Immer, wenn ich Dieter Nuhr – immerhin aktuelles ›Satire‹-Flaggschiff der ARD – gucke, muss ich an @Korallenherz denken. Das tut mir eigentlich unheimlich Leid, aber sein »Mitte mich nicht voll!« beschreibt den Kabarettisten auf den Punkt. Zugegeben, ich tue ihn mir nicht mehr oft an. Im Jahr sind's eher Zappingunfälle, regelmäßig schaue ich eigentlich nur den Jahresrückblick und da kommt dann sowas wie dieser Roman raus. Nuhr war mal ganz gut, aber das änderte sich recht abrupt, als er 2014 von einem Salafisten wegen ›Hasspredigt‹ verklagt wurde. Ab da wurde er zunehmend undifferenziert und populistisch, doch die Kritik darauf zu beschränken, würde ihm nicht gerecht. Denn der Populismus ist gut eingebettet, vorzugsweise zwischen harten Fakten und dem, was Nuhr für Satire hält. Eine Mischung, die Gefahren birgt.
Wer Nuhr 2018, den alljährlichen Jahresrückblick des Kabarettisten gesehen hat und sich der Mitte zuordnet, der mag sich gut unterhalten gefühlt haben. Wie eigentlich immer bei Dieter Nuhr. Er besticht durch böse Spitzen, oft untermauert mit harten Fakten. Wenn das politische Kabarett in der Bundesrepublik weitgehend ziemlich links stattfindet – und das tut es –, steht Nuhr gerade so noch in der Mitte, irgendwo zwischen CDU und FDP. Also da, wo sich das Ü40-Bildungsbürger*innentum selber verortet und von den Linken bestenfalls noch rechts der Mitte verortet wird. Meine Elterngeneration findet ihn klasse und das hauptsächlich, weil er »die Wahrheit schonungslos mit harten Fakten auf den Tisch knallt«, dabei weit genug von Links und Rechts entfernt steht, dass er als netter Schwiegersohn durchgeht.
Ich hab da einen anderen Blick drauf, dafür müsste ich mich gar nicht mal links verorten. Es reicht, sein Programm mal einen Hauch genauer zu analysieren. Aber das muss man eben machen, sonst bleiben nur vereinzelt Populismusvorwürfe (die man an den Stellen fraglos auch erheben darf). Nuhr 2018 war da wieder ein Paradebeispiel.