Lesedauer3 Min, 62 Sek
Titel: Der Store
Autor*in: Rob Hart
Verlag: Heyne
Erschienen: 02.09.2019
Seiten: 592

Kapitalismuskritik at its best. Ein Zwischending zwischen Gegenwart und Konzern-Dystopie und ein sehr kluger Roman.

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In einer nahen Zukunft lernen sich Paxton und Zinnia bei Cloud, dem Onlinestore schlechthin kennen. Paxton gehört zur Security, Zinnia ist Sammlerin. Cloud regelt das komplette Leben seiner Mitarbeiter*innen. Während nach außen alles auf den Markt ausgerichtet ist, herrscht im Inneren ein ausgeklügeltes Ökosystem aus Kontrolle und Belohnung. Die beiden kommen sich näher, doch Cloud wird zunehmend zum Problem.

Der Store ist Rob Harts erster großer Unterhaltungsroman. Das Buch umfasst 592 Seiten, die sich in 11 Kapitel gliedern, innerhalb denen zwischen den Handlungssträngen gesprungen wird. Erschienen ist es 2019 bei Heyne, einem Imprint von Random House.

Bei Cloud dominiert das Bewertungssystem alles. Mit dem Bewerbungsprozess beginnt die Einstufung und Bewertung der Mitarbeiter*innen. Cloud selber ist dabei ein relativ geschlossenes Ökosystem inmitten einer Welt, die durch die Klimakrise stark entvölkert und lebensfeindlich ist, eine Art Oase. Die sog. MotherClouds, quasi abgeriegelte Produktionsstädte, in denen die Mitarbeiter*innen leben und vor allem arbeiten, haben fast exterritorialen Status. Die Staatsgewalt hat ihren Einfluss hier weitgehend abgegeben, im Gegenzug hat Cloud Arbeitsplätze und Sicherheit für den großen Teil der Bevölkerung, der für ihn arbeitet, geschaffen. Es ist ein Zwischenszenario zwischen heute und den dystopischen Visionen weltbeherrschender Megakonzerne.

Lesedauer2 Min, 71 Sek
Titel: Feuerland
Autor*in: Pascal Engman
Verlag: Tropen
Erschienen: 22.02.2020
Seiten: 496

Spannend verknüpft Pascal Engman die halbherzig aufgearbeitete Colonia Dignidad mit der aktuellen Situation Geflüchteter und bildet daraus den ersten Fall für Kriminalkommissarin Vanessa Frank. Ein Einstieg mit Potenzial.

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In Stockholm wird ein exklusiver Uhrenladen überfallen, wenig später werden zwei reiche Geschäftsmänner entführt. Unterdessen steckt Kriminalkommissarin Vanessa Frank in einer Krise. Ihre Ehe ist frisch geschieden und sie suspendiert, weil sie mit Alkohol am Steuer erwischt wurde. Vanessa entdeckt die Geflüchtetenarbeit für sich und freundet sich mit der 14-jährigen Natasja an, die zu Fuß aus Syrien geflüchtet ist.
In Chile könnte Carlos ein angenehmes Leben führen. Seiner Colonia Rhein geht es gut, er wird respektiert, hat Geld und Macht. Doch die Vergangenheit plagt ihn und schließlich kommen auch noch geschäftliche Probleme dazu.

Feuerland ist der zweite Thriller des schwedischen Autors Pascal Engman. Das Buch umfasst 496 Seiten, die in elf Teile mit jeweils sehr kurzen Kapiteln gegliedert sind. Feuerland erschien am 22.02.2020 bei Tropen, einem Imprint von Klett-Cotta, und wird als Start einer Reihe um Kriminalkommissarin Vanessa Frank angekündigt. Für mein Rezensionsexemplar bedanke ich mich bei Klett-Cotta und NetGalley.

Nach Der Patriot erscheint nun mit Feuerland Pascal Engmans zweiter Thriller. Erneut konstruiert er um zentrale Themen Geflüchtete und die Colonia Dignidad eine abgründige fiktive Geschichte. Im Zentrum stehen dabei Kriminalkommissarin Vanessa Frank von der Stockholmer Sondereinheit Nova, der schwedische Ex-Elitesoldat Nicolas Paredes und der Führer der fiktiven Colonia Rhein Carlos Schillinger. Daneben gibt es zahlreiche Nebencharaktere, deren Handlungen zeitweise verfolgt werden, u.a. die syrische Geflüchtete Natasja, Nicolas' zweifelhafter Jugendfreund Ivan oder Marcos, Carlos' Adoptivsohn und rechte Hand.

Lesedauer2 Min, 70 Sek
Titel: Die Schulz-Story: Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz
Autor*in: Markus Feldenkirchen
Verlag: DVA
Erschienen: 26.03.2018
Seiten: 320

Eine außergewöhnlich nahe Begleitung des Wahlkampfes von Martin Schulz, die treffsichere Analysen des Scheiterns nicht vermissen lässt. In der Form wohl einzigartig in Deutschland.

