Berlin, 1930. Die Filmindustrie wandelt sich vom Stumm- zum neuartigen Tonfilm. Mitten in den Dreharbeiten stirbt Betty Winter, ein Star des deutschen Films, vermeintlich durch einen Unfall. Sie soll nicht die einzige Schauspielerin bleiben. Während der Ermittlungen gerät Kommissar Gereon Rath immer weiter unter Druck. Frisch in die Mordkommission versetzt, eckt er mit seiner Art bei Vorgesetzten und Kolleg*innen gleichermaßen an. Während ein Serienmörder die Berliner Schauspielszene aufmischt.
Der stumme Tod ist der zweite Band in Volker Kutschers Reihe Gereon Rath. Das Buch erschien 2009 bei Kiepenheuer & Witsch und umfasst 541 Seiten. Der historische Kriminalroman dient als Vorlage für die dritte Staffel der Serie Babylon Berlin.
Im zweiten Band der Reihe um Kriminalkommissar Gereon Rath führt Volker Kutscher seine Lesenden in die Welt der spätweimarer Filmszene Berlins. Die Geschichte beginnt tragisch, als Betty Winter beim Dreh durch einen herabfallenden Scheinwerfer getötet wird. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, wirft schnell Fragen auf. Besonders als weitere Schauspielerinnen sterben. Die Fälle scheinen mit dem Betty Winters in Zusammenhang zu stehen, denn sie weisen untereinander grausame Parallelen auf. Alles spricht für einen Serienmörder, doch wie passt die Winter da rein? Die Hauptstadtpresse trägt ihren Teil zu wilden Spekulationen und Anheizen der allgemeinen Beunruhigung bei. Die Szene wird zum Schmelztiegel. Zur sowieso aufgeheizten Stimmung zwischen Kommunisten und Nazis in Berlin kommen nun auch noch Produktionsfirmen, die sich untereinander bekriegen, hinzu.
Berlin, 1929. Nachdem Kommissar Gereon Rath vor der Presse aus seiner Heimatstadt Köln nach Berlin flüchten musste, rutscht er Hals über Kopf in einen Fall ungeahnten Ausmaßes. Was als Routineeinsatz für sein Sittendezernat begann, landet schnell bei der Mordkommission. Und Rath, in Köln selbst Teil der Mordkommission, lässt die Sache nicht los. In der Unterwelt der ausklingenden Weimarer Republik ermittelt er auf eigene Faust weiter und gerät immer tiefer in deren Abgründe – und zunehmend in Lebensgefahr.
Der nasse Fisch ist der Auftakt zu Volker Kutschers Reihe über Kommissar Gereon Rath. Der historische Kriminalroman erschien 2008 bei Kiepenheuer & Witsch und umfasst 542 Seiten. Er bildet die lose Vorlage für die ersten beiden Staffeln von Babylon Berlin.
Volker Kutscher führt uns tief in das Berlin der ausklingenden Weimarer Republik. Das Stadtbild ist von Unruhen gezeichnet. Kommunisten und Nazis stehen sich gegenüber, Ringervereine haben die Berliner Unterwelt unter Kontrolle, Berlin ist in jeder Hinsicht ein Schmelztiegel. Und auch die Berliner Polizei ist bei Weitem nicht so korrekt, wie Rath es von den Preussen gedacht hätte. Schnell gerät er in die Bredouille, sein Neuanfang in der Reichshauptstadt droht schneller zu enden, als er begonnen hat.
Kate und Nova sind zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Kate ist Architektin und mit dem gewalttätigen Polizisten Tony verheiratet. In der Ehe geht sie unter, ihr Hobby, das Malen, hat sie aufgegeben, sie funktioniert nur noch. Als sie im Streit mit Tony eine Hirnblutung erleidet, lernt sie im Krankenhaus Nova kennen.
Nova ist von Geburt an blind und Dolmetscherin bei der Polizei. Sie kommt mit ihrem Leben gut klar, doch als ihr Bruder Alex ihr von einer neuen Operationsmethode berichtet, mit der sie ihr Augenlicht bekommen könnte, lässt sie sich auf das Experiment ein. Was hoffnungsvoll beginnt, wirft sie vollkommen aus der Bahn, ihr Gehirn kommt mit der Flut neuer Informationen nicht klar.
Kate und Nova verlieben sich schließlich und schlagen sich gemeinsam aus ihren aussichtslosen Lagen.
Die Welt in allen Farben, Joe Heaps Debütroman, erscheint am 16.09.2019 bei HarperCollins. Der Roman umfasst in der rezensierten Fassung 399 Seiten, die sich in 36 Kapitel gliedern; die erste Auflage wird mit 480 Seiten angekündigt. Für das Rezensionsexemplar darf ich mich bei Vorablesen und HarperCollins bedanken.
