin stirbt, verschwindet auch das Mädchen aus dem Dorf.
Im Frankfurter Stadtpark wird die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes entdeckt. Wenig später taucht sein Wagen mit einer zweiten Leiche im Kofferraum auf. Kommissar Marthaler und seine Kolleg*innen tappen im Dunklen. Doch je weiter die Ermittlungen kommen, desto öfter berichten Zeug*innen von einem allzu schönen Mädchen.

Ein allzu schönes Mädchen erschien 2005 bei Rowohlt. Der 736 Seiten starke Krimi ist der erste von aktuell sechs Bänden in Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt.

Die Geschichte spielt im Jahr 2000 in Frankfurt am Main. Als Rahmen hat Seghers einen (fiktiven?) Besuch des US-Präsidenten gewählt, so dass die Polizei äußerst ausgelastet und das innerstädtische Leben immer wieder gestört ist. Einzelne Schauplätze liegen auch im Elsass und in Saarbrücken.

Segher beginnt die Geschichte mit einer ausführlichen Einführung im Elsass. Bis zum Auffinden der ersten Leiche und damit Kommissar Marthalers erstem Auftritt vergeht eine ganze Reihe von Seiten. Auch als die Geschichte Fahrt aufnimmt, bleiben die Umstände des Falles lange unklar. Seghers steigert die stressige Stimmung während der ersten Ermittlungsphase geschickt durch die erhöhte Medienpräsenz wegen des Besuchs des US-Präsidenten.

Lesedauer2 Min, 37 Sek
Titel: Die Sterntaler-Verschwörung
Autor*in: Jan Seghers
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 24.06.2016
Seiten: 496

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Schwarzenfels in Osthessen. Vor dem Haus des jungen Süleyman verunglückt ein Motorradfahrer. Als Süleyman ihn durchsucht, findet er einen Umschlag und nimmt ihn an sich. Wenig später geht eine Hausdurchsuchung beim in der Nähe wohnenden Landtagsabgeordneten Johann von Münzenberg gewaltig schief. Und in Frankfurt stirbt eine berüchtigte Journalistin durch einen Augenschuss in ihrem Hotelzimmer.
Im Laufe der Ermittlungen geraten Kommissar Robert Marthaler und sein Team von der Frankfurter Mordkommission immer tiefer in einen politischen und polizeilichen Abgrund.

Die Sterntaler-Verschwörung ist 2014 bei Rowohlt erschienen, die Taschenbuchfassung ist von 2016. Das Buch ist der fünfte von aktuell sechs Bänden aus der Reihe Kommissar Marthaler ermittelt und spielt im Raum Frankfurt und Osthessen. Die 489 Textseiten teilen sich auf angenehm kurze Kapitel auf.

Der Rahmen der Geschichte ist angelehnt an die Verhältnisse nach der Wahl zum Hessischen Landtag 2008, als Andrea Ypsilanti (im Buch Sabine Xanthopoulos) den amtierenden Ministerpräsidenten Roland Koch (Rolf-Peter Becker) unter Duldung der LINKEN hätte stürzen können, wenn sie eine mögliche Zusammenarbeit mit der LINKEN nicht im Wahlkampf vehement ausgeschlossen hätte. Ypsilanti scheiterte damals mit der Bildung einer Minderheitsregierung, weil ihr, wie im Buch, vier Parteigenoss*innen in letzter Minute die Stimme versagten. Weitere Nebencharaktere haben reale Vorbilder, der Fall an sich ist aber frei erfunden.

Lesedauer4 Min, 17 Sek
Titel: Miami Punk
Autor*in: Juan S. Guse
Verlag: S. Fischer
Erschienen: 27.02.2019
Seiten: 640

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Was geschieht mit einer Metropole, wenn sich eine ihrer Konstanten plötzlich radikal verändert? Miami findet das seit einiger Zeit heraus, denn das Wasser des Atlantiks ist über Nacht verschwunden. Von einem Tag auf den anderen verschwinden ganze Berufssparten, die Politik verliert ihren Einfluss, Bürgerwehren formieren sich, Alligatoren streifen durch die Stadt und eine wachsende Gruppe formiert sich zum basisdemokratischen Kongress. Andere zieht es in die zunehmend abgeriegelte Wüsten- und Berglandschaft, die der Atlantik hinterlassen hat.
Durch dieses Miami schlagen sich Indieprogrammiererin Robin, ihre Freunde und Familie und ein alterndes, halbprofessionelles eSports-Team aus Wuppertal.