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2017 in Deutschland Bundestagswahlkampf. Die SPD steckt in ihrer bis dato wohl schwersten Krise. Was sie auch macht, die Wähler rennen weg und ihre Umfragewerte fallen von einem historischen Tief ins nächste. Anfang 2017 gelingt ihr scheinbar der Coup: Martin Schulz, bislang Präsident des EU-Parlaments, soll überraschend die Kanzlerkandidatur übernehmen. Die Ankündigung ist der Startschuss für eine lange nicht mehr erlebte Euphoriewelle, die Umfragewerte steigen rasant, obwohl noch gar nichts geschehen ist. Der Bundesparteitag wählt Schulz mit dem ebenfalls historischen Ergebnis von 100%. Der Druck ist riesig. Und der Absturz wird ein tiefer sein.

Die Schulz-Story: Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz ist das Ergebnis eines Jahres hautnaher Wahlkampfbegleitung durch den SPIEGEL-Journalisten Markus Feldenkirchen. Das Buch umfasst 320 Seiten und erschien 2018 bei DVA, einem Imprint von Random House. Die zugehörige SPIEGEL-Reportage wurde mit dem Nannen-Preis ausgezeichnet.

Die Schulz-Story ist ein in Deutschland bislang wohl ziemlich einzigartiges Experiment. Martin Schulz ließ sich auf eine sehr nahe Begleitung seines gesamten Wahlkampfes durch den SPIEGEL-Journalisten Markus Feldenkirchen ein. Einzigartig ist es vor allem durch die Absprache, dass das Buch am Ende ohne Abnahme veröffentlicht würde. Damit bekam Feldenkirchen einerseits einen sehr persönlichen Einblick, andererseits die Möglichkeit ein ungeschöntes Werk zu schreiben. Martin Schulz trat einst an als Vertreter eines offenen Politikstils nahe den Menschen, das Projekt ist im Prinzip ein logischer Schritt.

Lesedauer3 Min, 68 Sek
Titel: Hologrammatica
Autor*in: Tom Hillenbrand
Verlag: KiWi
Erschienen: 15.02.2018
Seiten: 560

Künstliche Intelligenz und Holografie, diskutiert in einem spannenden Techthriller. Tom Hillenbrand regt erneut die Debatte um einige der großen Fragen unserer nicht allzu fernen Zukunft an.

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Die Welt im Jahr 2088 hat nur noch wenig mit der zu tun, die wir kennen. Der Klimawandel hat ihre Geografie erheblich verändert, aus Staaten wurden Föderationen und die Menschheit wurde durch ein Virus erheblich dezimiert. Das Antlitz der Welt ist durch das Holonet bestimmt, das menschliche Hirn ist mittlerweile digitalisier- und übertragbar. Die erste echte Erfahrung mit Künstlicher Intelligenz ging Mitte des 21. Jahrhunderts vermeintlich spektakulär in die Hose.
Im London dieser Welt arbeitet Galahad Singh als Quästor eine Art Privatermittler, der verschwundene Menschen findet. Sein neuester Auftrag ist Juliette Perotte, eine brillante Krypto-Programmiererin, die sich mit der Verschlüsselung digitaler Kopien des menschlichen Hirns, sog. Cogits, beschäftigt. Schnell tauchen Fragen auf und ein gefährlicher Verdacht keimt: Stecken überhaupt Menschen hinter Perottes Entführung?

Hologrammatica ist der erste Band in Tom Hillenbrands Reihe Aus der Welt der Hologrammatica. Der Techthriller erschien 2018 bei Kiepenheuer & Witsch und umfasst 560 Seiten.

Tom Hillenbrand entwirft in Hologrammatica erneut eine düstere Zukunftsvision, um große Fragen technologieethischer Natur zu stellen. Das Grundszenario ähnelt in vielen Punkten dem aus Drohnenland. Eine Welt, die durch den Klimawandel erheblich verändert wurde. Staaten zerfielen, multistaatliche Institutionen (hier Föderationen) ersetzten sie. Weltweit agierende Konzerne, sog. Supernationals, haben die Welt erheblich beeinflusst. Drohnen spielen bei Hologrammatica zwar keine Rolle, hier liegt der Fokus auf umfassender Holografie. Dafür überschneiden sich die beiden Bücher in puncto Künstliche Intelligenz.

Lesedauer2 Min, 38 Sek

Seit einem Jahr existiert mein Blog nun in seiner aktuellen Form. Am 7. Februar 2019 ging die erste Rezension online und damit nahm die Neuausrichtung ihren Lauf. Einiges ist anders geworden, als es an diesem 7. Februar letzten Jahres noch geplant war, ein paar Design- und Funktionsveränderungen hat es gegeben und natürlich viel Text.