Die Welt in allen Farben war, wie zwischen mir und HarperCollins fast schon üblich, ein Coverfund – obwohl das Rezensionsexemplar leider nicht das toll getroffene Cover der ersten Auflage hat. Erfreulich, dass mich mein Auge wieder nicht getäuscht hat. Joe Heaps Debütroman erfüllt meine Erwartungen und ist durchaus lesenswert. Er entführt die Lesenden in eine Welt, die auch ich bisher viel einfacher gestrickt in meiner Vorstellung hatte. Die Frage, wie ein blinder Mensch damit klar kommt, plötzlich Sehen zu können, klingt zunächst einfach. Erst ist alles dunkel, dann geht das Licht an und man funktioniert wie jeder Mensch.
In einer nicht allzu fernen Zukunft sind smarte Assistent*innen wie Alexa oder Siri kaum noch aus dem Alltag wegzudenken. Sie erfassen zunehmend alles und ihre Algorithmen werden dem menschlichen Gehirn immer ebenbürtiger. Omega Savanta ist die führende dieser Assistent*innen. Durch eine versehentliche Massenaktivierung muss sie sich plötzlich mit hoher Priorität der Frage widmen, ob eine hochentwickelte KI wie sie ein Bewusstsein ausbilden könnte – mit verheerenden Folgen.
Lucy Hartmann ist Journalistin und Techbloggerin. Als Prof. Kai Tiefenbach sie für ein Projekt zur Sensibilisierung der Gesellschaft für die Folgen ungezügelter KI-Entwicklung anwirbt, sieht sie sich voll in ihrem Element. Doch wenig später kommt der Professor bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben. Mit der Unterstützung von Robert Wonzak, einem ehemaligen Mitarbeiter von Omega, verfolgt sie das Projekt weiter und gerät in höchste Gefahr.
ICH Inkognito ist der neueste Roman von Guido Kniesel. Das Buch umfasst 232 Seiten, gegliedert in kurze 50 Kapitel, und erscheint im Selbstverlag, in der Printausführung bei Books on Demand.
Mit ICH Inkognito behandelt Guido Kniesel ein Thema, das quasi seit jeher immer wieder Gegenstand der Science Fiction war, nun aber zunehmend aus dem Fiction-Stadium heraus wächst. Was blüht uns, wenn künstliche Intelligenzen uns irgendwann an Leistungsfähigkeit überholen sollten? Er zeichnet dazu eine Realität, die unserer sehr nahe ist, einzig die Technik ist schon etwas weiter. Smarte Assistent*innen sind spätestens seit Alexa in unserem Alltag angekommen, wenn auch weit weniger leistungsfähig. Doch Verbreitung und Zugriffsmöglichkeiten, wie auch das US-amerikanische Modell, etwas Neues unausgereift auf den Markt zu werfen und an der Realität zu entwickeln, sind in unterschiedlicher Ausprägung heute schon gegeben. Mit fortschreitender Entwicklung im KI-Bereich rückt für die Menschheit eine existenzielle Frage immer weiter in den Vordergrund: Wenn uns eine KI einmal überlegen sein sollte, wird sie uns dann behandeln, wie wir die uns untergeordnete Umwelt behandeln?
Auf der Midnatsol, einem Schiff der Hurtigruten, erschießt sich ein deutscher Tourist. Der Fall scheint zwar eindeutig, aber ungewöhnlich. Arne Jakobson von der Polizei aus Skjervøy soll die Ermittlungen an Bord abschließen und bekommt dabei zunehmend Zweifel an der Geschichte vom Touristen, der seinen Urlaub nutzt, um sein Leben zu beenden. Was als vermeintlich klarer Fall beginnt, nimmt bald ungeahnte Dimensionen an. Weil das Wetter unwirtlich winterlich ist, können seine Kollegen von der Kripo nur schwer nachreisen. Schon bald tobt auf der Midnatsol nicht nur das nordische Wetter.
Mordkap ist der Auftakt für Rainer Dohs Reihe über den norwegischen Polizisten Arne Jakobson. 2015 bei Divan erschienen, wird Mordkap seit 2017 im Aufbau Taschenbuch Verlag verlegt. Das Buch umfasst 254 Seiten.
Mordkap ist meine zweite Begegnung mit Rainer Doh und seinem Arne Jakobson. Der Krimi kommt mit einer spannenden Geschichte und sympathischen Charakteren daher. Hatte ich bei Die Peer Gynt Papers noch leise Kritik an der am Schluss sehr verworrenen Handlung geübt, so wird der Fall in Mordkap schlussendlich nachvollziehbar aufgelöst.