Miami Punk erschien 2019 bei FISCHER. Der experimentelle Gesellschaftsroman erzählt mit unterschiedlichen Sprach- und Textformen auf 640 Seiten Episoden aus den Leben der Protagonist*innen sowie einiger Nebencharaktere.

Ich beginne positiv, damit das nicht ganz in den Hintergrund rückt. Denn die Grundannahme des Buches gefällt mir beispielsweise wirklich gut. Guse nimmt einen gesellschaftlichen Mikrokosmos, verändert eine seiner Konstanten und spielt die Konsequenzen durch und das wirklich fantasievoll. Dass Ringer, die sportlich trotz Erfolgen bisher ein Schattendasein führten, beispielsweise nun ihre Profession darin finden, die Alligatoren, die in Massen verwirrt durch die Stadt wandern und zur Gefahr für ihre Bewohner werden, mit ihren Fähigkeiten zu bekämpfen, das nötigt mir ein Grinsen ab. Auch die Idee des Kongresses, mit dem Guse die typische linksaktivistische Plenumskultur ein Stück weit auf den Arm nimmt, gefällt mir sehr.

Lesedauer2 Min, 63 Sek
Titel: GRM: Brainfuck
Autor*in: Sibylle Berg
Verlag: KiWi
Erschienen: 11.04.2019
Seiten: 640

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Rochdale, Großbritannien, in einer sehr nahen, sehr düsteren Zukunft. Alle düsteren Visionen, die sich im neuen Jahrtausend angedeutet haben, sind so gut wie oder schon Realität. Hohe Arbeitslosigkeit, die Mittelschicht ist in die Armut gerutscht, die Oberschicht versucht auch noch das Letzte an Macht und Geld aus der geknechteten Gesellschaft zu pressen. Totalüberwachung ist real. Überbordende Straßenkriminalität ist real. Die Gentrifizierung macht auch vor den letzten Grundstücken nicht halt.
In dieser Welt finden vier Kinder einigermaßen unterschiedlicher Hintergründe auf der Straße einander. Sie sind entwurzelt, schweben zwischen Desillusion und Revolution, und die Pubertät. Oje. Sie schließen sich zusammen, verlassen Rochdale bald und versuchen, sich in London durch den Sumpf zu schlagen.

GRM: Brainfuck erschien 2019 bei Kiepenheuer & Witsch. Auf 640 Seiten erzählt Sibylle Berg fortlaufend die Geschichten der Kinder und ausgewählter, stereotyper ›Mitglieder‹ der Gesellschaft, die auf die eine oder andere Weise kurz oder lang Einfluss auf ihr Leben haben. Ich würde das Buch irgendwo zwischen Coming-of-Age- und Gesellschaftsroman einstufen, mit satirischen und dystopischen Elementen.

Um das gleich vorweg zu nehmen: GRM: Brainfuck ist monumental. Wöllte man versuchen, alle Themen, die Sibylle Berg aufgreift, genussvoll durch den Wolf dreht und dann neu formt, aufzulisten, man würde wohl kein Ende finden. Alles an diesem Buch ist gewaltig, selbst so simple Dinge, wie die Gliederung die durch den fortlaufenden Text kaum existiert und mit zu dem Eindruck beiträgt, einen stetig wachsenden Berg Gewolftes zu erklimmen.