Streuten die Rezensionen zu Beginn nur nach LovelyBooks (und natürlich Twitter), ist dieses Spektrum schnell gewachsen. Bald kamen Vorablesen und, das freut mich bis heute am Meisten, mojoreads dazu. Mit Vorablesen begann auch schnell die Veröffentlichung auf Amazon, die dann auch kurzzeitig als Affiliate-Programm dabei waren, was letztendlich aber mehr Probleme als Nutzen gebracht hat. Zuletzt kamen dann NetGalley und die Verlagsportale Lesejury von Bastei Lübbe und Bloggerportal von Random House dazu. Damit fühle ich mich für die Wunschbuchbeschaffung insbesondere vor Veröffentlichung ganz gut aufgestellt.

Lesedauer2 Min, 65 Sek
Titel: Blut und böser Mann
Autor*in: Elias Haller
Verlag: Edition M
Erschienen: 03.03.2016
Seiten: 367

Sprachlich besser, expliziter in Gewaltszenen und ein Schritt in Richtung Horrorthriller. Erik Donners dritter Fall ist ein komplexes Geflecht aus Abgründen und eine Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger.

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Die beiden Geschäftsführer eines Jagdwaffenherstellers verschwinden spurlos, teilweise mit ihrer Familie. Eine Entführung liegt nahe, doch wer hätte ein Interesse an den beiden Geschäftsmännern? Zumal eine Kontaktaufnahme durch die Entführer ausbleibt.
Schnell nimmt der Fall an Fahrt auf. Mehr Menschen verschwinden, die ersten Leichen tauchen auf. Die Indizienlage deutet zunehmend auf einen Rachefeldzug hin, doch die Hintergründe bleiben weiter im Dunklen. Als Erik Donners Praktikantin ebenfalls verschwindet, wird die Sache persönlich und eine blutige Jagd beginnt.

Blut und böser Mann ist der dritte Band in Elias Hallers Thrillerreihe Erik Donner. Das Buch erschien 2016 im Selbstverlag und wird seit 2018 bei Edition M, einem Imprint von Amazon Publishing, verlegt. Es umfasst 367 Seiten, die sich in 69 Kapitel gliedern.

Kriminalhauptkommissar Erik Donner, stets hilfsbereiter Herrscher über die Kriminalpolizeiliche Erstkontaktstelle, befindet sich privat und beruflich mal wieder in einer Sackgasse. Seine Laune wird auch nicht dadurch gehoben, dass ihm mit der offenherzigen Nina Winter eine Praktikantin zugewiesen wurde. Was sollte eine Praktikantin in der Erstkontaktstelle, dem Abstellgleis der Kriminalpolizei, lernen? Zu allem Überfluss befindet sich auch sein Verhältnis zu Annegret Kolka weiter in einem unklaren Schwebezustand. Weder er noch sie springen für einen ersten Schritt über ihre Schatten. Die perfekte Ausgangssituation, um mal wieder ungewollt in einen spektakulären Fall zu stolpern.

Lesedauer2 Min, 71 Sek
Titel: Marianengraben
Autor*in: Jasmin Schreiber
Verlag: Eichborn
Erschienen: 28.02.2020
Seiten: 254

Tieftraurig und urkomisch, am Ende aber immer hoffnungsvoll. Eine junge Frau, ein alter Mann, eine Hündin und ein Huhn auf einem etwas anderen Roadtrip.

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Paula ist unten metaphorisch am Grund des Marianengrabens. Seit ihr kleiner Bruder Tim, den sie über alles liebte, im Urlaub verstorben ist, steckt sie in einer tiefen Depression. Von Schuldgefühlen geplagt, erdrückt sie die Trauer.
Doch dann trifft sie Helmut, einen schrulligen alten Mann. Aus einer komischen Begegnung heraus, begeben sie sich mit Judy, Helmuts Hündin, und weniger später Lutz, dem Huhn, auf einen Roadtrip der Trauerbewältigung. Langsam findet das ungewöhnliche Duo, jede*r auf seine eigene Weise, wieder zu sich selbst zurück.

Marianengraben ist Jasmin Schreibers Debütroman. Das Buch umfasst 254 Seiten und wird am 28. Februar 2020 bei Eichborn, einem Imprint von Bastei Lübbe, erscheinen. Für mein Rezensionsexemplar darf ich mich bei Eichborn und Vorablesen bedanken.

Marianengraben war, so früh im Jahr, schon das Debüt, auf das ich mich in 2020 am meisten gefreut habe. Jasmin Schreiber kenne ich von Twitter, ich mag ihre Art, ich weiß, dass sie ein nicht ganz übliches Verhältnis zu Tod und Sterben hat. Sie engagiert sich schon lange ehrenamtlich als Sternenkind-Fotografin und ließ sich in der jüngeren Vergangenheit zur Sterbebegleiterin ausbilden beides Tätigkeiten, für die man wohl ein nicht ganz übliches Verhältnis zu Tod und Sterben braucht. Ich habe, mit ganz anderem Hintergrund und in viel privaterer Weise, auch so ein nicht ganz übliches Verhältnis, also drängte sich mir das Buch gleich aus einer ganzen Reihe von Gründen auf. Ich nehme das mal vorweg: Ich habe sehr viel geweint, ich wurde also nicht enttäuscht.