Das Buch lässt sich in Gänze wunderbar runterlesen. Rainer Doh schreibt sehr flüssig und in einer Bildhaftigkeit, die jedes Problem, sich die jeweilige Szenerie bildlich vorzustellen, im Kern erstickt. Dabei hilft ihm sicherlich nicht zuletzt sein umfangreiches Wissen über Norwegen allgemein und die Hurtigrute im Speziellen. Dass er das besitzt und es nicht nur aus Sekundärquellen gesammelt hat, ist von Beginn an nicht zu übersehen. Nicht weniger detailreich und tief ist die Zeichnung seiner Figuren. Arne Jakobson sticht da als Protagonist selbstverständlich heraus, aber auch den Nebencharakteren – guten wie bösen – gibt Doh außerordentlich viel Tiefe. Auch Bezüge zu realen Ereignissen – hier beispielsweise der Breivik-Anschlag 2011 – fehlen nicht.
Charlie, 32, lässt sich mehr schlecht als recht vom Leben und seinen Künsten im Börsenhandel treiben. Miranda, 10 Jahre jünger, Studentin, Nachbarin und die aktuelle Liebe seines Lebens, kämpft mit ihrer Vergangenheit. Als 1982 die ersten humanoiden Roboter mit realistischer KI auf den Markt kommen, investiert der computerbegeisterte Charlie eine Erbschaft in einen dieser »Adams«. Das Experiment zeigt bald Schwächen, die beider Leben dramatisch verändern sollen. Oder sind es doch die Schwächen der Menschen?
Maschinen wie ich vom britischen Bestsellerautor Ian McEwan wird seit 2019 bei Diogenes verlegt. Das Buch umfasst 416 Seiten und beschreibt die Geschichte aus der Sicht des Protagonisten Charlie.
Maschinen wie ich spielt in einer modifizierten Vergangenheit in London. 1982 stehen die Briten kurz vor dem Falklandkrieg, den sie mit einer krachenden Niederlage verlieren werden, bevor sie ihn richtig begonnen haben. Mittelfristig wird Margaret Thatcher das das Amt kosten und Labour an die Macht bringen. Die kommen, leider einmal mehr, mit linken Positionen nicht über erfolgreichen Populismus im Wahlkampf hinaus. Die Gesellschaft ist zutiefst gespalten, womit McEwan an die gegenwärtige Lage anknüpft. Der Brexit steht auf dem Tableau, ebenso wie ein dringend notwendiges Grundeinkommen, denn …
Scharnow, ein Örtchen unweit von Berlin, scheint eines dieser zahlreichen, vollkommen unbedeutenden Dörfer in der Pampa zu sein. Doch weit gefehlt. Denn plötzlich morden Bücher, semi-professionelle, aber um so besorgtere Scharfschützen machen Jagd auf niedliche Haustiere und eine Abstürzer-WG leidet unter Alkoholnotstand. Alles Teil eines großen Plans?
Scharnow, der Debütroman des Die Ärzte-Musikers Bela B Felsenheimer, erschien 2019 bei Heyne in der Hardcore-Sparte. Der satirische Gesellschaftsroman umfasst 416 Seiten und kommt als Hardcover daher.
Scharnow gliedert sich in eine ganze Reihe scheinbar zusammenhangsloser Handlungsstränge, die in relativ kurzen Kapiteln abwechselnd erzählt werden und mit der Zeit zusammen fließen. Bela B entwickelt dabei sowohl ernsthaft realistische als auch herrlich absurde Charaktere – allen gemein, sie sind irgendwie sympathisch. Die herrliche Absurdität zieht sich dann auch durch die ganze Geschichte. Selbst sprachlich bleibt da wenig zu Wünschen übrig.
Aber zurück zum Inhalt. Da wäre der Buchblogger, dessen neuestes zu kritisierendes Werk plötzlich zu ihm spricht, womit sein Leben eine dramatische (und recht kurze) Wendung bekommt. Oder Nami, das Manga-Mädchen, das sich auf dem Weg zu ihrem geliebten »Omili« Hals über Kopf in den syrischen Geflüchteten Hamid verliebt. Der wiederum kann die Finger nicht von der Überwachungssoftware des Internetcafes seines Onkels, in dem er zeitweise arbeitet, lassen und entdeckt dabei Erschreckendes über einen Kunden, der scheinbar gerade einen Anschlag beim »Bund skeptischer Bürger« in Auftrag gibt. Bei diesem pegidesken Verein handelt es sich um einen Haufen schießwütiger Verschwörungstheoretiker, die in niedlichen Haustieren das manipulative Instrument der »Weltenlenker« ausgemacht haben. Doch ist das wirklich alles nur wirre Verschwörungstheorie?