Lesedauer3 Min, 51 Sek
Titel: Kontrolle
Autor*in: Benjamin Blizz
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS
Erschienen: 18.04.2019
Seiten: 416

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Auf einem stillgelegten Militärflugplatz in der Uckermark landet 1994 eine russische Militärmaschine, in ihrem Frachtraum eine gefährliche Chemikalie.
20 Jahre später erkrankt die Tochter des Biochemikers Adrian Neumann an einer unbekannten Krankheit. Nach zahllosen Untersuchungen entdeckt eine Grenzmedizinerin erhöhte Schwermetallwerte und bietet eine für Adrian schier unfassbare Theorie. Doch so unfassbar sie auch ist, als es Marie noch schlechter geht, ist Adrian bereit, auch diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Er beginnt mit Nachforschungen und gerät mitten ins Fadenkreuz von Geheimdiensten, Regierungen und einer ominösen Geheimorganisation.

Kontrolle ist der dritte Thriller des deutschen Autors Benjamin Blizz. Das Buch ist 2019 als Ebook bei dp DIGITAL PUBLISHERS erschienen und umfasst laut Verlagsangabe etwa 416 Seiten auf meinem Kobo waren es 341. Das Ebook wurde mir im Rahmen einer Leserunde auf LovelyBooks durch den Verlag zur Verfügung gestellt, dafür möchte ich mich bedanken.

Kontrolle ist insgesamt ein spannender Thriller, auch wenn ich meine Probleme mit ihm hatte. Einen großen Teil davon verbuche ich unter ›Geschmackssache‹ und bemühe mich daher, ihn in meiner abschließenden Bewertung nicht zu beachten. Zumal sich der größte Teil davon mit dem Ende des Buches aufgelöst hat und mich nur beim Lesen störte. Erfreulich fand ich auch, dass der Ausgang der Story bis sehr kurz vor Schluss nicht sicher absehbar war. Ich hatte zwar eine grobe Vorstellung, wie das Buch insgesamt wohl enden würde, en detail lag ich dann aber doch in vielen Punkten falsch. Daraus ergaben sich auch einige vermutete Logikfehler, die am Ende aber plötzlich doch einen Sinn ergaben. Das gefällt mir dann doch.

Lesedauer4 Min, 42 Sek
Titel: Mein Leben als Sonntagskind
Autor*in: Judith Visser
Verlag: HarperCollins
Erschienen: 02.05.2019
Seiten: 607

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Jasmijn ist ein ganz normales Kind doch das nur in ihrer Fantasie. Die echte Jasmijn weiß, dass sie anders als ihre Mitmenschen ist, aber nicht, wie sie mit ihnen umgehen soll. Warum sagen sie immer etwas anderes, als sie eigentlich sagen wollen? Warum erwarten sie immer Antworten auf Fragen, die sie gar nicht gestellt haben? Und überhaupt, warum muss es überall immer so laut und bunt sein, dass Jasmijn Migräne bekommt?

Mein Leben als Sonntagskind von Judith Visser erscheint am 2. Mai bei HarperCollins. Der autobiographische Coming-of-Age-Roman gliedert sich auf 607 Seiten mit Einleitung und Epilog in 136 überwiegend sehr kurze Kapitel. Erzählt wird in einer Art Tagebuchform aus der Ego-Perspektive. Das Hardcover habe ich als Rezensionsexemplar über Vorablesen bekommen, dafür möchte ich mich auch bei HarperCollins herzlich bedanken.

Judith Visser ist spätdiagnostizierte Aspergerin, so ist es auch ihre Romanfigur Jasmijn Vink. Mein Leben als Sonntagskind ist Vissers zwölftes Werk und das erste, das international verlegt wird. Der Roman begleitet Jasmijn vom ersten Tag der Vorschule bis ins Erwachsenenalter. Da es ein autobiographischer Roman ist, werde ich mir Kritik an der Story nicht anmaßen. Ich wüsste davon abgesehen auch nicht, wo ich sie üben sollte. Ich habe mich sehr bewusst auf die Rezensionsrunde beworben, habe mir ein tieferes Verständnis für die Wahrnehmung mit Autismus (jedenfalls eine Wahrnehmung) erhofft. Judith Visser hat meine Erwartungen da um Längen übertroffen. Insofern bin ich mir sicher, dass ich mit meiner Rezension weder ihr noch ihrem Werk gerecht werden werde. Aber ich will es versuchen.